Historical Saison Band 15
Mrs Silvers Haus wäre in Versuchung geraten und hätte sein Schweigen gebrochen. Offenbar ist dieser Dienstbote neulich verschwunden, und man munkelt, er habe hohe Spielschulden gemacht.“
„Weißt du, wie der Gentleman heißt, der an Miss Noir interessiert war?“, fragte Dominic.
„Wenn ich mich recht entsinne, nannte er sich Smith. Natürlich wäre er ein Narr gewesen, wenn er seinen richtigen Namen verraten hätte.“
Dominic kniff die Augen zusammen. „Smith? Hat das Mädchen sonst noch was über ihn erzählt?“
„Oh ja, Tilly ist eine sehr aufmerksame Beobachterin“, erklärte Hunter, „und sie beschrieb ihn ganz genau, bis zu seinen ‚gefährlichen schwarzen Augen‘ hin – und zu seinem Spazierstock ‚mit einem monströsen silbernen Wolfskopf am Griff‘. Der fiel ihr wegen der Smaragdaugen auf.“
Ein Spazierstock mit einem Wolfskopf? Den hatte er schon einmal gesehen, aber Dominic erinnerte sich nicht, wo. „Von dieser Sorte gibt es nicht allzu viele Stöcke.“
„Wohl kaum.“ Hunter hob bedeutungsvoll die Brauen. „Offenkundig schweifen deine Gedanken in dieselbe Richtung wie meine. Und ich glaube, du willst heute Abend lieber diesen Smith aufstöbern als mit dem jungen Northcote, Bullford und den anderen die Spielhöllen zu durchwandern?“
Statt zu antworten, zuckte Dominic mit den Schultern und stand auf.
„Verdammt schade“, meinte Hunter. „Und ich hatte gehofft, du würdest unsere Pechsträhne an den Spieltischen beenden.“
„Ein anderes Mal, mein Freund.“ Dominic schlug ihn auf die Schulter. „Wenn ich Smith gefunden habe.“
18. KAPITEL
Z u seinem Leidwesen kam Dominic mit seinen Nachforschungen nur sehr langsam voran. Eine halbe Stunde war verstrichen, seit sein Bekannter, ein ehemaliger Konstabler, die Bibliothek im Arlesford House verlassen hatte. Nun studierte Dominic den schriftlichen Bericht, den der Mann abgeliefert hatte.
Trotz einer fünftägigen gründlichen Suche, intensiven Erkundigungen und großzügigen Bestechungssummen war es unmöglich gewesen, den Silberschmied zu finden, der den ungewöhnlichen Wolfskopf am Griff von Smiths Spazierstock angefertigt hatte. Und alle sonstigen Fragen nach dessen Besitzer stießen ebenfalls auf eine Mauer des Schweigens.
In einer anderen Richtung seiner Ermittlungen war Dominic etwas erfolgreicher. Wie er inzwischen wusste, hatte Smith versucht, Informationen über Miss Noir und Mrs Marlbrook zu kaufen, und sich auch an das Personal von Arabellas Haushalt und dem Arlesford House gewandt. Dabei war es um die Frage gegangen, wer die Miete für das Haus an der Curzon Street und die Gehälter der Dienerschaft bezahlte.
Mrs Silvers einstiger Lakai wurde in einem Spielsalon in Brighton aufgespürt, wo er den letzten Rest der enormen Bestechungssumme verlor. Immerhin waren fünfhundert Pfund eine ganze Menge für die Bestätigung der Tatsachen, der Duke of Arlesford habe mit Miss Noir während ihrer ersten Nacht im „Haus der bunten Freuden“ geschlafen und sie Mrs Silver am nächsten Abend abgekauft. Vorerst kannte Dominic die Identität Mr Smiths noch nicht. Doch er wusste wenigstens, dass sich eine sehr wohlhabende Person große Mühe gegeben hatte, um Arabella zu finden.
Jetzt lag es nahe, nach Amersham zu reisen und mit ihr zu sprechen. Aber wenn ich das riskier, überlegte Dominic, wird Smith womöglich davon erfahren und Arabellas Versteck entdecken. Also musste der Mann zuerst entlarvt werden.
Warum zum Geier hat sie mich nicht um Hilfe gebeten, fragte sich Dominic. Er hätte sie beschützen können, selbst wenn die Wahrheit über Miss Noir ans Licht der Öffentlichkeit gelangt wäre. Stöhnend massierte er seine schmerzenden Schläfen und goss sich einen Brandy ein.
In diesem Moment hörte er, wie die Haustür geöffnet und geschlossen wurde, dann erklangen leichtfüßige Schritte auf dem Marmorboden.
Erstaunt hob er den Kopf, stellte das Glas auf den Schreibtisch und griff vorsichtshalber in das Schubfach, das eine Pistole enthielt. Da schwang die Bibliothekstür auf, und eine kleine Gestalt in einem dunklen Umhang huschte herein.
Bei Dominics Anblick stieß sie einen halb erstickten Schrei aus. „Oh, mir wurde gesagt, Sie wären nicht …“ Abrupt verstummte die Frau und schlang ihre bebenden, schwarz behandschuhten Finger ineinander. „Das heißt, ich …“
Nachdem er die Stimme erkannt hatte, ließ er die Waffe los und schloss die Schublade. „Warum schleichen Sie in meine Bibliothek,
Weitere Kostenlose Bücher