Historical Saison Band 15
entschlossen war zu glauben, aber sie entsprach auf keinen Fall den Erwartungen, die ein Mann wie er an seine Frau stellen durfte.
Wie sehr wünschte sie, sie könnte ihm sagen, dass sie aus tiefstem Herzen bereute, seinen Stolz verletzt und seinem politischen Kampf geschadet zu haben. Aber er würde ihr nie glauben. Je länger sie darüber nachdachte, desto schweigsamer und bedrückter wurde sie.
Eine ganze Weile später war sie sich vage bewusst, in Bennetts starken Armen nach oben getragen zu werden. Ihr Kopf lag an seiner Brust, und sie atmete tief seinen vertrauten Duft ein. All ihre Wut, alle Schuldgefühle waren für diesen Moment vergessen, und sie fühlte sich entspannt und ruhig.
Gleich darauf wurde sie behutsam auf ein Bett gelegt. Sie sehnte sich danach, ihre Arme um Bennett zu legen und ihn zu sich herunterzuziehen, aber zu schwer lag der Schlaf auf ihr.
Außerdem fürchtete sie, er würde sie abweisen, wie er es so oft getan hatte.
6. KAPITEL
W usste Caroline wirklich nicht, wie begehrenswert sie war? Während Bennett seine Gattin auf das Bett in ihrem dunklen Schlafzimmer legte, sann er immer noch darüber nach, was sie gesagt hatte.
Es war, als wüsste man nicht, dass die Sonne golden war, so wie ihr Haar – oder das Meer azurblau, so wie ihre Augen. Seit seiner Ankunft auf Tresco fühlte er sich von ihr in Versuchung geführt. Er fand sie sehr viel anziehender in einem schlichten Kleid, wenn ihr das Haar offen auf die Schultern fiel und ihr Gesicht voll mütterlicher Zuneigung strahlte. Als Liebling der Londoner Gesellschaft, tadellos gekleidet, frisiert und geschmückt, hatte sie ihn kaltgelassen.
Noch immer fand er es schwierig zu glauben, dass unter jener eleganten Fassade so tiefe Zweifel verborgen lagen. Allerdings, warum sollte ihn das verwundern? Er war doch das beste Beispiel dafür, wie gut man sich hinter einer Maske der Stärke und Selbstsicherheit verstecken konnte. Manchmal brachte das jedoch mit sich, dass man Geheimnisse für sich behielt.
In den letzten zwei Nächten aber hatte er Caroline sehr viel mehr über sich verraten, als er je beabsichtigt hatte. Es war ihm Stück für Stück auf schmerzhafte Weise entrissen worden – wie bei einer komplizierten Operation. Doch kaum hatte er seine lange gehüteten Geheimnisse ausgesprochen, war er von Erleichterung übermannt worden. Die Wunden seiner Kindheit schienen plötzlich zu verheilen. Wer hätte gedacht, dass Caroline sich als so mitfühlend und verständnisvoll erweisen würde? Er jedenfalls nicht, so viel war sicher.
Nachdem er seine Frau hingelegt hatte, verweilte Bennett noch kurz und atmete ihren verführerischen Duft ein. Es gelang ihm nur, sich von ihrem Anblick loszureißen, weil er fürchtete, sonst die Kontrolle über sich zu verlieren. Als er sich allerdings abwenden wollte, erfasste ihn ein seltsames Schwindelgefühl und er sank wieder auf das Bett zurück.
Die einzige, sehr schwache Beleuchtung in Carolines Gemach kam von den Kerzen in Wyns Zimmer, das gegenüber lag, und dem silbernen Mondschein, der durch das Fenster fiel. Sie sah so zart und zerbrechlich aus in diesem matten Licht. Seine Sinne waren noch zutiefst erregt von der Berührung ihres Leibes, als er sie nach oben getragen hatte, doch gleichzeitig ertappte er sich dabei, ganz neue Gefühle für Caroline zu empfinden.
Sie hatte Fehler begangen in ihrer Ehe, aber jetzt gestand er sich ein, dass ihn genauso viel Schuld traf. War es vielleicht doch möglich, dass er seine Frau dazu getrieben hatte, sich bei einem anderen Mann die Anerkennung zu suchen, die sie von ihrem eigenen Gatten nicht bekommen konnte? Hatte er ihr das Gefühl gegeben, es wäre ihm gleichgültig, ob sie sich einen Liebhaber nahm oder nicht? In ihren Kreisen waren Affären gang und gäbe, sobald die Frau erst einmal ihre Pflicht erfüllt und einen gesunden männlichen Erben zur Welt gebracht hatte.
Bennett erhob sich langsam, erleichtert, dass er sich nicht mehr schwindlig fühlte. So ungern er Caroline verließ, wusste er doch, dass er jetzt zu ihrem Sohn zurückgehen musste. Während er eine Decke vom Fuß des Bettes nahm und sie behutsam über ihr ausbreitete, sann er über die seltsame Ironie ihrer Situation nach. Nach sieben Jahren begannen seine Gattin und er endlich, einander besser zu verstehen – und das ausgerechnet jetzt, da ihre Ehe im Begriff war zu zerbrechen.
Obwohl Caroline müde gewesen sein musste, schlief sie nicht sehr lange. Als Wyn erwachte, rief er
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