Historical Saison Band 15
gelaufen war. Doch wie sich herausstellte, lag das Problem nicht darin, was sie getan hatte, sondern wer sie war. Und wie sollte sie das in Ordnung bringen? Sie konnte nicht ändern, wer sie war, und jede Hoffnung, Bennetts Meinung zu ändern, schien von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Oder vielleicht doch nicht?
Wie hatte er den unglaublichen Fehler begehen können, so zu reden, als wäre ihr Sohn ihm nicht wichtig? Nichts war weiter entfernt von der Wahrheit! Immer wieder während ihrer unseligen Ehe hatte er Caroline das Gefühl gegeben, eine Versagerin zu sein. Als sie das Baby nicht stillen konnte … als er aufgehört hatte, ihr Liebhaber zu sein … Konnte das der Grund gewesen sein, weswegen sie dachte, sie wäre eine schlechte Ehefrau? Bis jetzt hatte er vermutet, sie hätte sich auf ihren Fehltritt bei Almack’s bezogen.
Während des Abendessens konnte er nur staunen, dass Caroline sich benahm, als wäre nichts geschehen. Er selbst jedenfalls vermochte es nicht, den schmerzerfüllten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu vergessen.
Nachdem sie Wyn zu Bett gebracht hatten, wandte Bennett sich zögernd an sie: „Möchtest du eine Tasse Tee trinken? Wir könnten Karten spielen und … uns ein wenig unterhalten.“
„Unterhalten?“ Caroline klang so, als hätte er ihr vorgeschlagen, sie für seine Schießübungen als Zielscheibe zu benutzen.
„Ich möchte gerne in Ruhe mit dir reden. Ohne die Angst, ganz gewisse kleine Ohren könnten uns belauschen.“
Sie überlegte und lächelte schließlich zaghaft. „Gut, dann machen wir es so.“
Kurze Zeit später saßen sie sich an einem kleinen Tisch in einer Ecke des Salons gegenüber und nippten verlegen an ihrem Tee.
„Wolltest du dich über etwas Bestimmtes unterhalten?“, fragte sie ihn schließlich.
Bennett nickte. „Ich wollte mich für meine Bemerkung heute Nachmittag entschuldigen. Es war gedankenlos von mir, und ich hatte nie die Absicht, es so klingen zu lassen, wie es sich dann anhörte. Ich dachte nicht an Wyn, als ich sagte, nichts Gutes könne aus unserer Ehe kommen. Ich wollte dir lediglich versichern, dass ich ebenfalls eine Mitschuld an unseren Problemen trage.“
Und tatsächlich war ihm klar geworden, dass ihre Beziehung lange vor jener fürchterlichen Szene bei Almack’s vorbei gewesen war. Zu seinem Erstaunen spürte er keine Verbitterung und keine Demütigung mehr, wenn er daran dachte. Sosehr er versuchte, sie wieder in sich zu wecken, empfand er jetzt nur noch Enttäuschung und Reue.
„Ich verstehe.“ Caroline nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Ich hätte nicht so ein Theater machen sollen. Ich wusste, was du meinst.“
Ihre Antwort nahm ihm eine große Last von den Schultern. „Genau das wollte ich sagen. All die Jahre haben wir uns immer missverstanden, weil wir so unterschiedlich sind. Und immer kamen wir zu den schlimmsten Schlussfolgerungen.“
Sie nickte. „Ja, das ist ein Vorwurf, den du mir machen kannst.“
„Nicht weniger als mir selbst, glaub mir.“
Er hörte sie leise seufzen. „Dem Himmel sei Dank, dass wir wenigstens allmählich lernen, ein besserer Vater und eine bessere Mutter zu werden. Was wäre meine nächste Lektion?“
Bennett überlegte einen Moment. „Ich wollte dir sagen, wie wichtig es ist, dass wir beide vor Wyn immer derselben Meinung sind. Aber das scheinst du auch allein herausgefunden zu haben. Sehr gut gemacht.“
Es freute ihn zu sehen, wie sie bei seinem Lob lächelte und errötete. Plötzlich musste er gegen den Wunsch ankämpfen, sich über den Tisch zu beugen und sie zu küssen. Nicht mit der stürmischen Leidenschaft, mit der er sie in der Vergangenheit verführt hatte. Aber wie dann?
Voller Reue? Ermutigend? Oder kameradschaftlich?
Vielleicht spürte Caroline die Gefühle, die er selbst nicht ganz verstehen konnte. Sie senkte den Blick und spielte mit ihrer Teetasse. „Ich möchte mehr lernen. Sag mir, welche Lektion als Nächstes kommt.“
Versuchte sie, ihn von seinen gefährlichen Impulsen abzulenken? Er war es ihr schuldig, der Versuchung zu widerstehen und sich nicht von der Anziehungskraft ihrer sinnlichen Lippen überwältigen zu lassen. „Du musst Wyn klarmachen, welche Folgen seine Handlungen haben können.“
„Wie an dem Tag, als er im Regen nach draußen gehen wollte?“ Sie nickte wieder. „Ich wünschte, irgendjemand hätte mich früher so weise erzogen, als ich noch jünger war, statt mir alles immer nur zu verbieten. Es machte mich nur aufsässig und
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