Historical Saison Band 15
sollen, sondern einen, der verständnisvoll war und bereit, Caroline zu schätzen und zu lieben. Sie hätte einen Mann heiraten sollen, der fähig war, hinter die Maske der rebellischen Spötterin zu schauen und das Mädchen zu erkennen, das sich nach Liebe und Anerkennung sehnte. Ein Mann, der ihr Wort geglaubt hätte und nicht das seines ärgsten Feindes …
Inzwischen hatten sie den Kai erreicht, wo ein kleines Ruderboot auf den sanften Wellen schaukelte. Albert war bereits an Bord geklettert und hob Wyn zu sich ins Boot.
Bennett half Caroline hinein und genoss für einen Moment die Wärme ihrer Hand in seiner. Als sie sich im Bug setzte und Wyn auf den Schoß nahm, fiel Bennett auf, wie sehr ihr Charakter doch gereift war, in der kurzen Zeit hier auf der Insel. Lag es an den Ereignissen, die sie geprägt hatten? Oder war sie schon immer zu einer solchen Entwicklung fähig gewesen – wenn er sich nur die Mühe gemacht hätte, sie zu fördern?
Nachdem er die Leine gelöst hatte, setzte Bennett sich neben Albert. Beide ergriffen jeweils ein Ruder und legten sich in die Riemen.
„Es ist recht lange her, Mylord, seit ich das letzte Mal gerudert habe.“ Albert wurde bereits jetzt verdächtig rot im Gesicht.
„Dann sind wir schon zwei.“ Bennett dachte an den Tag auf der Themse, an Caroline und die Blasen an seinen Händen. „Zum Glück ist es ja nicht weit, und das Wasser ist sehr viel ruhiger als gewöhnlich.“
Wyn wies auf die nächste Landzunge. „Warum wird es Little Cheese Rock genannt, Papa?“
„Ich weiß nicht, mein Sohn.“
„Heißt Diamond Ledge so, weil Diamanten darauf zu finden sind?“ Der Kleine ließ sich nicht entmutigen, immer neue Fragen zu stellen.
Bennett lachte. „Ich bin sicher, den Bewohnern von Tresco wäre das sehr lieb.“
Über ihnen kreisten die Möwen am wolkenlos blauen Himmel und stießen im Rhythmus der Wellen ihre eindringlichen Schreie aus.
Als sie das kleine Inselchen Little Cheese erreichten, kletterte Wyn begeistert an Land, stolz, dass er mit wenigen Schritten die ganze Insel umrunden konnte. Er fand eine interessante Muschel und Stücke von dem Ei eines Vogels, der hier genistet haben musste. Ehrfurchtsvoll nahm er seine Funde mit, als wären sie der kostbarste Schatz.
Nachdem sie bereits zwei andere Inseln besucht hatten, bettelte der Junge, dass sie noch eine weitere ansteuern sollten, aber Bennett schüttelte den Kopf. „Wir müssen wieder zurück. Der Wind wird stärker.“
Caroline lenkte den enttäuschten Kleinen schnell ab. „Darf ich mir deine Muscheln ansehen, mein Liebling?“
Inzwischen ruderten Bennett und Albert so schnell sie konnten, und schon bald erreichten sie den Kai. Albert kletterte hinaus und band das Boot fest, während Bennett seinen Sohn auf den Kai hob. Caroline war aufgestanden und kam auf ihn zu, als eine besonders hohe Welle plötzlich das Boot zum Schaukeln brachte. Bennett schaffte es nur knapp, sein Gleichgewicht zu halten.
Auch Caroline wäre es vielleicht gelungen, auf den Beinen zu bleiben, wenn nicht eine heftige Bö ihren Sonnenschirm gepackt hätte. Bevor sie es sich versah, stürzte sie von Bord des kleinen Bootes in die raue See. Bennett erstarrte vor Entsetzen. Die Vorstellung, sie könnte zu Schaden kommen, erfüllte ihn mit einem Grauen, das ihn völlig überwältigte.
„Mama!“, schrie Wyn.
Jetzt musste er sich zusammenreißen und schnell handeln!„Mach dir keine Sorgen, mein Junge.“ Bennett riss sich die Jacke herunter. „Ich hole sie heraus. Albert, passen Sie auf ihn auf“, rief er dem Diener noch zu, dann war er schon ins Wasser gesprungen.
Die eisige Kälte des Meeres traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Als er wieder an die Oberfläche kam, entdeckte er voller Erleichterung, dass Carolines Kopf über Wasser war. Strähnen ihres nassen Haars klebten an ihren Wangen wie Meeresalgen. Sie schnappte keuchend nach Luft, die grünblauen Augen weit aufgerissen vor Angst. Verzweifelt schlug sie mit den Armen um sich, um nicht wieder unterzugehen.
Mit einem kräftigen Stoß schwamm er zu ihr. Er packte ihre Hand und versuchte, sie zu sich heranzuziehen. Doch sie schien nicht zu begreifen, dass er ihr helfen wollte. Voller Panik kämpfte sie gegen ihn an und ging sogar so weit, seinen Kopf unter Wasser zu drücken. Und das mit erstaunlicher Kraft!
Obwohl er fürchtete, gleich keine Luft mehr zu bekommen, und durch die Kälte alle seine Kräfte zu verlieren, wusste er, dass er sie so schnell wie
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