Historical Saison Band 15
ungewöhnlich stark. Das müssten Sie verstehen. Was Archies Mutter zu opfern bereit war, wissen Sie. Erwarten Sie, sein Vater wäre weniger an seinem Wohl interessiert?“, fragte er und setzte sich hinter den Tisch.
Noch immer zögerten Linwood und Misbourne, aber sie schienen an die Möglichkeit eines Sieges zu glauben. Diesmal folgten sie der Einladung und sanken in die beiden Sessel.
„Ein Vater ist seinem Sohn verpflichtet“, begann der Earl. „Und seiner Tochter. Wenn Sie Marianne heiraten, schützen Sie Ihren Sohn, Arlesford. Bedenken Sie, was der Skandal dem Jungen antun würde, wenn ganz London die Wahrheit erführe.“
„Das weiß ich. Deshalb werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um eine Veröffentlichung der Tatsachen zu vermeiden.“
„Endlich kommen Sie zur Vernunft.“ Misbourne lächelte zufrieden.
„Oh ja“, bestätigte Dominic und erwiderte das Lächeln frostig. „Allerdings finde ich, die Geschichte, die Linwood in den Zeitungen breittreten will, stimmt nicht mit den Fakten überein.“
„Wieso nicht, Sir?“ Die Augen des Viscounts verengten sich.
„Besprechen wir, was eindeutig feststeht. Erstens, die Existenz einer maskierten blonden Kurtisane namens Miss Noir, die ich im Gegensatz zu meinen früheren Gewohnheiten versteckte. Zweitens, der Earl of Misbourne ist eifrig bestrebt, mich mit seiner blonden Tochter zu vermählen. Und drittens, deren Anwesenheit zu später Stunde im Haus eines stadtbekannten Wüstlings.“
„Was soll das heißen, Arlesford?“, fragte Misbourne verwirrt.
„Nun, die Frau hinter Miss Noirs Maske ist niemand anderer als Ihre Tochter, Sir, Lady Marianne.“
„Verdammter Lügner!“ Entrüstet sprang der Earl auf.
„Das behaupten Sie. Aber was wird die bessere Londoner Gesellschaft dazu sagen?“
Auch Linwood stand auf und warf Dominic einen schneidenden Blick zu. „Wir haben einen Zeugen, der Miss Noir im Mrs Silvers Bordell als Arabella Marlbrook identifiziert hat.“
„Ach, wirklich?“ Dominic machte eine Kunstpause, erhob sich und überragte nun die beiden Männer. „Hatten Sie in letzter Zeit Kontakt mit ihm? Anscheinend gaben Sie ihm zu wenig Geld, denn seine Gläubiger hefteten sich unbarmherzig an seine Fersen. Nun fürchte ich um seine Gesundheit. Was Mrs Silvers übriges Personal betrifft – alle Dienstboten werden meine Schilderung der Ereignisse bestätigen.“
„Natürlich wird man erfahren, dass Sie die Leute für ihr Schweigen bezahlen“, wandte Misbourne ein.
„Die wissen schon, warum ein notorischer Wüstling Mrs Silver und ihre Mädchen bestochen hat. Aber warum sollte ein ehrenwerter Gentleman wie Viscount Linwood die Besitzerin des Bordells bezahlen – wenn er nicht ihr Schweigen erkaufen will, nachdem er seine eigene Schwester als Hure benutzt hat, um den Duke of Arlesford in eine Falle zu locken?“
Verächtlich schüttelte der Earl den Kopf. „Zu weit hergeholt, so was wird niemanden überzeugen.“
„Da irren Sie sich, Sir! Man wird Ihre raffinierte Intrige bewundern, die Ihren ohnehin schon formidablen Ruf in dieser Hinsicht noch steigern dürfte. Und der Ruf Ihrer Tochter wäre unwiderruflich zerstört.“ Dominic lächelte eisig. „Nein, Misbourne, man wird Sie der Lüge bezichtigen – und Sie für die Erpressung einer ehrbaren Witwe aufs Schärfste verurteilen.“
„Verdammt, Arlesford!“ Zitternd umklammerte Linwood den Wolfskopf am Griff seines Spazierstocks.
Dominic schaute zu der leichenblassen Lady Marianne hinüber, und da meldete sich sein Gewissen. „Danke, Gentlemen, unsere Verhandlungen sind beendet. Wenn Sie gehen, benutzen Sie am besten den hinteren Ausgang und ersparen Sie dem Mädchen weitere neugierige Blicke.“
Mit schmalen Augen beobachtete er, wie Bentley und zwei Lakaien die unerwünschten Gäste durch die Halle zur Hintertür führten. Dann kehrte er in die Bibliothek zurück. Entspannt sank er auf seinen Schreibtischstuhl. Um Arabella und seinen Sohn zu schützen, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Doch er bezweifelte, dass es noch dazu kommen würde. Misbourne und Linwood mussten erkennen, wie kläglich sie ihre Trümpfe verspielt hatten.
Gedankenverloren starrte er das Brandyglas auf dem Schreibtisch an. Im Widerschein des Kaminfeuers schimmerte die bernsteinfarbene Flüssigkeit fast rötlich. Jetzt wusste er, warum Arabella ihn nicht heiraten wollte. Warum sie gelogen und behauptet hatte, sie würde ihn nicht lieben. Und wieso sie ihn nicht
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