Historical Saison Band 16 (German Edition)
etwas Zeit und Übung werde ich es bald lernen.“
„Ich habe vollstes Vertrauen zu dir, und falls ich in irgendeiner Weise helfen kann, freue ich mich. Die Diener sind äußerst zuverlässig, und ich bin sicher, du wirst dich bald daran gewöhnt haben, einem so großen Haushalt vorzustehen, Belle … Was für einen schönen Namen du hast.“
„Eigentlich heiße ich Isabelle, aber alle außer meiner Großmutter nennen mich Belle.“
„Darf ich dich ebenfalls Belle nennen?“
„Natürlich. Das würde mir sehr gefallen.“ Belle war begeistert von der natürlichen Freundlichkeit dieser attraktiven Frau. Und als Elizabeth mit ihren schlanken Fingern ihre Hand drückte, kam Belle zu dem Ergebnis, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.
Elizabeth versuchte, in den dunkelgrünen Augen zu lesen, die sie ernst anschauten, und brachte schließlich ein Lächeln zustande. „Ich bin sehr froh, dass Lance und du geheiratet habt. Es ist Zeit, dass er sesshaft wird. Das Leben auf dem Land ist für dich sicher ganz anders, als du es von London gewöhnt bist – und eine große Veränderung im Vergleich zu Amerika.“
„So ist es.“
„Ich kann mir vorstellen, dass eure Hochzeit hier in der Gegend große Aufmerksamkeit erregt hat. Tatsächlich ist alles so schnell gegangen, dass ich es kaum glauben kann. In der einen Minute bist du noch frei und ungebunden, Lance, und in der nächsten kündigst du an, dass du in nur wenigen Wochen heiraten wirst. Ich nehme an, es gibt nun viele enttäuschte junge Damen.“ Sie lächelte Belle an.
„Dann sind sie eben enttäuscht“, erklärte Lance und sah stolz die Frau an, die er vor achtundvierzig Stunden geheiratet hatte. „Ich bin sehr zufrieden mit der Ehefrau, die ich habe. Ich will keine andere.“
„Und ich billige deine Wahl. Belle ist reizend, und ich bin sicher, wir werden gute Freundinnen.“
„Kommt“, forderte Lance die beiden Frauen auf, während er seine Hand auf Belles Rücken legte, wo er sie ganz selbstverständlich ruhen ließ. „Lasst uns in den Salon gehen. Dort können wir Tee trinken und uns über alle Neuigkeiten austauschen. Ich bin gespannt, alles über Irland zu erfahren, über Sophie – und über meine neugeborene Nichte.“
Er war im Begriff, seine Frau in Richtung Salon zu geleiten, hielt jedoch bei der nächsten Bemerkung seiner Mutter inne, die diese in scharfem Ton hervorstieß.
„Deine Nichte? Deiner Nichte geht es gut, Lance. Es wäre schön, wenn du ebenso großes Interesse an deiner Tochter zeigen würdest.“
Sekundenlang herrschte eisiges Schweigen in der Halle. Das Wort Tochter ließ Belle zusammenzucken. Schockiert starrte sie ihre Schwiegermutter an. Sie wollte sie fragen, was sie mit ihren Worten meinte, aber die grimmige Miene, mit der Elizabeth Bingham ihren Sohn anstarrte, ließ sie zögern.
„Du hast doch Belle von Charlotte erzählt, Lance? Ich hoffe es wirklich sehr, denn deine Tochter sollte hier in diesem Haus leben.“
„Charlotte?“, fragte Belle verwirrt. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Langsam drehte sie sich um und schaute ihren Mann an. So sehr nahmen ihre verworrenen Gefühle sie in Anspruch, dass sie gar nicht bemerkte, wie Lances Gesichtsausdruck sich verhärtete und dass er seine Mutter anschaute, als würde er sich auf einen heftigen Streit vorbereiten. „Lance? Worum geht es? Bitte sage es mir.“
Lance, sonst schlagfertig und scharfsinnig, blieb wie erstarrt stehen.
„Dies ist nicht der Ort, um die Angelegenheit zu besprechen. Ich denke, wir sollten in den Salon gehen“, schlug Elizabeth vor. Sie betrat als Erste das Zimmer und schloss hinter den anderen die Tür. Bevor sie das Haus betreten hatte, war sie einen Augenblick im Landauer sitzen geblieben und hatte Mut für das gesammelt, was sie vorhatte. Ihr schauderte vor dem Schmerz, den sie auslösten musste, und vor der Feindseligkeit, die ihr Sohn ihr womöglich entgegenbringen würde. „Lance hat eine Tochter, Belle – eine Tochter, die er offensichtlich dir gegenüber zu erwähnen vergaß.“
„Ich habe es nicht vergessen“, stieß Lance hervor. Sein Gesicht war bleich und wutverzerrt. „Wenn es dir nichts ausmacht, Mutter: Ich würde es vorziehen, diese Diskussion nicht zu führen.“
„Sicher, Lance, mir ist klar, dass du das nicht möchtest“, erklärte Elizabeth, offensichtlich entschlossen, nicht nachzugeben. „Das willst du nie. Du scheinst die Existenz deiner Tochter die meiste Zeit zu vergessen. Dabei ist
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