Historical Saison Band 16 (German Edition)
die kleine Charlotte so reizend, und sie ähnelt dir mit jedem Tag mehr. Du bist für sie verantwortlich, und natürlich muss sie hier bei dir leben. Sie kann nicht bei mir bleiben. Das wäre nicht richtig.“
Belle ließ sich zitternd auf den nächstbesten Stuhl sinken. Sie wartete darauf, dass Lance ihr beteuerte, mit diesem Kind nichts zu tun zu haben, doch das tat er nicht.
„Ist das wahr, Lance?“, erkundigte sie sich, als sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Hast du eine … eine Tochter?“
Er schaute sie an und seine Miene war hart und kalt. „Ja, so ist es.“
Ein Schlag mitten ins Gesicht hätte ihr nicht so wehtun können. Sie war verwirrt und entsetzt. Tausende von Gedanken rasten durch ihren Kopf. In ihrem Herzen und ihrem Verstand war für nichts mehr Raum außer für diese riesige Enttäuschung, die bereits zu einem furchtbaren Schmerz geworden war.
„Es tut mir leid, meine Liebe“, bemerkte Elizabeth. Sie war wütend auf ihren Sohn, der Belle einen so wichtigen Teil seines Lebens vorenthalten hatte. „Ich tue das hier sehr ungern, und ich wollte dir auch ganz sicher keinen Kummer bereiten, aber du hast ein Recht, es zu erfahren. Während wir in Irland waren, hatte Charlotte hohes Fieber, und es ging ihr sehr schlecht. Wir haben uns alle großen Sorgen um sie gemacht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustieße, solange sie in meiner Obhut ist. Also beschloss ich, sie zu ihrem Vater zurückzubringen – wo sie hingehört.“
„Wie alt ist Charlotte?“, erkundigte sich Belle. Ihre Kehle war so eng, dass sie die Worte kaum herausbekam.
„Neun Monate“, teilte Elizabeth ihr mit.
Ungläubig ließ Belle den Blick zwischen ihrer Schwiegermutter und Lance hin und her wandern. „Neun Monate? Aber … sie ist noch ein Baby.“ Sie schluckte mühsam. „Lance … wie konntest du das … deiner Tochter … und mir … antun? Stimmt irgendetwas nicht mit ihr?“
„Charlotte ist ein kerngesundes Kind, Belle“, versicherte Elizabeth ihr. „Sie ist wunderschön und reizend – und sie braucht ihren Vater.“
„Und ihre Mutter?“
Lance verzog das Gesicht und seine Miene verfinsterte sich. „Ihre Mutter … meine Frau … ist tot“, fuhr er sie an. Dann tat er einen Schritt rückwärts und seine Miene wurde ausdruckslos. „Und nun wäre ich dankbar, wenn wir von etwas anderem sprechen könnten.“
„Und ich lasse mich nicht so leicht abwimmeln“, widersprach Belle ihm rasch. Sie bemühte sich, nicht an die Frau zu denken – gütiger Himmel, seine Frau – die vor so kurzer Zeit gestorben war. Eine Frau, die ihm ein Kind geboren hatte. Eine Frau, die er geliebt haben musste und um die er immer noch trauerte. Dieser Gedanke überfiel sie so unvermittelt und war so furchtbar, dass sie ihn sofort verdrängte. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie aus einem wunderschönen Traum erwacht und befände sich plötzlich mitten in einem Albtraum.
„Deine Mutter hat recht. Du hättest es mir nicht verschweigen dürfen. Das war grausam und verabscheuungswürdig. Was dachtest du dir, wie ich reagieren würde, wenn ich es herausfinde? Es sei denn, du wolltest nicht, dass ich es jemals erfahre. Hattest du vor, die Tochter, von der du dich so offensichtlich abgewandt hast, fortzuschicken und sie irgendwo im Finstern leben zu lassen?“
Lance spürte Belles Niedergeschlagenheit. Er biss die Zähne zusammen, drehte sich um und ging zum Fenster. Dort wandte er den beiden Frauen seinen steifen Rücken zu.
Belle sprang auf. „Entschuldige mich bitte“, sagte sie zu Lances Mutter und gab sich große Mühe, damit ihre Stimme nicht zitterte. „Ich wäre gern ein wenig allein.“
Sanft berührte Elizabeth sie am Arm. Sie wünschte sich, sie könnte tröstende, unterstützende Worte für ihre Schwiegertochter finden, wusste aber, in diesem Moment konnte nichts, was sie sagte, Belle helfen. Die junge Frau musste allein mit der Situation fertigwerden. Die Fragen würden später kommen. „Natürlich. Ich verstehe dich. Komm zu mir, wenn du darüber reden möchtest.“
Als Belle die Tür erreichte, fuhr Lance herum. „Warte, Belle …“
Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich zu ihm um. „Lass es lieber, Lance. Es ist genug. Für den Moment habe ich genug. Mehr kann ich jetzt nicht ertragen.“
Sie verließ den Salon und rannte in ihr Zimmer. Zorn erfüllte sie, und ihr wurde klar, Zorn machte die Menschen hart. Wütend starrte sie hinüber zum Bett. Sie spürte das
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