Historical Saison Band 15
ihm stundenlang vor.“
All das wollte auch Caroline mit ihrem Sohn tun. Doch zunächst würde sie das verlassene Haus säubern lassen müssen, damit man darin leben konnte.
„Was für eine Frau war die Mutter meines Mannes? Ich hatte nicht das Vergnügen, sie kennenzulernen.“ Würde Mrs Pender es für seltsam halten, dass Bennett ihr nichts von seiner Mutter erzählt hatte?
„Nun …“ Die Wirtin schien nachzudenken. „Ich weiß noch, wie höflich sie immer zu jedermann war, egal, welchen Rang er innehatte.“
Caroline fragte sich, ob Bennett deswegen zu seinen politischen Überzeugungen gekommen war – zu seiner bewundernswerten Anteilnahme für die versklavten und ausgebeuteten, armen Menschen dieser Welt.
„Sie war bildschön“, fuhr Mrs Pender fort, „Nur leider nie sehr kräftig, die arme Seele. Im Herbst kam sie immer wegen des Klimas hierher, während ihr Gatte auf die Jagd ging.“
In diesem Moment brachte ein Dienstmädchen eine Teekanne, Tassen und einen dampfenden Wasserkessel. Caroline sah neugierig zu, wie Mrs Pender den Kamillentee aufbrühte.
Während er zog, versuchte sie, mehr aus ihrer Gastgeberin herauszubekommen. „Ich vermute, es ist recht lange her, dass mein Gatte und seine Mutter das letzte Mal auf der Insel waren.“
„Gütiger Himmel, ja, Mylady. Das ist gewiss schon über zwanzig Jahre her.“
„Damals muss seine Mutter gestorben sein“, flüsterte Caroline gedankenverloren.
Mrs Pender wollte die Teekanne anheben, hielt aber mitten in der Bewegung inne. „Nein, Mylady. Sie kam einige Jahre später noch einmal her. Ohne ihren Sohn. Und nicht, um zu bleiben, sondern nur für wenige Tage, um einige Dinge vom Haus einpacken zu lassen und mitzunehmen.“
Sie sah aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, doch plötzlich musste sie ihre Meinung geändert haben, denn stattdessen machte sie sich am Tee zu schaffen und schenkte Caroline durch ein feines Sieb ein.
„Gibt es noch etwas, was Sie mir sagen möchten?“ Caroline bedachte sie mit einem fragenden Blick, während sie ihre Tasse entgegennahm. „Was immer es ist, ich würde es sehr gern wissen.“
Mrs Pender schüttelte den Kopf. „Ich klatsche nicht gern, Ma’am. Ganz besonders nicht über Ihre Ladyschaft. Sie war immer gut zu mir.“
Die ausweichende Antwort schürte Carolines Neugier nur noch mehr. Was in aller Welt wusste Mrs Pender über Bennetts Mutter, das man als Klatsch auslegen könnte?
Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee und genoss die bekömmliche, milde Süße. Schon der Duft schien sie zu beruhigen. „Ich weiß Ihre Diskretion zu schätzen, Mrs Pender, und dass Sie mit Fremden nicht über private Dinge meiner Familie sprechen möchten. Doch da ich ein Mitglied der Familie bin, könnten Sie vielleicht eine Ausnahme machen?“
Die Wirtin nippte schweigend an ihrem Tee, offenbar während sie über Carolines Bitte nachdachte. „Vielleicht ist es ja auch gar nichts so Wichtiges, Ma’am. Doch als Ihre Ladyschaft jenes letzte Mal zurückkam, hatte sie einen Gentleman bei sich. Sehr gut aussehend, das muss man sagen, und sehr liebenswürdig. An seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr, aber er … er war nicht ihr Gatte.“
Diese letzten Worte brachte sie nur flüsternd hervor.
Caroline hätte sich fast an ihrem Tee verschluckt. Waren Bennetts Eltern geschieden? Er hatte es nie erwähnt, aber andererseits hatte er auch sonst nie etwas über sie gesagt. Konnte das der Grund sein? Weil er sich wegen des Familienskandals schämte?
„Vielleicht war der Mann ja ein Verwandter Ihrer Ladyschaft“, schlug sie vor. „Ein Bruder oder ein Cousin.“
„Gewiss, Ma’am. Das könnte er gewesen sein.“ Allerdings klang Mrs Pender sehr skeptisch.
Wenn Bennett sich wegen der Scheidung seiner Eltern schämte, warum war er dann so begierig darauf, seinen eigenen Sohn derselben Schande auszusetzen?
3. KAPITEL
I ndem sie mit ihrem Sohn geflohen war, hatte seine Frau die wenigen Zweifel in Bennett beseitigt, die er noch wegen der Scheidung hatte. Er war Caroline und ihren Gefährten den ganzen Weg aus London unerbittlich gefolgt und hätte sie vielleicht sogar in Penzance eingeholt, wenn ein lahmes Pferd ihn nicht aufgehalten hätte. Als er spät am folgenden Nachmittag auf Tresco landete, fürchtete er schon, keine Spur mehr von Caroline oder seinem Sohn zu finden, weil Astley sie ins Ausland entführt hatte.
Als er im Sprühregen vom Kai am Old Grimsby losschritt, wurde Bennett von dem
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