Historical Saison Band 15
musste.
„Was ist mit deinem Vater?“, fragte sie. „Wollte er dir nichts sagen?“
Er lachte freudlos. „Wenn du meinen Vater je kennengelernt hättest, wüsstest du, wie undenkbar das gewesen wäre. Die Dienerschaft warnte mich, meine Mutter jemals vor ihm zu erwähnen. Alle taten, als hätte sie nie existiert. Ich wurde bestraft, wenn ich nach ihr fragte. Auf Befehl meines Vaters, soweit ich weiß.“
Erstaunlicherweise war es gar nicht so schmerzhaft, sich alles von der Seele zu reden, wie Bennett immer geglaubt hatte.
„Wenn dein Vater so grausam war, wundert es einen nicht, dass deine Mutter vor ihm geflohen ist“, sagte Caroline empört.
„Ihre Flucht war es erst, die meinen Vater so hartherzig werden ließ!“, konterte er, obwohl er insgeheim daran zu zweifeln begann.
Versuchte Caroline die Taten seiner Mutter zu entschuldigen, um ihre eigenen Sünden zu rechtfertigen und womöglich ihm die Schuld daran in die Schuhe zu schieben? Er war vielleicht kein vollkommener Ehemann gewesen, aber er hatte versucht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, während er sehr viel weniger von ihr bekam, als er erwartet hatte.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich sehe keinen Sinn darin, über all das zu reden. Es ist sehr lange her, und nichts, was wir sagen oder tun könnten, wird es ändern.“
„Vielleicht nicht“, gab Caroline zu. „Aber meinst du nicht, dass die Vergangenheit unsere heutigen Entscheidungen beeinflusst? Wärst du so schnell bereit gewesen, mich zur Ehebrecherin zu brandmarken, wenn deine Mutter nicht davongelaufen wäre?“
Diese Frage war Bennett äußerst unangenehm. „Ich habe dir gesagt, dass ich nicht darüber sprechen will.“
„Dein Vater hat nicht darüber sprechen wollen, was aus deiner Mutter geworden war“, bemerkte sie ruhig. „Aber das heißt nicht, dass er richtig gehandelt hat. Wer verriet es dir denn letztendlich?“
Sein Stuhl kam ihm inzwischen wie eine Streckbank vor, Caroline wie seine persönliche Inquisitorin. Zwar hatte er nicht die Absicht gehabt, noch mehr zu enthüllen, aber die Wahrheit war wie ein Mundvoll Gift: Er musste sie ausspucken … oder daran ersticken.
„Fitz Astley sagte es mir!“, zischte er leise. „Jede schmutzige Einzelheit. Es war in meiner ersten Woche in der Schule … und zwei seiner Kumpanen hielten mich fest, während er mich blutig schlug.“
„Dieser Schuft!“, entfuhr es Caroline entsetzt, als Bennett aufsprang. „Aber ich verstehe das nicht. Woher wusste er denn, was geschehen war, wenn du es nicht wusstest?“
„Er wusste es“, knurrte Bennett, „weil sein Vater der Schurke war, mit dem meine Mutter durchbrannte! Wenn du mich nun entschuldigen willst. Ich denke, ich werde doch versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.“
Während er auf die Tür zuschritt, bewegte Wyn sich und wimmerte. Bennett erinnerte sich an die Warnung der Heilerin, den Jungen nicht aufzuregen. Konnte er sie hören, obwohl er schlief, und vielleicht den Zorn in ihren Stimmen erkennen?
Er erstarrte, kam dann sofort zurück und setzte sich wieder. „Wem versuche ich etwas vorzumachen?“, sagte er leise. „Ich würde doch kein Auge zubekommen.“
Wen wunderte es da, dass Bennett ihr verboten hatte, etwas mit Fitz Astley zu tun zu haben? Die Enthüllung hatte Caroline bis ins Innerste erschüttert. Wenn sie doch nur gewusst hätte …
Sie wünschte, er hätte ihr sehr viel früher vom Verrat seiner Mutter erzählt. Vielleicht wäre es ihr leichter gefallen, Verständnis für ihn zu zeigen. Vielleicht hätte sie dann nicht zugelassen, dass die Kluft zwischen ihnen zu groß wurde.
Während sie bei ihrem Sohn saßen, beobachtete sie ihren Mann aus dem Augenwinkel. Vieles ergab jetzt erst einen Sinn, selbst sein unverständliches Misstrauen ihr gegenüber.
„Da ist noch etwas, das mich stutzig macht.“ Sie wusste, dass er nicht darüber reden wollte, aber sie konnte die Unwissenheit einfach nicht länger ertragen. „Warum hat Astley dich verprügelt für etwas, dass sein Vater getan hat?“
„Astley gab meinem Vater die Schuld daran, dass sie nach Irland ins Exil mussten. Wenn er sich von meiner Mutter hätte scheiden lassen, hätte sie wieder heiraten und sogar als halbwegs respektabel gelten können. Doch so wurden sein Vater und sie zu Außenseitern, die in Sünde lebten.“
„Aber das war nicht deine Schuld!“ Sie wünschte, sie hätte es an jenem Abend bei Almack’s gewusst, um Astley zu
Weitere Kostenlose Bücher