Historical Saison Band 15
Abwesenheit unerträglich geworden ist. Ich fürchte, der Skandal wird sich nicht beruhigen, bis du dich von ihr befreit hast. Anbei findest du ein Beispiel dafür, was in der Stadt kursiert, damit du verstehst, wie wichtig es ist, jetzt Entschlossenheit und Eile walten zu lassen.“
Bennett zwang sich, die Papierstücke aufzuheben, die sich als Karikaturen entpuppten, offenbar einem Skandalblatt entrissen. Eine zeigte ihn als Gehörnten. Er wurde von Caroline an der Leine geführt, während Mr Wilberforce als Papagei die Notwendigkeit für moralische Reformen krächzte. Die zweite Karikatur zeigte die Szene bei Almack’s – Caroline in den Armen Astleys.
Einen Moment war ihm, als würde er jene verwünschte Nacht noch einmal durchleben. Nur dieses Mal empfand er mehr als Wut, Demütigung und Enttäuschung. Stärker als all diese Gefühle war eine niederschmetternde Verzweiflung, die sich nur mit derjenigen vergleichen ließ, die ihn beim Verlust seiner Mutter erfüllt hatte.
Noch etwas an dem Bild gab ihm zu denken, aber er konnte nicht genau sagen, was es war. Wirre Erinnerungen kamen und gingen – Astley, der sich über ihn beugte und mit Fausthieben und Beschimpfungen bedachte … Astley, der zufrieden grinsend ein weiteres Gesetz gegen die Sklaverei abgeschmettert sah … Astley, mit den Armen um Caroline, seine Lippen auf ihren, als der verdammte Vorhang in eben diesem belastenden Moment aufgerissen wurde …
Stopp! Genau in diesem belastenden Moment? Konnte das wirklich ein Zufall gewesen sein? Oder war der ganze Skandal bei Almack’s sorgsam vorbereitet worden, um seine Ehe zu zerstören und seinen Ruf zu ruinieren? Wenn ja, dann war er wie ein blinder Narr in die Falle seines Feindes getappt.
Wenn er besonnener reagiert hätte – Astley befohlen hätte, seine Frau loszulassen, den Schurken zu einem Duell gefordert und somit die Ehre seiner Frau verteidigt hätte – wäre alles vielleicht anders gekommen!
Konnte es denn aber alles nur eine Erfindung gewesen sein? Wenn Caroline treu gewesen wäre, hätte sie doch gewiss ihre Unschuld bei jeder Gelegenheit verkündet. Es sei denn …
Er hatte ihr auf brutale Weise klargemacht, dass er ihr unter keinen Umständen glauben würde. Hatte sie gefürchtet, er würde die Insel sofort verlassen und Wyn mitnehmen, wenn sie zu eindringlich protestiert hätte?
Oder wollte Caroline ihrer unglücklichen Ehe so verzweifelt entrinnen, dass sie bereit war, die Gelegenheit zu ergreifen, selbst wenn sie ihre Freiheit so teuer erkaufen müsste?
„Bennett, bist du da?“ Caroline klopfte an die Tür ihres Mannes. „Wyn ist ganz außer sich vor Ungeduld. Wenn wir nicht bald losgehen, fürchte ich, dass er noch versuchen wird, zu einem dieser Felsen hinauszuschwimmen.“
Allmählich wuchs Carolines Sorge. Wo war Bennett nur geblieben? Konnte ihm etwas zugestoßen sein? Zwar sagte ihr die Vernunft, dass es höchst unwahrscheinlich war, aber sie konnte sich nicht wirklich beruhigen.
Es kam auch keine Antwort auf ihr Klopfen. Als sie jedoch ratlos wieder nach unten ging, glaubte sie, ein leises Geräusch hinter Bennetts Tür zu hören. War er krank und konnte nicht sprechen?
Bevor sie sich klarmachen konnte, wie lächerlich der Gedanke war, stürzte sie in blinder Panik in das Zimmer ihres Mannes, überzeugt, ihn bewusstlos auf dem Bett vorzufinden. Aber der Raum war leer und sie hörte die Stimme ihres Mannes von draußen hereinschallen. Caroline sank zitternd auf sein Bett. Ihr Herz raste, und ihr Magen krampfte sich zusammen.
Was war nur über sie gekommen? In all der Zeit, seit sie Bennett kannte, selbst als sie geglaubt hatte, in ihn verliebt zu sein, hatte sie niemals eine so überwältigende Sorge um sein Wohlergehen empfunden. Doch jetzt war sie so erleichtert, dass sie fast nicht das Knistern des Papiers gehört hätte.
Sobald sie sich allerdings etwas gefasst hatte, erkannte Caroline, dass sie sich auf etwas gesetzt hatte. In der Hoffnung, dass es nichts Wichtiges war, rutschte sie zur Seite und sah nach. Zunächst weigerte sich ihr Verstand zu verstehen, was es war – eine Zeichnung, die den Kartenraum bei Almack’s abbildete, so wie ihn die Zuschauer an jenem schrecklichen Abend in Erinnerung haben mussten. Kein Wunder, dass jeder Astleys Beschuldigungen geglaubt hatte – einschließlich ihres Mannes. Die Scham, die sie damals über ihr Benehmen empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu der Schmach, die sie jetzt erfasste.
Sie konnte sich
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