Historical Saison Band 12
dass er zum Erben erklärt worden war. Und das bedeutete, dass Lady Corland tot war.
Mit Mühe erreichte Fia die Theke, hinter der Bram Bier zapfte.
„Was ist passiert, Mädchen?“ Besorgnis lag in seinem Blick.
Sie bemühte sich, ruhig zu klingen. „Zwei Bier für die Brüder Gibb.“
Er sah sie noch immer beunruhigt an. Schließlich zapfte er zwei Biere und reichte sie ihr.
Sie trug die Krüge zu Lyall und Erroll und ging danach rasch durch die Küche auf die Hintertür zu.
Ihre Tante rührte gerade in einem Suppentopf. „Geht es dir nicht gut, Fia? Du siehst ganz blass aus.“
„Ich brauche nur etwas frische Luft“, erwiderte sie. „In der Schankstube ist gerade nichts los.“
Sie blieb im Türrahmen stehen und zwang sich, nicht in den Regen hinauszulaufen. Einfach so fortzulaufen war töricht. Sie musste packen. Sie brauchte ihr Geld. Sie musste einen Ort finden, wo sie hingehen konnte.
Denn wenn Wexin sie fand, würde er sie töten.
14. KAPITEL
D ie letzten Stammgäste verließen das Gasthaus, und Fia hatte den Abend irgendwie durchgestanden. Ihre Tante und ihr Onkel waren bereits zu Bett gegangen, nur Bram war noch in der Küche. Fia wischte die Tische ab. Jetzt, wo sie allein war, konnte sie nachdenken.
Wexin stattete Parronley einen Besuch ab, nicht Kilrosa. Es war eher abwegig, dass er nach Kilrosa kommen würde, da das Dorf Parronley viel näher am Herrenhaus lag. Wenn ihn etwas herführte, dann nur Gutsherr Hay, dessen Ländereien an Kilrosa grenzten. Sofern Wexin nicht lange blieb, konnte sie ihm leicht aus dem Weg gehen. Wenn er allerdings beabsichtigte, in der Gegend zu leben, musste sie fort. Dann gab es keinen anderen Ausweg.
Fia säuberte den letzten Tisch und stellte die Stühle hoch, damit sie den Dreck wegwischen konnte, der zwangsläufig hereingetragen worden war. Als sie sich umdrehte, um Schrubber und Wassereimer zu holen, stieß sie beinahe mit Bram zusammen, der mit verschränkten Armen im Weg stand.
Sie musste so in Gedanken gewesen sein, dass sie sein Kommen gar nicht bemerkt hatte, aber nun schlug ihr Herz wie wild, und sie spürte, wie sich ihr Blut erhitzte.
„Hast du mich erschreckt“, sagte sie atemlos. „Ich dachte, du würdest die Küche sauber machen.“
„Die Küche kann warten.“ Er sah sie nur an, und seine braunen Augen wirkten in dem gedämpften Licht fast schwarz. „Was ist heute passiert?“
Sie schüttelte den Kopf und wollte an ihm vorbeigehen. „Ich habe keine Zeit für deine dummen Fragen, Bram. Nichts ist passiert. Es war ein langweiliger Abend.“
Er fasste sie am rechten Arm und beugte sich zu ihr hinunter. „Etwas hat dich so erschreckt, dass dir alle Farbe aus dem Gesicht gewichen ist und ich gefürchtet habe, du würdest in Ohnmacht fallen.“
Sie versuchte, sich loszumachen. „Hast du nichts zu tun?“
Er hielt sie fest und wandte den Blick nicht von ihr ab. „Nichts ist wichtiger als du, Mädchen.“
Sie hatte das Gefühl, die Knie würden nachgeben, doch Bram stützte sie.
Er kippte einen Stuhl vom nächsten Tisch und ließ sie darauf Platz nehmen. Dann ergriff er einen zweiten und setzte sich so hin, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Jetzt erzähl es mir.“
„Oh, Bram …“ Ihre Stimme versagte, und Tränen der Angst traten ihr in die Augen. „Lord Wexin ist in Parronley.“
„Lord Wexin?“
„Ja.“ Sie zitterte. „Ich habe Angst. Er wird mich töten, Bram. Ich weiß, dass er mich töten wird.“
Behutsam zog er sie auf seinen Schoß. Dann umschloss er sie mit seinen starken Armen. „Dir wird kein Leid geschehen. Dafür werde ich sorgen.“
Sie riss sich von ihm los. „Du darfst nicht in seine Nähe kommen, Bram. Hast du mich verstanden? Mach bloß keinen Unsinn!“
Erneut zog er sie fest an sich. „Wenn du weiter so redest, glaube ich noch, dass du dir etwas aus mir machst.“
„Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir meinetwegen etwas zustoßen würde.“
Er wiegte sie beruhigend hin und her, sodass sie sich beinahe wieder ganz sicher fühlte. „Ich fürchte, seine Ankunft bedeutet, dass er Lady Corland getötet hat. Sonst ist er nie hierhergekommen.“ Sie erschauderte.
„Was weiß er von dir, Fia? Hat er Anhaltspunkte, dich hier zu suchen?“
Sie schüttelte den Kopf und schmiegte eine Wange an seine Schürze, die nach Hopfen, Gärmittel und Trost roch. „Ich glaube nicht, dass er meinen Namen oder sonst etwas über mich weiß. Sonst wäre er viel früher aufgetaucht. Er konnte ja
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