Historical Saison Band 15
an ihre Tür klopfte, starrte sie mich voller Sorge an. Immerhin verriet sie mir, in welche Richtung du gegangen warst.“
„Arme Mama! Auch zu ihr war ich nicht ehrlich.“ Arabella berichtete, dass sie ihrer Mutter erst an diesem Tag die Wahrheit gestanden hatte. „So viele Lügen!“ Wehmütig schüttelte sie den Kopf.
„Jetzt ist alles geklärt.“
„Keine dunklen Geheimnisse mehr.“ Maßlos erleichtert, lächelte sie. „Wann bist du in Amersham angekommen?“
„Gestern, am späten Abend.“
„Und du warst erst vorhin bei unserem Cottage?“
„Ich hatte einiges zu organisieren“, erwiderte er mysteriös. Dann neigte er sich hinab und küsste sie mit einer Zärtlichkeit, die alle Gefühle in ihrem Herzen widerspiegelte. „Ich habe dich so sehr vermisst, Arabella!“
Ihre Lippen verschmolzen zu einer wunderbaren Einheit, und Arabella schob eine Hand unter Dominics Reitrock. Durch sein Hemd spürte sie seine warme Brust, die kraftvollen Schläge seines Herzens.
Atemlos hob er den Kopf. „Jetzt bringe ich dich besser nach Hause, ehe ich mich auf diesem Waldpfad vergesse. Womöglich käme jemand vorbei, und morgen würde sich ganz Amersham das Maul über uns zerreißen.“
„Die Leute klatschen ohnehin schon …“ Auch Arabella rang nach Luft. „Alle haben Archie gesehen, und ich fürchte, sie ahnen, wer sein Vater ist.“
„Was das betrifft, gibt es keinen Grund zur Sorge, mein Engel. Alles wird gut.“
„Wirklich?“
„Oh ja.“ Er küsste sie noch einmal. Voller Leidenschaft und Liebe bezeugte er, wie sehr sie ihm gefehlt hatte.
Inbrünstig schwelgte sie in ihrem Glück. Sie umschlang Dominic, wollte ihn festhalten, nie mehr loslassen und sich vergewissern, dass dies kein Traum war, aus dem sie bald erwachen würde.
Nur widerstrebend richtete er sich auf. „Nun müssen wir uns endgültig auf den Rückweg machen. Sonst kann ich für nichts mehr garantieren.“
Nach einem letzten sanften Kuss ging er zu seinem Pferd. Er hob seinen Hut, die Handschuhe und die Peitsche auf und legte die Sachen auf den Sattel. Dann nahm er den Hengst am Zügel, bot Arabella seinen anderen Arm, und sie schlenderten zum Cottage.
Unwillkürlich warf sie einen Blick auf die Wölbung in seinen Breeches. Dominic lachte leise. „Was für eine lasterhafte Frau du bist, Arabella! Wie gut, dass du morgen in die Kirche gehen wirst und Buße tun kannst …“
„Beeil dich, Archie, oder wir kommen zu spät!“, mahnte Mrs Tatton am nächsten Morgen auf dem Weg zur Kirche.
„Trojan muss noch sein Heu fressen“, erklärte der Junge seiner Großmutter und zeigte auf sein imaginäres Pferd. „Bald galoppieren wir und überholen euch.“
Verständnislos wandte sie sich zu ihrer Tochter. „Trojan?“
„So heißt Dominics Hengst.“ Lächelnd glättete Arabella den Rock ihres hellblauen Seidenkleids. Für den Gottesdienst in einer Dorfkirche war es vielleicht etwas zu elegant. Aber sie wusste, dass der geliebte Mann an der Messe teilnehmen würde, und deshalb wollte sie möglichst gut aussehen.
Mrs Tatton erwiderte das Lächeln. „Nachdem du dich gestern mit Dominic ausgesprochen hast, fühle ich mich viel besser.“
„Oh, ich auch, Mama“, beteuerte Arabella. Glückstrahlend spürte sie, wie sich ihr Herz erwärmte.
„Was wird jetzt mit euch beiden geschehen?“
„Das weiß ich nicht, Mama. Darüber haben wir noch nicht geredet.“
„Zweifellos wird die Verlobung erneut bestätigt, und ihr kehrt nach London zurück?“
Arabellas Lächeln erstarb, ein Teil der alten Sorge trübte ihre Freude. „Da bin ich mir nicht so sicher. In der Stadt würden uns beide sehr unangenehme Erinnerungen erwarten. Jedenfalls werde ich alles tun, was erforderlich ist, damit ich mit dir und Archie beisammenbleiben kann.“
Zufrieden nickte ihre Mutter. Nun galoppierte Archie auf seinem imaginären Trojan an ihnen vorbei, und sie lächelten einander belustigt zu.
Während sie sich der Kirche näherten, zeigte sich keine einzige Menschenseele.
„Oh, wir müssen uns tatsächlich verspätet haben“, seufzte Mrs Tatton beim Anblick des geschlossenen Kirchentors, ergriff Archies Hand und strich sein zerzaustes Haar glatt. Dann spornte sie ihren Enkel und ihre Tochter zur Eile an.
Arabella stieß das wuchtige Portal auf, ließ den beiden den Vortritt und folgte dann.
Nach dem hellen Sonnenschein dauerte es eine Weile, bis ihre Augen sich an das Dunkel in der kleinen Vorhalle gewöhnt hatten.
„Arabella, mein
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