Historical Saison Band 15
Ausmaßes.
Nur zwei Gedanken überschatteten sein neu gefundenes Glück. Erstens verging die Zeit viel zu schnell. Nur wenige Tage waren noch von dem Monat geblieben, den er Caroline zugebilligt hatte, und je näher der Zeitpunkt der Abreise rückte, desto weniger war er gewillt zu gehen. Zweitens wurde er sich immer mehr bewusst, dass die Probleme in seiner Ehe eher ihm anzurechnen waren als seiner Frau.
Er war es gewesen, der sie zu der Hochzeit gedrängt hatte. Als seine Vernarrtheit nachließ, war er Caroline aus dem Weg gegangen. Schlimmer noch, er hatte ihr das Gefühl gegeben, sie hätte ihn enttäuscht, obwohl genau das Gegenteil der Fall war. Kein Wunder, dass sie ihm ihren Ehering an den Kopf geworfen hatte. Vielleicht hatte sie sich sogar gewünscht, es wäre ein härterer Gegenstand gewesen …
„Papa?“ Wyns hartnäckiger Ton riss Bennett aus seinen bedrückenden Gedanken. „Meinst du, wir könnten vielleicht heute im Boot hinausrudern?“
Bennett sah von seinem Frühstück auf, das er gegessen hatte, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein. Vor einigen Tagen hatte er Wyn versprochen, mit ihm zu einer der kleineren Inseln in der Nähe von Tresco zu rudern. Er hatte ein Boot gemietet und Albert zu ihrem Ruderer ernannt. Seitdem warteten sie darauf, dass das Wetter mild genug wurde.
„Vielleicht.“ Er sah aus dem Küchenfenster. „Es regnet nicht, und es scheint auch nicht besonders windig zu sein. Wenn das Meer auch ruhig ist, können wir bald in See stechen.“
Wyn jubelte ausgelassen, und Caroline betrachtete ihr Kind mit liebevollem Lächeln, das allerdings auch einen Hauch von Wehmut verriet. Dachte sie daran, wie bald sie sich schon von ihrem Sohn verabschieden musste, und fragte sie sich, wann sie ihn wiedersehen würde? Plötzlich erschien es Bennett gar nicht mehr so abwegig, es als ungerecht zu bezeichnen, wenn er Caroline ihren Sohn fortnahm.
Abrupt schob er seinen Stuhl zurück. „Ich sehe dann also am besten nach, wie die Dinge stehen und lasse das Boot fertig machen, wenn du einen kleinen Imbiss für uns in Auftrag gibst.“
Caroline schien aufzufallen, dass etwas nicht ganz in Ordnung war, denn ihr Lächeln verschwand. „Das schaffen wir schon, nicht wahr, Wyn? Mrs Jenkins hat sicher wieder ihre berühmten Pasteten für uns gebacken.“
Bennett war bereits auf dem Heimweg, nachdem er alles zu seiner Zufriedenheit vorgefunden hatte – das Meer war ruhig und das Boot stand bereit. Dann wurde er von einer Frau aufgehalten, die auf dem Weg aus Dolphin Town auf ihn zueilte. „Verzeihung, Mylord, aber es ist ein Brief für Sie gekommen. Vom Festland.“
Verwundert dankte Bennett der Frau, die sich ihm als die Gattin des Wirtes vorstellte, und nahm den Brief von ihr entgegen. Er musste von seinem Freund George Marlow kommen, dem er von der Erkrankung seines Sohnes und seinem Entschluss geschrieben hatte, noch eine Weile auf Tresco zu bleiben.
Er hatte recht. Die Schrift gehörte eindeutig Marlow, einem Mitglied des Parlaments und überzeugten Abolitionisten. Bennetts Pflichtgefühl drängte ihn, die Nachricht seines Freundes zu lesen, bevor er den Ausflug unternahm. Unbemerkt betrat er das Haus und stahl sich leise auf sein Zimmer hinauf, um seinem Sohn aus dem Weg zu gehen. Wyn würde gar nicht begeistert darüber sein, dass der Aufbruch sich verzögerte, selbst wenn es nur für einige Minuten sein sollte.
Sobald er allein war, brach Bennett hastig das Siegel und entfaltete das Schreiben. Zwei kleinere Papierstücke fielen zu Boden, aber er ignorierte sie erst einmal, um den Brief zu lesen.
„Du musst sofort herkommen“, schrieb Marlow. „Gewisse Unruhen im Norden haben die Regierung dazu verleitet, im Unterhaus ein Gesetz durchzubekommen, das jede Zusammenkunft von mehr als fünfzig Menschen verbieten wird. Gewiss kannst du dir denken, welche Folgen dieses Gesetz für unsere Bewegung haben wird, sollte es verabschiedet werden.“
In der Tat. Versammlungen mit Sprechern wie Thomas Clarkson und William Wilberforce waren schon seit Langem ein beliebtes Mittel, um Unterstützung für ihre Sache zu gewinnen.
„Deine Stimme und deine Führerschaft werden jetzt mehr denn je im Oberhaus gebraucht“, fuhr Marlow in seinem Schreiben fort. „Ich bete, dein Sohn möge so sehr genesen sein, dass du so bald wie möglich kommen kannst. Was Ihre Ladyschaft angeht, hoffe ich doch sehr, dass sie dich nicht mit Tücke davon abgebracht hat, gegen Astley vorzugehen, der in deiner
Weitere Kostenlose Bücher