Historical Saison Band 15
eines Gentlemans erfüllen, Mariannes Ehre und Ihre eigene retten, indem sie um ihre Hand bitten?“ Misbournes Augen glitzerten, und er konnte ein triumphierendes Grinsen kaum unterdrücken.
„Keineswegs, Sir. Wie Sie schon betonten, bin ich ein Wüstling. Warum sollte es mich kümmern, ob Lady Mariannes Ruf ruiniert würde? Sie ist Ihre Tochter, nicht meine.“
„Großer Gott, wo bleibt Ihr Ehrgefühl, Arlesford?“
„Dort, wo sich Ihres verbirgt, Misbourne“, konterte Dominic. „Ihr Problem ist mir egal. Selbst wenn Sie das Mädchen nackt ausziehen und auf meine Eingangstreppe setzen, würde es mich nicht interessieren.“ Aus den Augenwinkeln sah er wie Lady Marianne eine Hand auf ihren Mund presste und bedauerte, dass die junge Dame das alles miterleben musste. „In jeder Ihrer Zeitungen können Sie die Geschichte veröffentlichen. Trotzdem werde ich das Mädchen nicht heiraten.“
Das Gesicht des Earls färbte sich puterrot. Dann erblasste er, als er den Fehlschlag seines Plans erkannte. „Sir, Sie brechen einen Vertrag, den ich mit Ihrem Vater abschloss! Schon vor der Geburt meiner Tochter stand diese Verlobung unumstößlich fest.“
„Wie ich schon mehrfach erklären musste, Misbourne, bin ich nicht an einen Vertrag gebunden, der niemals existiert hat. Eigentlich dachte ich, Sie würden sich wegen unserer gemeinsamen politischen Interessen halbwegs zivilisiert benehmen.“
„Aber Sie haben den Eindruck erweckt, Sie würden diese Heirat in Betracht ziehen.“
„Falls ich das unwissentlich tat, bedaure ich es, Sir. Denn ich habe es nie in Erwägung gezogen.“
„Sie verdammter Schuft! Vor ganz London machen Sie uns lächerlich!“, brüllte der Earl. „Ich sollte Sie zum Duell fordern!“
„Darauf würde ich mit Vergnügen eingehen“, entgegnete Dominic kühl.
„Nein, Papa!“, hörte er Lady Marianne im Hintergrund protestieren.
„Moment mal!“, mischte Viscount Linwood sich ein und legte eine Hand auf die Schulter seines Vaters. „Wir haben unsere Verhandlungen mit dem Duke noch nicht abgeschlossen.“
„Ganz im Gegenteil“, sagte Dominic, „ich halte die Angelegenheit für beendet.“
„Noch haben wir nicht über Mrs Marlbrook gesprochen. Oder soll ich sie Miss Noir nennen? Außerdem geht es um den Jungen – Archie. So heißt er doch, nicht wahr? Geradezu frappierend, wie er seinem Papa ähnelt …“ Linwood lächelte tückisch und trat einen Schritt näher zum Schreibtisch.
Plötzlich bemerkte Dominic ein grünliches Funkeln. Sein Blick fiel auf den Silbergriff des Spazierstocks in der Hand des Viscounts – Smaragdaugen in einem Wolfskopf …
Dominic erstarrte. „Sie waren es!“, stieß er hervor und konnte es kaum glauben. Mr Smith … Nun fügten sich alle Einzelheiten zusammen. Linwoods Anteile an den Zeitungen des Vaters, seine Kontakte mit Journalisten, sein Geld und der familiäre Wunsch, eine Heirat zwischen Mrs Marlbrook und dem Duke zu verhindern …
„Überlegen Sie doch“, fuhr der Viscount fort, „was es für das Kind bedeuten würde, wenn die Wahrheit über seine Mama und seinen noblen Papa ans Licht käme! Der Duke, die Dirne und der Bastard! Was für faszinierende Schlagzeilen!“
Zuerst handelte Dominic, erst später dachte er nach. Er sprang auf, stürmte hinter dem Schreibtisch hervor und schmetterte eine Faust gegen das Kinn seines Widersachers. Das geschah so schnell, dass Linwood es nicht kommen sah. Taumelnd wich er zurück und betastete seine blutende Unterlippe.
„Also damit haben Sie Arabella in der Curzon Street bedroht?“ Dominic packte ihn am Kragen und drängte ihn an eine Wand.
„Ich habe ihr vernichtende Konsequenzen versprochen, wenn sie meine Forderungen nicht erfüllt!“, zischte Linwood. „Dachten Sie, ich würde untätig beobachten, wie Sie meine Schwester behandeln, Arlesford? Wie Sie uns ständig beleidigen, Sie arroganter Schurke? Heiraten Sie Marianne, oder ich schwöre Ihnen, ich lasse die ganze Geschichte ungekürzt drucken!“
Dominic schaute Linwood starr ins Gesicht und sah ihn erbleichen. Seinen tödlichen Blick behielt er nur sekundenlang bei, bevor er seinen Zorn hinter einer ausdruckslosen Maske verbarg und sich auf den größten Bluff seines Lebens konzentrierte.
„Nehmen wir Platz, Gentlemen.“ Er zeigte wieder auf die zwei Sessel vor dem Schreibtisch. „Sicher verzeihen Sie meinen Wutanfall, nachdem ich dermaßen provoziert wurde. Der Wunsch, das eigene Fleisch und Blut zu schützen, ist
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