Historical Saison Band 15
Arabella den Kopf. „Wieso …?“
„Dominic erzählte mir davon. Während du mit Archie im Park warst.“ Über Mrs Tattons Wangen rollten Tränen. „Hättest du mich bloß eingeweiht! Niemals hätte ich mich deiner geschämt. Du warst nur dazu bereit, um die Menschen zu retten, die du liebst. Für Archie bist du die beste Mutter. Und für mich die beste Tochter.“
Erleichtert legte Arabella ihre Handarbeit beiseite, sprang auf und umarmte ihre Mama. „Danke. Gott segne dich für alles, was du meinetwegen erleiden musstest.“
Als sie ihre Arme sinken ließ, sah sie die tiefen Sorgenfalten in Mrs Tattons aschfahlem Gesicht.
Sie hätte der geschwächten Frau die Wahrheit nicht aufbürden dürfen. Sosehr ich mich auch bemühe, was immer ich tue – ich verletze die Menschen, die ich am meisten liebe. Insbesondere Dominic …
Wann würde er nach Amersham kommen? Wie sollte sie die Begegnung verkraften? Allzu schwer lasteten die Schuldgefühle auf ihrer Seele.
„So, wie mir jetzt zumute ist, kann ich nicht schlafen, Mama“, seufzte sie. „Wollen wir im Wald spazieren gehen? Die frische Luft wird uns guttun. Und ich hoffe, sie wird mir zu einem klaren Kopf verhelfen.“
„Dafür bin ich zu müde. Ich sitze lieber vor dem Feuer.“ Mrs Tatton drückte ihr die Hand. „Geh nicht zu weit. Und kehr um, bevor es dunkel wird.“
„Ja, Mama“, versprach Arabella und küsste sie auf die Stirn.
Sie schlang einen Schal um ihre Schultern und verließ das Cottage. In der Abendbrise raschelten die Blätter der Bäume und Büsche, ein paar Amseln zwitscherten. Mit schnellen Schritten schlug sie die Richtung zum Wald ein und versuchte neue Kräfte zu sammeln.
„Was heißt das, du gehst allein aus?“, murrte Hunter. „Den ganzen Tag hatten wir zu tun. Heute Abend sollten wir feiern, uns betrinken und die Freuden des Junggesellendaseins genießen. Für dich sind die schönen Zeiten ja bald vorbei.“
Dominic warf seinem Freund einen vernichtenden Blick zu.
„Seit du Arabella wiedergefunden hast, bist du völlig verändert.“ Sorgenvoll schüttelte Hunter den Kopf.
„Das sagst du mir andauernd, Sebastian. Mal sehen, wie du dich veränderst, wenn dir die Frau begegnet, die du heiraten willst.“
Hunter schnaufte angewidert. „Sei versichert, in dieser Richtung habe ich noch jahrelang keine Pläne. Und wenn mich dieses grausame Schicksal irgendwann ereilt, wird es mich gewiss nicht verändern.“
„Warten wir’s ab.“
„Da werde ich dich bitter enttäuschen.“ Hunter schenkte sich noch einen Brandy ein. „Alles bereit für morgen?“
„Fast!“, antwortete Dominic und dachte sehnsüchtig an Arabella.
„Ich werde so froh sein, wenn ich nach London zurückkehren kann. Wie du es hier draußen aushältst, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, verstehe ich nicht. Ich wette, in diesem Nest kann niemand Pharo oder Macao spielen.“
„Ganz bestimmt nicht.“ Dominic grinste. „In Amersham wirst du keinen einzigen ebenbürtigen Gegner finden, also musst du dich noch eine Weile gedulden.“
„Mein geliebtes London!“, stöhnte Hunter und nippte an seinem Brandy. „Wie schmerzlich ich dich und deine süßen Amüsements vermisse!“
Lachend ergriff Dominic seinen Hut, die Handschuhe und die Reitpeitsche und verließ Shardeloes Hall.
19. KAPITEL
D urch den Baldachin aus Blättern und Zweigen beleuchtete der abendliche Sonnenschein da und dort den Waldboden. An manchen Stellen wuchsen immer noch hellgelbe Primeln und Glockenblumen. In intensivem Kontrast dazu schimmerten die winzigen blauen Vergissmeinnicht im grünen Gras. Eine Taube gurrte und übertönte den Gesang der anderen Vögel.
Während Arabella durch den Wald wanderte, knackten trockene kleine Zweige unter ihren Schuhen. Sie folgte dem gewundenen Pfad zwischen mächtigen Eichen. Dann zögerte sie, weil sie gedämpfte Hufschläge hörte, die ihr zu folgen schienen, und drehte sich um. Ein Reiter näherte sich. Irgendwie wirkte er vertraut. Die Sekunden verstrichen …
Und da erkannte sie ihn. Ihr Herz blieb beinahe stehen.
Zu einem dunklen Reitrock trug er gelbbraune Breeches und glänzend polierte schwarze Stiefel. In einer Hand hielt er einen Hut, die Handschuhe und die Reitpeitsche. Der gesprenkelte Sonnenschein zauberte rötliche Lichter in sein dichtes, vom Wind zerzaustes Haar.
„Dominic?“, hauchte sie. War er es wirklich? Oder ein Trugbild ihrer Fantasie, von sehnlichen Wünschen heraufbeschworen?
„Arabella!“ Noch
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