Historical Saison Band 15
dich ohne mein Wissen oder meine Billigung davongemacht hattest. Woher sollte ich wissen, ob du nicht mit ihm ins Ausland geflohen warst? Mit ihm und … deinem Liebhaber.“
Ihre blaugrünen Augen funkelten, als sie ihn wütend anstarrte. „Falls du Mr Astley meinst, so ist er nicht mein Liebhaber. Und selbst wenn er es wäre, wie konntest du denken, ich würde Wyn jemals entführen? Du bist es, der mit seiner Drohung, sich scheiden zu lassen, entschlossen ist, ihn seiner Mutter zu berauben!“
Wenn sie die Bürste genommen und ihm an den Kopf geschleudert hätte, hätte es Bennett nicht härter treffen können als dieser Vorwurf. Als würde sie wissen, wie sehr sein Gewissen ihn deswegen quälte. In all den sieben Jahren ihrer Ehe hatten sie kein einziges Mal mit so offener Feindseligkeit miteinander gestritten. Ihre bevorzugte Waffe war vielmehr das eisige Schweigen gewesen, das nur ab und zu von spitzen Bemerkungen unterbrochen wurde. Sosehr diese rohe Anfeindung auch sein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Selbstbeherrschung erschreckte, insgeheim genoss er doch die Gelegenheit, etwas von der Verbitterung, die schon so lange in ihm wuchs, herauszulassen.
„Wie ich dir zutrauen konnte, dass du dich mit unserem Sohn davonmachen könntest?“, wiederholte er Carolines Frage. „Vielleicht weil du kürzlich bewiesen hast, zu welchen Abgründen der Unschicklichkeit du fähig bist. Ausgerechnet mit Astley! Die Wahl wirft kein gutes Licht auf dein Urteilsvermögen.“
„Warum weigerst du dich nur zu glauben, dass es nichts Schlimmeres zwischen mir und Mr Astley gegeben hat als das, was du mit eigenen Augen bei Almack’s gesehen hast? Vielleicht weil du es so willst? Vielleicht weil du schon die ganze Zeit auf eine Gelegenheit wie diese gewartet hast – einen Vorwand, um mich loszuwerden, jetzt da ich meinen Zweck erfüllt und dir einen Erben geschenkt habe!“
Glaubte sie wirklich, er suchte nach einem Vorwand, um sich scheiden zu lassen? Oder versuchte sie nur, von ihrem schändlichen Benehmen abzulenken, indem sie angeblich seine Motive in Zweifel zog? Unter der leidenschaftlichen Feindseligkeit spürte Bennett eine ganz anders geartete Leidenschaft. In einem schlichten Kleid, das Haar durch ihre Anstrengungen zerzaust und die Wangen von gesunder Röte, sah Caroline weniger wie eine verwöhnte Londoner Schönheit aus und mehr wie eine zutiefst sinnliche Frau, die ihn viel stärker anzog, als ihm lieb sein konnte. Ahnte sie, welche Macht sie über ihn besaß?
Er musste dafür sorgen, dass diese Macht gebrochen wurde.
Ohne ihre Anschuldigung einer Antwort zu würdigen, wechselte er einfach das Thema. „Da wir von meinem Erben reden … Wo ist Wyn? Und warum hast du hier auf den Knien gelegen und den Boden geschrubbt? Ich hätte nicht gedacht, dass du weißt, wie das geht.“
„Es ist nicht Griechisch oder höhere Mathematik. Ich habe den Dienern mein ganzes Leben lang beim Schrubben zugesehen.“ Caroline schob sich eine Locke aus der Stirn. „Wyn ist mit Albert zusammen. Drüben im Wirtshaus. Ich wollte versuchen, dieses Zimmer für uns herzurichten, sodass wir heute hier schlafen können. Es war nicht leicht, wenn man bedenkt, dass in diesem Haus seit Jahren nicht mehr sauber gemacht worden ist. Jetzt sieht es sogar noch schlimmer aus als vorher.“
Kopfschüttelnd den überschwemmten Boden betrachtend, stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Sie sah so entmutigt aus, dass Bennett insgeheim ein schlechtes Gewissen bekam. „Ich wusste nicht, dass du das Haus in einem solchen Zustand vorfinden würdest. Ich dachte, irgendjemand würde sich noch darum kümmern.“
Caroline warf ihm einen Blick zu, der Bennett deutlich zeigte, wie wenig sie ihm glaubte. Ebenso wenig wie er ihr glaubte, dass sie ihm treu gewesen war. Konnte sie sich vorstellen, er hätte sie absichtlich zu einem so schmutzigen, verlassenen alten Haus geschickt? Nicht, dass es ihr schaden würde, auch zur Abwechslung einmal etwas zu tun und zu lernen, was es hieß, arbeiten zu müssen. Aber nach sieben Jahren Ehe mit ihm sollte sie eigentlich wissen, dass er seine Verantwortung ihr gegenüber sehr ernst nahm – obwohl sie ihre Pflicht, treu zu sein, versäumt hatte.
„Aber warum hast du den Boden geschrubbt und Albert Kindermädchen spielen lassen?“
„Weil Albert zurzeit nicht in der Verfassung ist, irgendetwas anderes zu tun.“ Caroline erzählte ihm von Alberts verletztem Knöchel. „Parker hat sich schlichtweg geweigert,
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