Historical Saison Band 15
dein Vermögen erben und deine Arbeit weiterführen. Es wäre nicht von Belang, ob er schwachsinnig oder missgelaunt oder unehrenhaft wäre … Hauptsache, er ist ein Mann! Ein Mädchen könnte nie gut genug sein, um einen Mann seines Ranges zufriedenzustellen.“
Die Bitterkeit ihrer Worte raubte ihm einen Moment die Sprache. Zwar sagte er sich, dass es vernünftiger wäre, sich nicht in einen Streit verwickeln zu lassen, jetzt da ihre Beziehung so gut lief. Aber er konnte unmöglich den Schmerz ignorieren, den er in ihren Augen las. Und er wusste nur allzu gut, was geschah, wenn man alte Wunden zu lange ignorierte.
„Du schienst deinem Vater immer so ergeben zu sein.“ Er versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen, sondern nur neugierig und verständnisvoll.
Sie lachte freudlos. „Das war ich auch. Nicht, dass es ihm etwas bedeutet hätte. Ich hätte alles getan, um seine Billigung zu bekommen … seine Liebe. Aber es gelang mir nicht, was ich auch tat. Es war leichter, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, wenn ich mich schlecht benahm. Und da das auch sehr viel amüsanter war, versuchte ich es eine Weile lang.“
Ein melancholischer Seufzer entfuhr ihren Lippen. „Das war einer der Gründe, weswegen ich deinen Antrag annahm. Ich wusste, dass mein Vater im Sterben lag, und hoffte, ihn auf diese Weise dazu zu bringen, etwas für mich zu empfinden.“
„Ich wünschte, ich hätte es gewusst“, flüsterte er.
Müde zuckte sie mit den Schultern. „Das macht jetzt keinen Unterschied mehr. Wie du schon so oft gesagt hast, können wir nichts tun, um die Vergangenheit zu ändern.“
Darin gab er ihr recht, aber seit er auf der Insel war, hatte er gelernt, dass es möglich war, die eigene Sichtweise der Vergangenheit zu ändern. Und das konnte sogar einen sehr großen Unterschied für die Gegenwart und die Zukunft machen. „Dein Vater empfand viel mehr für dich, als dir wahrscheinlich bewusst ist. Es war ihm sehr wichtig, dich abgesichert zu wissen, bevor er von uns ging.“
Sie verzog den Mund zu einem wehmütigen Lächeln. „Er muss Mitleid mit mir gehabt haben. Vielleicht hätte er mich lieben können, wenn ich der Sohn gewesen wäre, den er so ersehnt hatte.“
Allmählich wurde Bennett klar, was sie an jenem Tag gemeint hatte, als sie darüber sprachen, eine Tochter zu haben. „Falls dein Vater einen Sohn gewollt hat, dann war das vielleicht so, weil er nicht wollte, dass sein Vermögen in fremde Hände fällt und du ohne Schutz zurückbleibst. Er sagte mir einmal, wie sehr er es bedauerte, dir keinen Bruder geschenkt zu haben.“
„Ist das wirklich wahr?“ Sie sah ihn mit fast verzweifelter Eindringlichkeit an.
Bennett fürchtete, dass sie mehr in seinem Blick lesen könnte, als er bereit war, preiszugeben. „Wirklich. Vielleicht fiel es deinem Vater ebenso schwer, seine Zuneigung zu dir zu zeigen, wie es mir Wyn gegenüber schwerfällt. Nur hatte er niemanden, der es ihm beibringen konnte, so wie ich jetzt grade dich habe.“
Er spürte, wie sehr sie ihm glauben, aber es sich dabei nicht anmerken lassen wollte. Plötzlich wandte sie sich zur Tür um. „Da wir von Wyn reden, wir sollten ihn schlafen lassen und uns auch hinlegen. Wir müssen morgen ausgeruht sein, um wieder einen Ausflug mit ihm unternehmen zu können. Er liebt das doch so!“
Im Flur verweilten sie kurz vor ihren Schlafzimmern, und unwillkürlich ging Bennett der Gedanke durch den Kopf, wie sehr er wünschte, sie müssten sich nicht für die Nacht trennen. Sein Verlangen, das nie ganz unterdrückt werden konnte, war ein Grund für diesen Wunsch, aber auch andere Gefühle, die ihm nicht ganz so vertraut waren.
„Gute Nacht.“ Caroline öffnete ihre Tür und warf ihm einen Blick zu. „Danke für das, was du über meinen Vater gesagt hast. Ich werde nie sicher wissen, ob er wirklich etwas für mich empfand. Aber es würde mir vielleicht guttun, es einfach zu glauben.“
Er sah ihr nach, als sie ihr Zimmer betrat, und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihr zu folgen. Und das nicht allein, weil er am ganzen Leib bebte vor Sehnsucht nach ihrem sinnlichen Körper.
Aber als ihr Mann hatte er zu viele Fehler ihres Vaters wiederholt – er hatte ihr seine Liebe verwehrt und ihr das Gefühl gegeben, sie könne niemals seinen Erwartungen genügen. Sie selbst hatte zugegeben, ihn nur geheiratet zu haben, um ihrem Vater einen Gefallen zu tun. Steckte aber vielleicht doch mehr dahinter? In ihrer Unschuld hatte sie seine
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