Historical Saison Band 16 (German Edition)
tun. Ihre Nerven meldeten sich, als sie die Arme hob, um sich das Kleid überstreifen zu lassen. Ihre Hochzeit! Sie würde verheiratet sein. Das hätte sie nie für möglich gehalten.
Das Kleid war elfenbeinfarben. Philippa hatte es mitgebracht. Lilyas eigentliches Hochzeitskleid war noch beim Schneider in London, ein Opfer ihrer überstürzten Abreise aus der Hauptstadt. Doch Lilya liebte dieses elfenbeinfarbene Kleid mehr als das ursprüngliche Hochzeitskleid. Es hatte Valerians Mutter gehört. Es war elegant und schlicht gearbeitet, ganz im Stil der Kleider, die Lilya sonst trug. Der weite Rock raschelte, als Lilya einen vorsichtigen Schritt machte. Sie fühlte sich wie eine Märchenprinzessin.
Philippa lachte, als sich Lilya vor dem großen Spiegel einmal um die Achse drehte. „Die Röcke werden wieder weiter. In ein paar Jahren wird das wieder in Mode kommen. Alle werden sagen, dass Lady Pendennys ihrer Zeit modisch weit voraus war.“
„Lady Pendennys.“ Lilya biss sich auf die Lippe. Ihre Aufregung wuchs mit jedem Moment, der verging.
Philippa stellte sich neben sie. Beide schauten in den Spiegel. „Du wirst das großartig machen. Beldon wird dir ein guter Ehemann sein und du ihm eine gute Gattin. Ihr werdet euren Weg gemeinsam gehen. Nun gehörst du wirklich ganz und gar zur Familie.“
„Ihr wart immer so gut zu mir“, schluchzte Lilya. Philippas freundliche Worte hatten sie zu Tränen gerührt.
„Nicht weinen“, entgegnete Philippa. Sie schaute sich um, bis sie fand, wonach sie suchte. „Da sind sie ja.“ Sie griff nach einer kleinen Schachtel. „Meine Perlen. Ich habe sie an dem Tag getragen, an dem ich Val geheiratet habe. Ich würde mich freuen, wenn du sie ebenfalls heute tragen würdest.“
„Oh, Philippa“, sagte Lilya.
Philippa lächelte. „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues. Du trägst das Kleid von Vals Mutter. Das ist das Alte. Die Perlen sind das Geliehene. Das alles soll dir Glück bringen.“
„Manchmal denke ich, ich kann jedes Quäntchen Glück brauchen“, antwortete Lilya. Sie lachte und schaute sich im Zimmer um. „Also noch etwas Neues und etwas Blaues.“
„Dein Hochzeitsstrauß!“, rief Philippa aus. „Darin sind Vergissmeinnicht. Was könnte das Neue sein?“
Sie suchten Lilyas Zimmer ab und fanden ein Taschentuch, das noch nie benutzt worden war. „Siehst du, so etwas passiert, wenn man sich nicht um die Brautausstattung kümmert“, bemerkte Philippa mit einem Lachen.
„Da“, Lilya steckte das kleine Taschentuch in ihren Handschuh. Später konnte sie es um ihren Strauß wickeln. „Nun habe ich alles, was ich brauche, um glücklich zu werden.“ Dann stand sie ganz still, damit die Mädchen den langen Schleier an ihrem Haar feststecken konnten. „Ich hoffe sehr, dass Beldon diesen Schritt nicht bereut.“
„Warum sollte er?“, sagte Philippa verwundert. „Deswegen solltest du dir keine Sorgen machen. Du ängstigst dich doch nicht mehr wegen des Diamanten, oder? Beldon wird nicht zulassen, dass der Diamant zwischen euch steht. Es ist nun schon zwei Wochen her. Es gab keine Hinweise auf …“, Philippa hielt inne. Sie wollte den Namen nicht aussprechen. „Agyros“, sagte sie schließlich seufzend. „Es wäre möglich, dass er inzwischen glaubt, du hättest ihn nicht.“
„Beldon liebt diesen Ort, Philippa. In den vergangenen Tagen habe ich das sehen können. Pendennys ist seine Seele. Er hat sein gesamtes Leben als Erwachsener darauf verwendet, Pendennys zu dem zu machen, was es heute ist. Er hat mir von seinem Vater erzählt. Aber ich habe nicht verstanden, was Beldon dieser Ort bedeutet, bis wir angekommen sind. Das hier ist alles, was er will.“
Lilya flüsterte, als sie ihre größte Sorge aussprach. „Was ist, wenn er wählen muss? Was ist, wenn unsere Heirat ihn in die Situation bringt, dass er sich zwischen mir und Pendennys entscheiden muss?“
„Er wird sich ebenso wenig entscheiden müssen, wie du dich zwischen dem Diamanten und einer glücklichen Ehe entscheiden musstest. Manchmal denken wir nur, dass wir uns entscheiden müssen.“ Philippa drückte Lilyas Hand. „Es ist Zeit. Konstantin wartet schon unten in der Kutsche. Schau dir zum letzten Mal Lilya Stefanov an. Wenn du zurückkommst, wirst du für den Rest deines Lebens Lady Pendennys sein.“
Lilya lächelte der Frau im Spiegel zu. Sie hoffte sehr, dass es so einfach sein würde. Vielleicht würde sie als Baroness Pendennys herausfinden können,
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