Historical Saison Band 12
Regimenter in Waterloo ausgesetzt waren. Viele Familien in der Gegend hatten ihre Väter, Söhne und Brüder verloren. Sie wurde traurig bei dem Gedanken, wie leicht auch Bram hätte fallen können.
Wieder lächelte er, als sie die nächsten Enden aufeinanderlegten. „Ich dachte, du würdest in London bleiben und einen schicken Lakaien oder Ladenbesitzer heiraten.“
Sie schaute zur Seite. „London war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
Erneut berührten sich ihre Finger beim Zusammenfalten, und Mitgefühl lag in seinen braunen Augen. „Du hast meinem Vater über die Arbeit bei Miss Parronley geschrieben. Es muss schlimm für dich gewesen sein, als sie ihren Mann umgebracht hat.“
„Das kann man so sagen.“ Sie legte das zweite Betttuch in den Korb.
„Ich war froh, als ich erfuhr, dass du wieder zu Hause bist. Ich nahm allerdings an, einer der Jungs aus dem Dorf hätte dich längst geheiratet.“
Sie sah ihn prüfend an. Wahrscheinlich hatte Onkel Gunn ihm erzählt, dass sie alle Heiratsanträge abgelehnt hatte. „Nun, ich bin tatsächlich nicht verheiratet.“
Ausgerechnet ihm würde sie auf keinen Fall erzählen, weshalb sie sich unwürdig fühlte, zu heiraten. Dass sie so schwer gesündigt hatte, indem sie mit Lord Corland das Bett geteilt hatte. Auch wenn es nur aus Angst gewesen war, sonst auf die Straße geworfen zu werden. Ebenso wenig würde sie ihm berichten, dass sie Lord Corland ein paar Münzen gestohlen hatte, nachdem er mit ihr fertig gewesen und eingeschlafen war. Oder dass sie sich gerade wieder angezogen hatte, als Lord Wexin so komisch gekleidet ins Zimmer gekommen war. Aus dem Ankleidekabinett hatte sie beobachtet, wie Wexin eine Schere in Corlands Hals gestoßen hatte, und sie hatte laut aufgeschrien. Daraufhin hatte Lord Wexin versucht, sie mit der Schere zu erstechen.
Sie hätte tot neben Corland gelegen, wenn Lady Corland nicht herbeigeeilt wäre und so mutig mit Wexin gerungen hätte. Oh, wie feige ich mich verhalten habe. Sie war fortgerannt, nachdem Wexin gedroht hatte, sie zu töten. Die gestohlenen Münzen hatte sie genutzt, um heim nach Kilrosa zu reisen. Erst in Schottland erfuhr sie, dass Lady Corland tatsächlich für die Mörderin gehalten wurde und dass sie ebenfalls die Flucht ergriffen hatte.
Fia war froh, dass Lady Corland entkommen war, denn sie hatte noch immer zu große Angst vor Wexin, um jemandem zu verraten, was sie in jener Nacht gesehen hatte. Sie wusste nicht einmal, ob sie den Mut dazu aufgebracht hätte, wenn Lady Corland nicht geflohen wäre.
Sie fühlte sich furchtbar schuldig, weil Lady Corland nun nicht Baroness Parronley werden konnte, wie es eigentlich hätte sein sollen. Es wurde erzählt, Lord Wexin würde erben, sobald Lady Corland gefasst und gehängt wurde. Wenn Wexin nach Parronley kommt, werde ich erneut fliehen, nahm Fia sich vor. Aber in diesem Fall hätte sie keinen Ort, wo sie hingehen konnte.
„Fia?“ Bram wartete darauf, dass sie endlich die Lakenenden ergriff, die er ihr hinhielt.
Sie riss ihm den Stoff aus den Händen. „Ich habe keine Zeit für all die Plauderei. Kümmere dich um deine eigene Arbeit, Bram.“
„Ach, Mädchen“, murmelte er, wandte sich ab und ging ins Haus.
Marlena erwachte im „The Carter’s Arms“, einem Gasthaus in Lancashire, das sie am späten Nachmittag des Vortags erreicht hatten. Nach dem Zehn-Meilen-Ritt über das Land hatte sie Muskelkater. Sie rollte sich auf die Seite und betrachtete den Mann, der neben ihr lag.
In der Nacht hatten sie sich erneut geliebt, und es war wundervoll gewesen.
Lächelnd betrachtete sie Tanners Gesicht. Sie spürte, wie viel sie für diesen Mann empfand, der so gut, stark und klug war. Er hatte ein Buch mit Landkarten erworben und führte sie auf Wegen, die abseits der Postkutschenroute lagen. Schließlich hatten sie in dem malerischen kleinen Dorf Kirkby diese Unterkunft gefunden. Der Ritt hierher war wunderschön gewesen. Die Sonne hatte geschienen, der frische Wind wehte ihnen belebend um die Ohren, und sie waren nicht zu schnell geritten, sodass sich Menschen und Pferde gut aneinander gewöhnen konnten. Sie lächelte verträumt, als sie daran dachte.
„Ich danke dir, Tanner“, flüsterte sie.
Seine Augenlider zuckten, und sie betrachtete seine feinen Lachfalten, die sich vertieften, wenn er lächelte. Die Bartstoppeln auf seinem Kinn waren etwas heller als sein Haar, das stets so aussah, als ob gerade jemand mit den Fingern hindurchgefahren
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