Historical Saison Band 16 (German Edition)
anderen Gentlemen, mit denen ich heute Abend getanzt habe. Wenn Sie das glauben, liegen Sie vollkommen falsch.“
Belle fürchtete, am Ende könnte das Geplänkel zwischen ihnen irgendwohin führen. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart unbehaglich, und gleichzeitig fand sie ihn belebend und aufregend. Er hatte irgendetwas Besonderes an sich, und sie konnte es keiner Frau verdenken, wenn sie seinem Zauber erlag. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass ihr Herz nicht so unbeteiligt an der Angelegenheit war, wie sie geglaubt hatte. Überrascht spürte sie, dass seine Stimme und die Art, wie er sie ansah, eine seltsam angenehme Unruhe in Teilen ihres Körpers auslöste, die eine unerfahrene Jungfrau am besten gar nicht wahrnahm und erst recht nicht erwähnte. Diese Empfindungen erschienen ihr geradezu verboten. Jedenfalls hatte sie nicht vor, es ihm leicht zu machen.
„Offenbar habe ich meine Abneigung, mich mit Ihnen zu unterhalten, nicht deutlich genug ausgedrückt“, fauchte sie.
Er lachte in sich hinein. „Ich dachte, Sie würden nur die schwer zu Erobernde spielen.“
„Diese Art von Spielereien liegt mir fern“, erwiderte sie in scharfem Ton. „Ich hätte viel mehr Spaß daran, Sie einfach stehen zu lassen und von der Tanzfläche zu gehen. Seien Sie also froh, dass ich Ihnen ein wenig von Ihrem Stolz lasse. Meine Großmutter wird mir schreckliche Vorwürfe machen, weil ich mit Ihnen getanzt habe.“
„Das ist Ihre Angelegenheit, Belle, doch Sie sollten meinen Rat befolgen. Ich pflege mich der Meinung wütender alter Damen nicht zu beugen, ganz gleich wie laut sie zetern und schimpfen. Die Abneigung Ihrer Großmutter gegen mich ist völlig unbegründet.“
„Meine Großmutter hat niemals gesagt, dass sie Sie nicht mag. Sie äußert sich niemals ohne guten Grund über irgendjemanden. Natürlich – sind Sie das arme, unschuldige Opfer einer Verleumdung.“
Im warmen Licht schimmerten seine Augen, als er sie anlächelte. „Ich habe nie behauptet, unschuldig zu sein. Tatsächlich bin ich weit davon entfernt.“
„Sie würden es wohl kaum zugeben, wenn Sie es wären“, erwiderte sie kühl.
„Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen beweisen, dass es so ist.“
„Auf gar keinen Fall.“
„Genießen Sie die Gastfreundschaft des Prinzregenten?“, wechselte er das Thema.
„Sehr. Prince George scheint äußerst charmant zu sein – ganz anders als einige seiner Gäste.“
„Tatsächlich? Wen meinen Sie im Besonderen?“
„Ich glaube nicht, dass ich es aussprechen muss.“
Er schaute sie mit einem durchdringenden Blick an. „Ihre Großmutter hat Sie also vor mir gewarnt, Belle Ainsley?“
Sein spöttisches Lächeln machte ihr bewusst, wie dumm es war, mit ihm zu flirten. Er hatte bereits klargemacht, dass er kein Gentleman war und tat, wozu er Lust hatte. Sie spürte das verrückte Verlangen, sein hochmütiges Selbstbewusstsein wenigstens ein bisschen zu erschüttern.
„Sie tat es, weil Sie einen gewissen Ruf haben. Normalerweise lässt sie mich kaum aus den Augen, denn sie glaubt, jeder Mann in London sei hinter mir her. Nicht dass sie etwas dagegen hätte, wenn es sich um den richtigen Mann handelt, falls Sie verstehen, was ich meine. Ständig erinnerte sie mich daran, dass die Ballsaison dafür gedacht ist, jungen Damen Gelegenheit zu verschaffen, passende Ehemänner zu finden.“
„Das stimmt. Welchen Sinn sollte das Ganze sonst haben?“
„Sicher, und ich fürchte, ich habe zurzeit so viele Verehrer, dass ich gar nicht weiß, was ich damit anstellen soll. Großmutter legt viel Wert auf Schicklichkeit, und alles muss ganz genau nach den Regeln der Gesellschaft ablaufen.“
„Und Sie? Wollten Sie Amerika verlassen?“
„Nein. Ich war in Charleston zu Hause und wollte gerne dort bleiben. Doch nach dem Tod meines Vaters bestand meine Großmutter – die nun mein Vormund ist – darauf, dass ich nach England komme.“
„Nun, was mich betrifft, bin ich froh, dass sie das tat.“
„Ich verstehe nicht ganz, warum Sie so fühlen. Da meine Großmutter Sie offenbar nicht leiden kann, wird sie dafür sorgen, dass wir uns nicht wieder begegnen.“
„Wenn ich es mir in den Kopf setze, Sie näher kennenzulernen, Belle, wird Ihre Großmutter nicht in der Lage sein, etwas dagegen zu tun“, erklärte er mit tiefer, samtweicher Stimme.
Belle bemerkte den Ausdruck in seinen Augen, und ihr Herz begann unregelmäßig zu hämmern, während gleichzeitig eine böse Ahnung sie durchlief, von der
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