Historical Saison Band 15
Archie.“
Am nächsten Tag erledigte Dominic so schnell wie möglich, was er geplant hatte.
Er besuchte den Erzbischof von Canterbury, seinen Anwalt Moffat und schließlich Hunter, der trotz der Nachmittagsstunde eben erst aufgestanden war, nachdem er die Nacht an den Spieltischen verbracht hatte. Trotzdem erklärte er sich sofort bereit, den Wunsch seines Freundes zu erfüllen.
„Also war Smith tatsächlich Linwood. Zum Teufel mit dem Kerl!“ Hunter stand in seinem Schlafzimmer und hob das Kinn, während sein Kammerdiener ein Krawattentuch zu einem wundervollen neumodischen Knoten schlang. „Hättest du den Schuft bloß erstochen!“
„Das wäre zweifellos besser gewesen“, bemerkte Dominic trocken.
Ringsum herrschte rege Betriebsamkeit, hastig nahmen einige Dienstboten diverse Kleidungsstücke aus den Schränken und packten sie in eine Reisetasche.
„Weiß Arabella, dass du zu ihr kommen wirst?“, fragte der Viscount.
„Nein, ein Brief würde nicht rechtzeitig eintreffen. Außerdem will ich ihr lieber persönlich mitteilen, was ich zu sagen habe.“
„Verständlich“, meinte Hunter und musterte den Gehrock, der gerade zusammengefaltet wurde. „Nein, nein, Telfer, packen Sie meinen besten ein“, befahl er seinem Diener, „den schwarzen aus extrafeiner Wolle von Weston.“
Fünfzehn Minuten später trug Hunter seinen Reitrock und Breeches, die Reisetasche war hinter seinem Sattel festgebunden, und die beiden Männer lenkten ihre Pferde zur Aylesbury Road.
Dominic begann erst wieder zu sprechen, als sie London verlassen hatten. „Bevor wir Amersham erreichen, muss ich dir noch etwas erzählen, Sebastian.“
„Was denn?“ Hunter warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.
Nachdem er von Archies Existenz erfahren hatte, schüttelte er entgeistert den Kopf.
„Verdammt, Dominic, ich war völlig ahnungslos. Also hat Arabella diesen Marlbrook nur geheiratet, weil sie …“
„Genau“, bestätigte Dominic.
„Weiß Linwood über den Jungen Bescheid?“
„Allerdings.“
„Ah, nun begreife ich erst so richtig, was du für den Schurken empfindest! Schlimm genug, dass er deine Liebste bedroht hat! Aber auch noch deinen Sohn …“
Bei dieser Erinnerung kochte die Wut wieder in Dominic hoch. In der Tat, Linwood durfte sich glücklich schätzen, dass er Arlesford House lebend verlassen hatte!
„Gibt es sonst noch etwas, das du mir verschwiegen hast?“, fragte Hunter.
„Nichts, was du unbedingt wissen müsstest“, entgegnete Dominic lächelnd. „Und jetzt sporn deinen Gaul an, weil wir Amersham so schnell wie möglich erreichen wollen.“
Lachend versetzte Hunter seinen Hengst in einen Galopp.
Mit seinen Gedanken bei Arabella in dem Cottage, ritt Dominic an seinem Freund vorbei.
Erst nach Einbruch der Dunkelheit kamen sie in Amersham an. Ein wächserner, fast voller Mond hing am schwarzen Himmel und wies ihnen den Weg. Hinter einigen Fenstern schimmerte immer noch Licht, aber über der dörflichen Gemeinde lag tiefe Stille. Dominic schaute in die Richtung des Tatton-Cottages. Obwohl er müde und nach der langen Reise voller Staub war, drängte es ihn, an Arabellas Tür zu klopfen. Schlief sie schon? Oder dachte sie ebenso sehnsüchtig an ihn wie er an sie?
„Vergiss es“, mahnte Hunter, der neben ihm durch das Dorf ritt. „Sie soll dich in möglichst vorteilhaftem Zustand sehen. Nicht jetzt, wo du ein Bad, ein Bett, eine Rasur und saubere Kleidung benötigst. Übrigens brauche ich dringend einen Drink. Hoffentlich hast du deinen erstklassigen Brandy im Haus.“
Sebastian hat recht, dachte Dominic. Bei seinem Wiedersehen mit Arabella musste er sich von seiner besten Seite zeigen – wenn er sie umarmen und ihr versichern würde, alles sei in Ordnung. „Also gut, in fünf Minuten bekommst du deinen Brandy“, versprach er, und sie folgten der Straße, die zu Shardeloes Hall hinaufführte.
Am nächsten Abend um halb sieben badete Arabella ihren Sohn. Danach half sie ihm in sein Nachthemd und ließ sein Haar vor dem Kaminfeuer trocknen. Sein Dinner hatte er bereits verspeist. Sie brachte ihn zu Bett und schloss die Vorhänge. Gähnend kuschelte Archie sich unter die Decke.
Arabella gab ihm einen Gutenachtkuss. „Träum was Schönes, mein Lämmchen“, sagte sie wie jeden Abend, fest entschlossen, ihre Verzweiflung nicht zu zeigen.
„Mama“, flüsterte er, „ich vermisse Dominic so sehr.“
„Ich auch, Archie.“ Liebevoll strich sie ihm übers Haar und hoffte, ihre Stimme
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