Historical Saison Band 15
unheimlichen Gefühl überfallen, in die Vergangenheit zurückzukehren. Nichts auf der Insel schien sich in den letzten zwanzig Jahren verändert zu haben, angefangen von den Steinhäusern mit ihren Reetdächern bis zu den Fässern auf Rädern, die die Inselbewohner dazu benutzten, um Wasser vom Great Pool zu holen. Als er sich dem Haus näherte, erwartete er schon halb, eine jüngere Ausgabe von ihm selbst aus der Haustür laufen zu sehen.
Vielleicht war es das, was ihn davon abhielt, nach jemandem zu rufen. Stattdessen drückte er behutsam die Klinke nach unten und stieß die Tür fast widerwillig auf. Der Salon war leer. Noch immer lagen große Laken über den Möbeln. Wie klein ihm der Raum vorkam. Der Boden war bedeckt von einer dicken Staubschicht, Ruß und toten Fliegen. Kümmerte sich keiner mehr um dieses Haus? Oder hatten sie nach so vielen Jahren damit aufgehört? Vielleicht hatten sie mit einer Nachricht gerechnet, die ihnen einen bevorstehenden Besuch ankündigen würde, bevor sie sich die Mühe machten, das Haus zu reinigen. Doch einige frische Fußabdrücke hier und da auf dem schmutzigen Boden zeugten davon, dass jemand vor Kurzem hier gewesen sein musste.
War Caroline hergekommen, wie er es ihr befohlen hatte, nur um voller Abscheu wieder zu fliehen? Eigentlich konnte er es ihr nicht einmal verdenken, falls es so war. Allein schon die unangenehmen Gerüche, die aus der Richtung der Küche zu ihm herüberdrangen, waren abstoßend.
Plötzlich lockte ihn ein leises Geräusch, als würde sich jemand genau über ihm bewegen, zur Treppe, die er darauf lautlos hinaufschlich. Dem Geräusch folgend, lugte er in das Schlafgemach, das seine Mutter während ihrer gemeinsamen Urlaube bewohnt hatte. Der Anblick, der sich ihm bot, raubte ihm die Sprache.
Es war Caroline, die auf Händen und Knien damit beschäftigt war, ausgesprochen energisch den Boden zu schrubben. Obwohl sie ihm den Rücken zuwandte, erkannte er ihre goldblonden Locken und ihr Kleid. Es war zwar eins ihrer schlichteren, doch immer noch bei Weitem feiner als jedes Kleid, das ein Hausmädchen tragen würde, um eine solche Aufgabe zu erledigen.
Seine elegante Countess ließ sich dazu herab, gewöhnliche Hausarbeit zu verrichten? Wenn er es nicht mit eigenen Augen vor sich sähe, hätte Bennett es nie für möglich gehalten.
Während er ihr dabei zusah, wie sie ihre Bürste in einen Eimer Wasser tauchte und dann damit kräftig den Boden schrubbte, wurde sein Blick unwillkürlich von ihrem wohlgeformten Gesäß angezogen. Leicht in die Höhe gestreckt und nur von einer dünnen Stoffschicht bedeckt, wiegte sie es in einem äußerst verlockenden Rhythmus. Bennett konnte sie sich nackt vorstellen – so oft hatte er die glatten, festen Wölbungen früher zu sehen bekommen. Sein Leib reagierte sofort heftig und unmissverständlich. Es drängte ihn danach, seine Frau auf das kalte, muffige Bett zu werfen und all die widersprüchlichen Gefühle, die sie in ihm hervorrief, in einem befreienden Akt der Lust zu vergessen.
Gegen seinen Willen entfuhr ihm ein leises Stöhnen.
Sofort blickte Caroline über die Schulter, und sobald sie ihn entdeckte, schrie sie so erschrocken auf, als wäre ihr ein Geist erschienen. Bei dem Versuch, sich zu erheben, ohne Bennett zu nahe zu kommen, kroch sie auf allen vieren davon und warf dabei den Eimer um. Als sie dann doch aufsprang, um dem hervorsprudelnden Wasser zu entkommen, stieß sie sich den Kopf an der schrägen Giebeldecke.
„Sieh nur, was ich wegen dir angestellt habe!“ Sie rieb sich den Kopf und betrachtete betroffen das Seifenwasser, das über den Boden lief. „Warum hast du dich so an mich herangeschlichen?“
Ihr wütender Blick und vorwurfsvoller Ton erstickten sein Mitgefühl für ihr Missgeschick. Zusätzlich wuchs sein Zorn noch durch die heftige Begierde, die sie in ihm entfacht hatte. „Und was hast du dir dabei gedacht, dich einfach aus London wegzuschleichen? Noch dazu mit meinem Sohn! Ich habe dir nicht die Erlaubnis gegeben, ihn mitzunehmen!“
„Du hast es mir aber auch nicht verboten.“ Sie bückte sich, um den Eimer aufzurichten, wenn auch viel zu spät, als dass es irgendetwas nützen könnte. „Nur auf diese Weise konnte ich noch eine letzte Gelegenheit bekommen, Zeit mit meinem Kind zu verbringen.“
„Ich hätte es dir verboten“, fuhr er sie an, „wenn du den Anstand besessen hättest, mich von deinen Absichten zu unterrichten. Stattdessen musste ich entdecken, dass du
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