Historical Saison Band 12
Erbrechtsvorgaben für das Anwesen. Mein Vater kann Channings also im Grunde genommen hinterlassen, wem er will. Einzig das, was mir meine Mutter vererbt hat, ist mir sicher.“
„Nein! Er kann dir doch dein Erbe nicht verwehren! Das wäre Unrecht. Du liebst Channings doch sogar noch mehr als er.“
„Er hasst mich. Woher soll ich wissen, was er tun wird?“
„Aber du hast doch gar nichts getan, was solch ein Handeln rechtfertigen würde!“
„Außer, dass ich geboren wurde und meine Mutter bei meiner Geburt starb.“
Die Verbitterung in Richards Stimme versetzte Lexi einen Stich. „Ich glaube nicht einen Moment, dass dein Vater dich enterben wird. Ganz sicher weiß er, was er, wenn schon nicht dir, dann zumindest seinem Namen schuldig ist. Und dieser kann nur durch dich weitergeführt werden. Nein, Richard, du musst dir keine Sorgen machen. Außerdem ist immer noch genügend Zeit, vielleicht besinnt er sich ja noch und zeigt dir seine Zuneigung.“
„Eine Versöhnung am Sterbebett? Das halte ich für unwahrscheinlich. Aber ich werde mein Bestes geben. Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt haben sollte, Alexandra. Verzeihst du mir? Ich schätze deine Freundschaft und möchte dich nicht verlieren.“
„Freundschaft?“ Sie lächelte niedergeschlagen. „Natürlich bleiben wir Freunde, Richard. Auf ewig.“
Lord Deverell verstarb, ohne den Versuch unternommen zu haben, sich mit seinem Sohn auszusöhnen, doch er hatte ihm seinen Besitz hinterlassen. Richard verbrachte das restliche Jahr zumeist auf Reisen, um die Verwalter und Pächter seiner Besitztümer kennenzulernen, die ihn nie zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Er wollte sich davon überzeugen, dass die Ländereien in guten Händen waren.
Lexi bekam Richard in diesen Tagen kaum zu Gesicht, und auch nach seiner Rückkehr verbrachten sie nie viel Zeit miteinander, denn nun war ihr Vater schwer erkrankt, und sie wich nur selten von seiner Seite. Zwar leistete auch Richard Sir Jeremy oft Gesellschaft, sprach mit ihm über die Ereignisse im Dorf oder seine Pläne für Channings. Lexi indes schickte er angesichts ihrer blassen Wangen und müden Augen jedes Mal mit der Anweisung fort, sich auszuruhen oder einen Spaziergang zu unternehmen.
Und dann kam der Tag, an dem Napoleon von Elba floh. Von einer Minute auf die andere wurden Richard und Johnny wieder in den Militärdienst berufen. Während man Johnny aufgrund der Krankheit seines Vaters einen Posten in London gab, wurde Richard mit wichtigen Dokumenten durch ganz Europa geschickt.
Erst im späten Frühjahr 1815 wurde er wieder nach London beordert, um ebenso wie Johnny als einer von Wellingtons Generalstabsoffizieren seinen Dienst im Kriegsministerium zu verrichten.
Zu Ostern endlich sah Lexi ihn wieder, als er gemeinsam mit Johnny eine ganze Woche in Somerset verbrachte. Der Besuch jedoch verlief nicht sehr angenehm. Richard schien noch zurückhaltender als üblich, und Johnny zeigte sich sehr gereizt und aufbrausend. Außerdem trank er mehr, als ihm guttat. Ein oder zwei Mal versuchte Lexi, ihren Bruder zu fragen, was ihn bedrückte, doch er wollte sich ihr nicht anvertrauen. Schließlich entschloss sie sich, mit Richard darüber zu sprechen, fand jedoch erst am vorletzten Tag seines Besuches Gelegenheit dazu.
Ursprünglich hatten sie alle drei am Fluss entlangspazieren wollen, doch kurz bevor sie aufbrechen wollten, hatte Johnny wegen einer Lappalie einen Wutanfall bekommen und beschlossen, zu Hause zu bleiben.
Strahlend lachte die Sonne vom blauen Himmel, und die Landschaft zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die Wege um Rawdon wurden vom Gelb und Grün der Weidenkätzchen gesäumt, und das Flussufer zierten überall Kissen gelber Schlüsselblumen und zarter Buschwindröschen.
„Hier ist es wundervoll!“, sagte Richard und atmete tief die süß duftende Luft ein. „Du ahnst ja nicht, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, nach all diesen Reisen endlich wieder nach Hause zu kommen.“ Er wandte sich ihr zu. „Und wie geht es dir, Alexandra?“
Die Frage kam so unerwartet, dass Lexi errötete. „Ich … gut“, stammelte sie. „Aber das weißt du doch, warum fragst du?“
„Und wie geht es Transden?“
Sie sah ihn verblüfft an. „Mr Transden? Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
„Wirklich nicht?“ Er klang skeptisch.
„Natürlich nicht! Wie auch? Ich bin Mr Transden seit vergangenem Sommer nicht mehr begegnet. Wieso fragst du nach ihm?“
„In der letzten Saison
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