Historical Saison Band 15
entschlossen, meinen Willen dennoch durchzusetzen – egal, welche Konsequenzen das nach sich zog.“
Ihre Miene verfinsterte sich. Bennett wusste, dass sie beide an Fitz Astley dachten. Bennett hatte sie an jenem Abend bei Almack’s zu diesem Ungehorsam getrieben, weil er ihr noch weniger Respekt entgegengebracht hatte als einem Kind. Sein schlechtes Gewissen regte sich.
„Aber was hast du mir noch beizubringen?“, fragte er. Bis jetzt waren die Aufgaben nicht schwierig gewesen, aber er fürchtete, dass sich das bald ändern würde.
„Du bist beinahe schon ein Meister in der Kunst des Lächelns.“ Ihr Scherz brachte ihn zum Schmunzeln. Plötzlich fiel es ihm in ihrer Gegenwart leichter, Gefühle zuzulassen … „Jetzt wollen wir zu anderen Arten der Zärtlichkeit übergehen – ein zärtlicher Klaps auf die Schulter, ein Streichen über seinen Kopf, eine Umarmung, ein Kuss. Ich weiß, das fällt dir alles sehr schwer, weil es dich an deine Mutter erinnert.“
„Es ist nicht nur das“, erwiderte Bennett, bevor ein seltsamer innerer Widerstand ihn davon abhalten konnte, offen zu sein. Caroline konnte es nicht ahnen, aber was er ihr sagen wollte, war im Grunde der Versuch, Buße zu leisten. „Ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass mein Vater mir nur sehr wenig Zuneigung entgegenbrachte. Ich wurde immer dazu angehalten, Gefühle der Angst, des Kummers und … der Begierde zu unterdrücken, nachdem meine Mutter fort war.“
Caroline ließ ihn keinen Moment aus den Augen. „Aber ich verstehe das nicht. Du hast nie gezögert, wenn es darum ging … mich zu küssen und zu liebkosen, als wir frisch verheiratet waren.“
Die Erinnerung entfachte seine nur mühsam unterdrückte Erregung. „Das war etwas anderes. Die Leidenschaft ist ein starkes, lebenswichtiges Gefühl, das eher mit dem Zorn als mit zarteren Empfindungen wie Zuneigung und Zärtlichkeit verwandt ist.“
Darauf nickte Caroline bedächtig, was Bennett fast ebenso störte wie dass ihm der Atem stockte und sein Herz plötzlich schneller schlug.
Er sehnte sich nach ihr und wollte sie am liebsten an sich reißen – gegen alle Vernunft, selbst wenn es keine Hoffnung für eine Versöhnung gab. Es verspürte dieselbe heftige Begierde wie damals, als Caroline ihn das erste Mal am Tisch ihres Vaters angelächelt hatte. Allerdings konnte er nicht verstehen, warum er ausgerechnet jetzt, im denkbar unpassendsten Moment, so empfand.
Lag es daran, dass er es nicht ertragen konnte, sich von Fitz Astley irgendetwas fortnehmen zu lassen? War es, weil er nicht widerstehen konnte, selbst eine unmögliche Herausforderung anzunehmen – wie die, Caroline zurückzugewinnen? Trieb dieselbe Hartnäckigkeit ihn dazu an, gegen die Sklaverei zu kämpfen?
Bennett misstraute allen Gefühlen, die er nicht verstand …
Vor allem seinen Gefühlen für Caroline.
11. KAPITEL
W ar Bennett überhaupt in der Lage, sie zu lieben, wie sie es sich wünschte, selbst wenn sie ihn überzeugen könnte, ihrer Ehe noch eine Chance zu geben?
Diese Frage quälte Caroline die nächsten Tage, während Wyn stets kräftiger wurde, sodass ihre Ausflüge sie immer weiter vom Haus fortführten. Sobald er abends im Bett lag, machten Caroline und Bennett einen Spaziergang oder tranken Tee und spielten Karten. Es schien ihr, als hätten sie in der Zeit auf Tresco mehr miteinander geredet als während ihrer gesamten Ehe. In jedem Fall sprachen sie mehr über Dinge von Bedeutung.
Das Hauptthema war natürlich ihr Sohn. Sie beratschlagten miteinander, wie sie Wyn die Aufmerksamkeit und Zuneigung geben konnte, die er brauchte, ohne zu nachsichtig zu sein. Caroline war entzückt darüber, wie gut einige von Bennetts Vorschlägen sich in die Tat umsetzen ließen. Ihr Kind war nicht mehr so aufsässig, nicht mehr so dickköpfig, wenn es nicht nach seinem Willen ging, und bereit, auf das zu warten, was er haben wollte.
Einen Ausflug allerdings schien er besonders ungeduldig zu erwarten. Jeden Abend vor dem Einschlafen fragte er: „Können wir morgen bitte die Schlösser besuchen?“
Wenige Tage später, an einem wunderbar warmen Frühlingsmorgen, schien Wyn endlich so kräftig zu sein, dass sie seinen Wunsch erfüllen konnten. Mrs Jenkins füllte ihnen einen Picknickkorb mit Pasteten, Käse und vielen anderen leckeren Dingen. Dann begaben sie sich auf die Straße, die durch Dolphin Town auf die andere Seite der Insel führte. Direkt am Wirtshaus wandten
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