Historical Saison Band 16 (German Edition)
Willen hatte wie sie, sondern auch die Geduld eines Heiligen.
„Was das betrifft, Belle, werde ich keine Versprechen abgeben. Wer weiß, wie es zwischen uns weitergeht? Ich sage Ihnen lieber gleich, dass meine Unabhängigkeit mir sehr wichtig ist. Ich habe es nicht unbedingt eilig, sie aufzugeben, nachdem ich gerade erst nach Hause zurückgekehrt bin. Doch ich könnte beschließen, meinen Schwur zu vergessen, vorerst Junggeselle zu bleiben. Dann würde ich Sie zur Frau nehmen, einfach nur, um Ihnen zu zeigen, welche Freuden verheiratete Paare genießen können.“
Belle musterte ihn finster und erklärte höhnisch: „Was für raffinierte Tricks Sie auf Lager haben, Mylord. Falls Sie glauben, Sie könnten mich mit Ihrer freizügigen Benutzung des Wortes Heirat in Ihr Bett bekommen, werden Sie feststellen, dass ich nicht so naiv bin, wie Sie denken.“
Lance lachte laut auf. „Die Nachricht ist angekommen, Belle. Machen Sie also weiter mit Ihren Abendgesellschaften und konzentrieren Sie sich darauf, einen Ehemann zu finden – worum es ja in der Saison einzig und allein geht. Ich habe gesehen, dass viele verliebte Schwachköpfe Ihnen auf Schritt und Tritt folgen. Sie werden die Qual der Wahl haben. Allerdings bedauere ich den Mann, für den Sie sich irgendwann entscheiden. Der arme Kerl wird nicht eine Minute Ruhe haben.“
„Genau wie Sie habe ich es nicht eilig, zu heiraten. Und Großmutter drängt mich nicht, es zu tun. Ich bin erst vor Kurzem nach England gekommen und sozusagen noch dabei, mich hier einzugewöhnen. Ich bin ganz glücklich mit meinem Status als unverheiratete Frau.“
„Aha. Aber über kurz oder lang werden Sie von einem Ihrer Verehrer eingefangen und mit den Segnungen der Ehe vertraut gemacht werden.“
So wütend und verletzt, wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war, sah sie ihm dabei zu, wie er seinen Frackrock wieder anzog. Sie schwor sich, dafür zu sorgen, dass er das, was er heute mit ihr gemacht hatte, auf tausend verschiedene Arten bereuen würde. Ihr Blick fiel auf den kleinen Tisch, auf dem er das Samtsäckchen abgelegt hatte, und sie verzog den Mund zu einem listigen Lächeln. Mit der Halskette würde sie anfangen.
Er glaubte also, sie überlistet zu haben, indem er ihr irgendeine lahme Geschichte erzählte, dass der Schmuck in Wirklichkeit seiner Großmutter gehörte. Wie leicht sie das geschluckt hatte. Wie naiv sie gewesen war. Doch das war vorbei. Sie würde ihn nicht gewinnen lassen. Während sie nach dem Samtsäckchen griff und es in ihre Tasche schob, packte sie mit der anderen Hand ihren Hut und ließ ihn fallen. Dann bückte sie sich, um ihn wieder aufzuheben.
Lance wandte sich um und erstarrte bei dem bezaubernden Anblick eines Hinterteils, das sich in die Luft reckte.
Er stöhnte unterdrückt, denn sie weckte ein hungriges Begehren in ihm. Nie zuvor hatte er etwas so Erregendes gesehen, denn die enge Hose überließ nichts der Vorstellungskraft des Betrachters. Er war versucht, zu ihr zu gehen, seinen Arm um ihre Taille zu schlingen, sie an sich zu ziehen, jede Vernunft zu vergessen und sie wieder auf sein Bett zu werfen. Doch er beherrschte sich. Als sie sich mit ihrem Hut in der Hand wieder aufrichtete, wich er zurück.
In dem Wissen, dass das Samtsäckchen in ihrer Tasche steckte, lächelte Belle triumphierend über ihre Gerissenheit. Das war die perfekte Rache. Nachdem sie den Hut aufgesetzt hatte, wandte sie sich der Tür zu und verließ das Schlafzimmer.
Auf halber Treppe auf dem Weg nach unten wurde ihr schlimmster Albtraum wahr. Rowland Gibbon trat aus dem Speisezimmer, gefolgt von einigen Gästen.
Lance, der ihr nachgegangen war, fluchte unterdrückt und griff sofort nach Belles Arm. Er wollte sie die Stufen wieder hinaufziehen, um eine Katastrophe zu verhindern, doch es war zu spät. Rowland hatte sie bereits gesehen. Er eilte zum Fuß der Treppe.
„Ha! Was ist das, Lance? Du versuchst, dich vor deinen Gästen zu verstecken. Das lasse ich nicht zu. Lady Marlow und die anderen Damen fühlen sich deiner Gegenwart beraubt und haben mich losgeschickt, dich zu suchen.“
Lance und Belle erkannten die Sinnlosigkeit eines Fluchtversuchs und stiegen die restlichen Stufen hinunter.
Rowland musterte Lances Begleitung, anscheinend ein junger Bursche. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. „Und wen haben wir da?“, erkundigte er sich und beugte sich vor, um das Gesicht unter der Hutkrempe zu mustern. Dann wandte er sich grinsend wieder Lance zu.
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