Historical Saison Band 12
und waren schon bald wieder auf der Straße.
„Parronley House liegt über sieben Meilen entfernt, Mylord“, rief Bram. Er warf Tanner einen schmerzerfüllten Blick zu. „Er hat sie in seiner Gewalt, nicht wahr?“
„Ich fürchte ja.“ Tanner zweifelte nicht daran, dass Wexin vorhatte, Marlena und Fia zu töten.
Sie ritten, so schnell sie konnten, doch auf einer Anhöhe kam ihnen ein Reiter entgegen.
Rapp, der Bow Street Runner.
„Halt!“ Rapp lenkte sein Pferd seitwärts, um ihnen den Weg zu versperren. „Nicht so eilig!“ Er zielte mit der Pistole direkt auf Tanner.
19. KAPITEL
W ir werden entkommen, Fia.“ Marlena sah sich im Kerker um und versuchte, sich an diesen Ort zu erinnern. Ihre Fesseln waren zu fest geschnürt, um die Hände zu befreien. Sie rutschte auf Fia zu. „Vielleicht gelingt es uns, einander loszumachen.“
Sie saßen nun Rücken an Rücken, um mit den Händen die Fesseln der jeweils anderen zu lösen. Doch es ging nicht voran.
„Ich versuche es mit den Zähnen.“ Marlena legte sich so auf den Steinboden, dass sie Fias Handfesseln mit dem Mund erreichen konnte. Sie zog mit den Zähnen am obersten Strang, bis sich eine kleine Schlaufe bildete. Geschwind drehte sie sich um, und es gelang ihr, einen Finger in die Schlaufe zu stecken, um das Seilende hindurchzuziehen. Beharrlich bearbeitete sie den Knoten mit Zähnen und Fingern, bis er sich schließlich ganz löste.
Kaum waren Fias Hände frei, löste sie ihre Beinfesseln und befreite Marlena.
„Ich erinnere mich daran, dass wir hier gespielt haben“, sagte Marlena. „Mein Bruder, Wexin und ich.“
Als sie klein war, hatte Wexin ihr gedroht, sie in diesen Kerker einzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen, wenn sie Niall und ihn nicht in Ruhe ließ. Weinend hatte sie es ihrem Bruder erzählt. Niall hatte sie in den Arm genommen und ihr beteuert, er würde im Kerker einen Schlüssel verstecken, sodass niemand sie dort festhalten konnte.
Hast du den Schlüssel tatsächlich versteckt, Niall? fragte sich Marlena.
Sofort begann sie, die Wände zu untersuchen. „Hier müsste irgendwo ein Schlüssel versteckt sein“, erklärte sie Fia, die unverzüglich die andere Wand absuchte.
Niall hätte es mir einfach machen wollen, dachte Marlena.
Sie eilte zur Tür und tastete den dicken Holzrahmen ab. Dort, in einer Nische, entdeckte sie den Schlüssel. „Hier ist er!“, rief sie. Aufgrund der Feuchtigkeit war er rostig und klebte fest. Sie zog sich eine Haarnadel heraus und löste ihn damit.
„Schaffen Sie es?“, fragte Fia, die nun hinter ihr stand.
„Ja“, erwiderte Marlena entschlossen. Sie bekam den Schlüssel mit den Fingern zu fassen. „Ich habe ihn!“
Rasch versuchte sie, damit aufzuschließen, und lauschte mit klopfendem Herzen, als der Riegel zurückschnellte. Wenn jetzt die alte Tür nicht so laut knarrte, dass ihre Häscher es hörten, waren sie frei.
Sie hielt den Atem an, als sie die Tür öffnete. Das Knarren war so laut wie der Schrei eines Dämons, aber niemand kam.
Marlena drehte sich zu Fia um. „Wahrscheinlich bewachen sie die Außentür. Wir sollten einen anderen Weg nehmen.“
Hinter dem Kerker gab es einen Tunnel durch die Felsen, der in eine kleine Bucht führte. Es handelte sich um einen geheimen Fluchtweg für den Notfall. Da es Marlena und Niall verboten worden war, dort zu spielen, hatten sie jede Möglichkeit genutzt, den Geheimgang zu erkunden.
Marlena ergriff die Fackel, die nur noch schwach brannte. „Wir müssen uns beeilen. Da entlang“, flüsterte sie Fia zu. „Es gibt einen Tunnel.“ Als ob sie noch gestern hier gewesen wäre, führte sie Fia zu dem versteckten Eingang. Nun konnten sie nur noch hoffen, dass der Gang nicht unpassierbar geworden war. Geröll knirschte unter ihren Füßen, und sie hörten kleine Tiere forthuschen. Wahrscheinlich waren es Mäuse, doch das war in der Dunkelheit nicht zu erkennen, zumal die Fackel inzwischen erloschen war.
„Falls Sie sich Chancen ausrechnen, dass ich danebentreffe, kann ich Sie nur warnen“, drohte Rapp und zielte nach wie vor auf Tanner.
„Rapp, gehen Sie beiseite, und lassen Sie uns vorbei. Es geht um Leben und Tod!“, forderte Tanner ihn auf.
„Ihr Leben und Ihr Tod.“ Rapp lehnte sich im Sattel vor. „Sie haben der Geflohenen geholfen, und ich werde dafür sorgen, dass Sie die Konsequenzen tragen. Also, wo ist sie jetzt?“
„Sie sollten nicht so mit ihm sprechen!“, protestierte Bram und trieb sein Pferd näher an
Weitere Kostenlose Bücher