Historical Saison Band 15
geben, was er verdient hatte!
Bennett runzelte die Stirn. „Astley kümmerte sich nie darum, wer der wirkliche Schuldige war. Er nutzte die Schwächen der anderen aus, um zu bekommen, was er wollte.“
Dieses Mal war es ihre Schwäche gewesen, die Astley ausgenutzt hatte. Sie spürte, wie sie rot wurde vor Scham. Wegen ihr hatte nicht nur Bennett gelitten, auch ihr Sohn würde unter den Folgen ihrer Dummheit leiden müssen. Und vielleicht sogar die Anti-Sklaven-Bewegung, für die ihr Vater und ihr Gatte so hart gearbeitet hatten.
„Ich wünschte, du hättest mir gesagt, warum du wolltest, dass ich mich von … dieser Kreatur fernhalte, statt es mir einfach nur zu verbieten.“ Sie bezweifelte, dass er ihr glauben würde, aber sie musste sprechen. „Wenn ich geahnt hätte, was er dir angetan hat, wäre ich nie … hätte ich ihn nie ermutigt.“
War es die ganze Zeit über Astleys Plan gewesen, sie in diese kompromittierende Situation zu bringen und Bennett in jeder nur denkbaren Hinsicht zu schaden? Es würde zwar nicht ihre eigene Verantwortung mindern, denn sie hatte es ihm viel zu einfach gemacht. Sie war nur ein Mittel zum Zweck gewesen, um Bennett zu demütigen. Jetzt musste Bennett sie verachten.
Sie hatte nicht mit einer Antwort ihres Mannes gerechnet. Doch nach mehreren Minuten angespannten Schweigens meldete er sich doch noch zu Wort. „Vielleicht hätte ich dir die Geschichte wirklich verraten sollen. Aber ich fürchtete, genau das Gegenteil damit zu erreichen.“
Obwohl er leise und ohne Vorwurf in der Stimme sprach, trafen seine Worte sie doch hart. Wie konnte er glauben, sie würde eine so böswillige Missachtung an den Tag legen? Andererseits hatte sie kein Recht, empört zu sein.
„Ich habe nicht damit gerechnet, dass er mich küssen würde.“ Warum machte sie sich nur die Mühe, Dinge zu wiederholen, die Bennett sowieso nicht glauben würde? „Und ich wollte auch nicht, dass er es tut.“
Ihr Mann warf ihr einen Blick zu, der sie zu fragen schien, warum sie nicht nur ihm immer noch etwas vormachte, sondern auch sich selbst.
Vielleicht war der Versuch wirklich ein Fehler gewesen. Sie wusste jetzt, dass es unmöglich sein würde, Bennett von ihrer Unschuld zu überzeugen. Er war entschlossen, sie loszuwerden, und nur ihr Schuldeingeständnis würde ihm die Freiheit schenken können, die er ersehnte.
Trotzdem konnte Caroline nach all den Jahren des unerträglichen Schweigens nicht mehr den Mund halten. „Ich gestehe ein, dass mein Flirt mit Astley zu weit ging. Allerdings nur, weil es so lange her war, dass du ein Interesse an mir zeigtest. Wahrscheinlich brauchte ich eine Bestätigung, dass ich nicht völlig unattraktiv bin.“
Ein trockenes Lachen entfuhr Bennett. „Das muss ein Scherz sein! Hast du nie bemerkt, wie die Männer dich ansehen, wie sie sich in deiner Nähe verhalten?“
Was kümmerten sie andere Männer? Daheim war sie mit einem Mann zusammen, der es kaum ertragen konnte, im selben Raum mit ihr zu sein, geschweige denn im selben Schlafzimmer! „Das sind nichts als alberne Spielchen.“
„Für dich vielleicht.“ Bennett rieb sich die müden Augen. „Aber manche Spiele haben ernsthafte Folgen.“
Caroline betrachtete ihren Sohn, der wieder unruhiger zu werden begann.
„Das weiß ich jetzt.“ Sie hatte es auf die grausamste Weise erfahren. „Ich hoffe, du hast dich an Astley für die Prügel rächen können.“
„Ja, das habe ich in der Tat.“ Bennett klang sehr zufrieden. „Ich lernte bald, für mich selbst einzustehen und für andere Jungen, die schikaniert wurden. Ein gutes Training für meine Arbeit in der Abolitionistenbewegung.“
„Bist du deswegen ein Anhänger der Sklavenbefreiung geworden?“
„Teilweise. Und ich las ein Buch von einem ehemaligen Sklaven. Es beschreibt, wie Familien auseinandergerissen wurden, sodass die Kinder ihre Mütter niemals wiedersahen.“
Sein Mitgefühl für diese Kinder musste auf seiner eigenen Erfahrung basieren. All diese Jahre hatte Caroline geglaubt, dass er sich irgendwelchen abstrakten Prinzipien verpflichtet fühlte. Jetzt begriff sie, dass sein Einsatz in Wirklichkeit ein leidenschaftlicher, sehr persönlicher Kreuzzug war.
Sie bewunderte die Art, wie Bennett aus seinem Schmerz heraus die Kraft gefunden hatte, etwas Gutes für andere Menschen zu tun. Ihr eigenes oberflächliches Leben stand dagegen in einem gar nicht schmeichelhaften Gegensatz. Sie mochte ja keine Ehebrecherin sein, wie Bennett
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