Historical Saison Band 15
hätte nicht allzu traurig geklungen.
„Besucht er uns bald?“
„Das weiß ich nicht.“ Sie zwang sich zu lächeln. „Keine Fragen mehr. Jetzt musst du ein braver Junge sein und schlafen. Morgen ist Sonntag, und wir gehen in die Kirche.“
„Nicht in die Kirche, Mama“, murmelte er, aber er schloss gehorsam die Augen.
Arabella verließ das Zimmer und stieg die Wendeltreppe hinab.
„Wie geht es ihm?“, fragte ihre Mutter, die am Kamin saß und auf sie wartete.
„Gut, weil er morgen nicht zur Schule muss. Oh, ich wünschte, so würde er sich auch am Montag fühlen.“ Arabella presste eine Hand an ihre schmerzende Stirn und versuchte ihre Sorge um Archies Zukunft zu verdrängen.
„Wie viel dieser Dominic Furneaux zu verantworten hat …“
Noch einen Streit über Dominic werde ich nicht verkraften, dachte Arabella niedergeschlagen. Ihr Selbstvertrauen wurde zusehends erschüttert, und es fiel ihr immer schwerer, Gelassenheit zu heucheln. „Bitte, Mama, sprechen wir nicht mehr über Dominic.“
„Nicht mehr? In letzter Zeit erwähnen wir ihn wegen des Jungen nur ganz selten. Und ich habe lange genug den Mund gehalten.“
Seufzend sank Arabella in den Ohrensessel am Fenster und ergriff ihre Handarbeit. „Mit solchen Gesprächen erreichen wir nichts.“
„Nicht nur einmal, sondern zweimal hat er dich verlassen … zuletzt auf allerschlimmste Weise“, betonte Mrs Tatton. „Erst gibt er die Verlobung öffentlich bekannt, und wenig später löst er sie auf. Welch eine grausame Demütigung …“
„Mama!“, fiel Arabella ihr ins Wort. Ja, es war grausam und demütigend gewesen. Aber für Dominic, nicht für mich. „Bedenk bitte, dass er uns dieses Cottage geschenkt hat und unsere komfortable Existenz finanziert.“
„Wenn ein Vater den Lebensunterhalt für seinen Sohn bezahlt, ist es nur recht und billig, insbesondere, wenn er so reich und mächtig ist wie der Duke. Und bisher hat er nicht allzu viel für Archie getan. Wie unbeschwert er sich von seinem Kind lossagt – das bricht mir das Herz. Der Junge sollte der Erbe eines Herzogtums sein! Stattdessen wird er die Last seiner illegitimen Herkunft erleiden und um die Almosen betteln müssen, die sein Vater ihm gnädigerweise zuteilt!“
Arabella erbleichte. „Erspare mir dieses Gerede, Mama! Davon will ich nichts hören!“ Wenn sie nur die Wahrheit kennen würde! Ihre Anklagen sollten mir gelten, nicht Dominic.
„Gewisse Dinge müssen einfach ausgesprochen werden! Die Niedertracht dieses Mannes, seine Arroganz! Wieso du ihn immer noch verteidigst, begreife ich nicht.“ Erbost richtete Mrs Tatton sich in ihrem Sessel auf. „Vor unserer Abreise aus London hätte ich ins Arlesford House gehen und ihm meine Meinung sagen müssen. Oh, dieser bösartige, hinterhältige Schurke …“
Plötzlich ertrug Arabella den hasserfüllten, ungerechtfertigten Wortschwall ihrer Mutter nicht länger, und so platzte sie heraus: „Nicht Dominic hat die Verlobung aufgelöst, Mama, das war ich.“
Diesem Geständnis folgte ein langes, bedrückendes Schweigen. Fassungslos starrte Mrs Tatton ihre Tochter an, dann lächelte sie ungläubig. „So ein Unsinn …“
„Nein“, erwiderte Arabella, „es ist die reine Wahrheit. Ich erklärte, ich würde ihn nicht lieben und ihn deshalb verlassen.“
Schlagartig erlosch das Lächeln ihrer Mutter. „Aber warum? Wie sehr du ihn liebst, weiß ich doch.“
„Natürlich liebe ich ihn.“
„Trotzdem zerstörst du Archies Leben und dein eigenes?“
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Arabella erzählte ihrer Mutter von Mr Smith und seinen Drohungen, sogar von Miss Noir und Mrs Silver.
„Oh Gott, Arabella …“, wisperte Mrs Tatton, stand auf und ging zu ihr. „Warum hast du mir das alles so lange verheimlicht?“
„Weil ich nicht riskieren konnte, dass du dich an Dominic wenden würdest. Hättest du etwas ausgeplaudert, wären Smiths Schurken über den Mann hergefallen, den ich liebe. Nicht nur sein Leben schwebte in Gefahr, auch um Archies Sicherheit musste ich bangen. Ja, ich tat den beiden ganz schrecklich weh – aber es war die einzige Möglichkeit, sie zu beschützen. Dominic darf es nie erfahren. Das verstehst du doch?“
Mrs Tatton nickte unglücklich.
„Und was Mrs Silver betrifft …“ Arabella vermochte dem Blick ihrer Mutter nicht standzuhalten und schaute auf ihre Stickerei hinab. „Mit dieser Schande wollte ich dich nicht belasten.“
„Das wusste ich bereits.“
Verwirrt hob
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