Historical Saison Band 17
ihn in allen seinen Träumen verfolgen.
Was immer Domino für ihn empfinden mochte – sie war nach wie vor bereit, nach Spanien zurückzukehren und jemanden zu heiraten, den sie nicht kannte. Daran wollte er sie nicht hindern. Denn er konnte ihr nichts bieten außer der Hülle des Mannes, der er einmal gewesen war. Sie mussten die Rollen spielen, die das Schicksal ihnen zugedacht hatte, das Szenario ließ sich nicht ändern. Trotzdem musste er sie noch einmal sehen, um Abschied zu nehmen.
7. KAPITEL
V oller Sorge betrachtete Domino das ausdruckslose Gesicht ihres Vaters, während die Kutsche heimwärts rollte. Sie wünschte, er würde etwas sagen. Irgendwas. Aber er schwieg. Offensichtlich missbilligte er ihr Verhalten. Und da er nicht darüber sprach, konnte sie sich nicht gegen seine stumme Anklage verteidigen.
Wenn auch kein einziges Wort über seine Lippen kam, er würde handeln – und sie sofort nach Spanien schicken.
Und was genau hatte sie verbrochen? Diese Frage ließ sich leicht beantworten. Sie hatte sich in einen Wüstling verliebt. Ja, sie liebte Joshua, und das war ungehörig. Außerdem dumm. Aber so fühlte es sich nicht an, sondern warm und himmlisch. Verständlich, denn solche Männer wurden ja keine Wüstlinge, wenn sie nicht wussten, wie man eine Frau erfreute – wie man sie küssen musste, um sie zu beglücken.
Und Joshua konnte zweifellos küssen. Ein so wildes Feuer hatte er in ihr entfacht. Viel mehr hatte sie sich gewünscht. Um dieses heiße Verlangen zu stillen, hätte sie ihren Ruf ohne Zögern geopfert. Und das wollte sie immer noch. Jetzt konnte sie den namenlosen Bräutigam nicht mehr heiraten. Niemanden konnte sie heiraten.
Musste die Sehnsucht nach Joshua auch unerfüllt bleiben – eine Beziehung ohne Liebe und Leidenschaft wäre unerträglich. Im Rückblick erschien ihr die Liebe zu Richard nur mehr wie der erste Schritt eines Kindes auf dem Weg zur Reife. Erst jetzt wusste sie, was es bedeutete, einem Mann zu gehören, mit Körper und Seele.
Natürlich würde Joshua sich nicht ändern. Stattdessen würde er sein rastloses, unkonventionelles Leben fortsetzen. Er wollte nicht heiraten. Doch das machte keinen Unterschied. Einen anderen konnte sie unmöglich heiraten.
Morgen würde sie zu ihrem Vater gehen und ihm erklären, sie sei nicht bereit, nach Madrid zurückzukehren und einen Bräutigam zu wählen.
Aber am Morgen erlebte sie zwei Überraschungen. Auf dem Tischchen in der Halle lag ein Brief, der am Vorabend eingetroffen war. Bei der Heimkehr hatten ihn weder Domino noch ihr Vater bemerkt, zu tief in ihre Gedanken versunken. Doch an diesem Morgen war er das Thema einer lebhaften Diskussion zwischen Flora und den Dienstmädchen. In der offiziellen Residenz eines Botschafters kamen nur ganz selten persönliche Nachrichten an. Sorgsam legte Flora den Brief auf das Tablett neben die heiße Schokolade für ihre Herrin und eilte nach oben ins Schlafzimmer, um zu erfahren, was er enthielt.
Leider war diese nicht in mitteilsamer Stimmung. Sie bedankte sich freundlich, ignorierte Floras offenkundige Enttäuschung und entließ sie.
Als Domino allein war, inspizierte sie das Kuvert neugierig. Die Handschrift erschien ihr vage vertraut. Aber erst nachdem sie zwei Blätter Büttenpapier entfaltet hatte, erkannte sie die Identität der Schreiberin. Der Brief stammte aus Cornwall und enthielt unerwartete Neuigkeiten von Lady Christabel Veryan.
Seit Christabel die Gemahlin Richards war, hatte Domino gelegentlich mit ihr korrespondiert, wenn auch schweren Herzens. Vor drei Jahren hatte sie die beiden zusammengebracht und schon vor Richard selber die Überzeugung gewonnen, dass er nur mit Christabel glücklich werden konnte. Und sie wünschte den beiden Glück, trotz ihres Liebeskummers. Seither lehnte sie alle Einladungen nach Madron Abbey ab und adressierte ihre Briefe nur an Christabel.
Aber nun waren die Seelenschmerzen wunderbarerweise verflogen, die Gefühle für Richard belanglos geworden. Erfreut las sie den Brief ein zweites Mal. Lady Veryan war guter Hoffnung. Um ihren besorgten Ehemann und ihre angstvolle Familie zu beruhigen, sollte sie einen Arzt in der Londoner Harley Street konsultieren. Ihr Vater würde sie nach Brighton begleiten. Von dort wollte sie, von ihrer lieben Freundin Domino behütet, in die Hauptstadt fahren und vorher ein paar erholsame Tage im Paradies des Prinzregenten an der Küste verbringen.
Zum ersten Mal seit dem Beginn der Bekanntschaft
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