Historical Saison Band 15
nach ihr und sie antwortete ihm sofort. Bennett folgte ihr zum Bett des Kleinen.
„Bitte, mein Liebling, trink noch ein wenig Tee.“ Sie stützte Wyn und hielt ihm die Tasse an die Lippen. „Ich weiß, du magst den Geschmack nicht, aber du fühlst dich immer besser, wenn du davon getrunken hast.“
Der Junge drehte das Gesicht fort und beschwerte sich. „Ich will keinen Tee.“
„Wyndham Wilberforce Maitland.“ Vom Fuß des Bettes blickte Bennett streng auf seinen Sohn herab. Immer wenn er seinen vollen beeindruckenden Namen benutzte, wusste der Kleine, dass keine Widerrede erlaubt war. „Du musst tun, was deine Mutter sagt.“
Wyns Unterlippe bebte, sodass sein Vater sich wie der niederträchtigste Unmensch vorkam, aber er gehorchte und nahm einen großen Schluck aus der Tasse.
„Guter Junge, tapferer Junge“, schmeichelte Caroline ihm und küsste ihn auf die feuchte Stirn.
Als sie zu Bennett hinübersah, erwartete er schon einen vorwurfsvollen Blick, doch stattdessen sah er darin einen so warmen Ausdruck der Dankbarkeit, dass sie das Wort „Danke“ gar nicht stumm mit den Lippen hätte zu formen brauchen.
Noch etwas anderes schien sie ihm sagen zu wollen. Zu seiner eigenen Überraschung wusste er sofort, was das sein musste.
„Gut gemacht, mein Sohn.“ Er lächelte Wyn zu und hoffte, der Kleine würde verstehen, warum er so schroff gesprochen hatte. „Wir möchten nur, dass du bald wieder gesund bist.“
„Ja, Papa.“ Der Junge nahm noch einen Schluck und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er schluckte.
Sie schafften es, ihn auch zu dem Rest des Tees zu überreden und sogar zu einigen Löffeln Brühe. Dann half Bennett ihm auf den Topf und Caroline zog ihm ein sauberes Nachthemd über.
„Soll ich dir noch eine Geschichte erzählen?“, fragte sie, als der Junge wieder im Bett lag.
„Ich möchte gern eine Geschichte von Papa hören“, antwortete er. „Von der Zeit als er mit seiner Mama hierherkam.“
Bennett musste seinen Widerwillen irgendwie verraten haben, da Caroline zu vermitteln versuchte. „Dein Papa ist sehr müde, mein Liebling. Er sollte sich besser ein bisschen hinlegen. Vielleicht erzählt er dir später etwas.“
„Schon gut.“ Bennett nahm den Platz seiner Frau neben dem Bett ein. Er war ihr zwar dankbar, dass sie versucht hatte, es ihm zu ersparen, aber er musste die Gelegenheit ergreifen, um eine engere Beziehung zu seinem Sohn herzustellen. „Ich denke, ich werde mich noch an einige Einzelheiten von damals erinnern. Aber du musst mir versprechen, mich anzustoßen, falls ich anfangen sollte, zu schnarchen.“
„In Ordnung.“ Wyn klang schon fast wieder so fröhlich wie immer. Der Tee musste tatsächlich wirken. Bennett hoffte nur, dass das verwünschte Fieber dieses Mal nicht zurückkehrte.
Er begann ihm alles zu erzählen, an das er sich aus seiner Kindheit hier auf Tresco erinnern konnte. Zu seiner Erleichterung kamen nur die angenehmen Erinnerungen zum Vorschein, die er ganz tief in sich begraben hatte. Es fiel ihm sehr schwer, die liebevolle Mutter jener glücklichen Zeiten mit der schamlosen Ehebrecherin in Einklang zu bringen, die ihn verlassen hatte. Und im Augenblick war er auch zu erschöpft, um es überhaupt zu versuchen.
Mitten in einer Geschichte über „Thekla Theis“, das Erntedankfest auf der Insel, spürte er plötzlich Carolines Hand auf seinem Arm und ihren Atem wie eine Liebkosung an seinem Ohr, als sie ihm zuflüsterte: „Wyn ist wieder eingeschlafen, und du solltest jetzt auch zu Bett gehen.“
„Ich bleibe bei ihm sitzen.“ Er schwankte leicht, als er sich vom Bett erheben und auf den Stuhl setzen wollte.
„Bitte, sei vernünftig!“ Sie packte seinen Arm, um ihn zu stützen. „Sonst fällt dir das doch auch nicht schwer. Wenn du hier im Sitzen einschläfst, werde ich dich nicht bis zu deinem Bett tragen können, so wie du es mit mir getan hast. Komm jetzt also bitte, solange du dich noch aus eigener Kraft fortbewegen kannst. Wenn du es tust, verspreche ich dir, dass ich mich hinlege, wenn Wyn das nächste Mal einschläft. Wir werden ihm nicht helfen können, wenn wir uns völlig verausgaben.“
„Das klingt wirklich vernünftig.“ Er konnte nicht einmal mehr deutlich sprechen, als hätte er zu viel getrunken. „Wirst du mich in die richtige Richtung stoßen, damit ich nicht die Treppe hinunterfalle?“
Vor nur wenigen Tagen hätte er ihr zugetraut, ihm einen Stoß eben diese Treppe hinunter zu versetzen. Jetzt
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