Historical Saison Band 17
mangelnde Begeisterung ärgerte ihn ein wenig.
Er stellte sein Glas auf ein Konsoltischchen, trat näher zu Charlotte und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich weiß etwas über die Vergangenheit der Señorita, das unseren Zwecken dienen könnte.“
„Zum Beispiel? Wenn ich auch zögere, Sie daran zu erinnern, Leo – bisher haben uns Ihre Informationen über Dominos Vergangenheit nichts genützt.“
„Diesmal wird es klappen. Sie ahnt nicht, was unser Freund Marchmain getan hat. Wenn sie es erfährt, wird es ihr sehr wehtun. Ihrem Vater auch – und er wird sie sofort nach Spanien schicken, wo sie hingehört.“
„Erzählen Sie mir alles!“
Moncaster gehorchte bereitwillig, und Charlottes Gesicht verzog sich zu einem tückischen Lächeln.
„Oh, großartig! Aber warum erst jetzt? Diese Munition hätten wir schon vor Wochen abfeuern sollen.“
Ungeduldig zuckte er die Achseln. „Weil sie erst neulich vollends in Marchmains Bann geraten ist und umso schmerzlicher leiden wird. Halten Sie Ihr Pulver immer trocken, meine Liebe, bis Sie es am wirksamsten verschießen können.“
Die Duchess schwieg. Aber ihr Lächeln vertiefte sich.
Inzwischen waren die Stühle aus dem Roten Salon entfernt worden, und die Musiker spielten zum Tanz auf. Joshua stand immer noch neben Domino.
Als ein Kotillon erklang, bot er ihr seinen Arm. „Wollen Sie sich zu uns gewöhnlichen Sterblichen gesellen?“
„Bitten Sie mich um diesen Tanz?“
„Ja, Domino, darum bitte ich Sie.“
Selbstvergessen starrte sie in seine goldgefleckten Augen, bis ein leichter Druck auf ihren Arm sie aus ihrer Trance riss. Sie schlossen sich der Prozession der Paare an, die sich bereits versammelt hatten. Niemals würde sie ihren ersten Tanz mit Joshua vergessen. Jeden einzelnen Schritt prägte sie sich ein, jede Geste, jede Berührung, seinen maskulinen Duft, die Wärme seines Körpers, wenn er sie an sich zog.
Die Tanzschritte erforderten, dass sie sich immer wieder für längere Zeit trennen mussten. Aber jedes Mal, wenn sie einander trafen, fanden sich ihre Hände voller Sehnsucht, und Dominos Blick versprach Joshua ein Entzücken, an das er nicht denken durfte.
Schließlich verstummte die Musik, und sie standen reglos da, wie gebannt, während sich die anderen Partner höflich voreinander verneigten. Es war Joshua, der zur Besinnung kam und merkte, welches Spektakel sie den Leuten in ihrer Nähe boten. Hastig führte er Domino von der Tanzfläche.
Weil die Luft inzwischen heiß und stickig geworden war, traten sie auf einen Balkon. Hinter ihnen schlossen sich die Samtvorhänge der Glastür.
„Da drin herrschen fast genauso schlimme Temperaturen wie damals im Pavilion“, versuchte er, Konversation zu machen.
Mit zitternden Lippen lächelte sie. Nach dem verwirrenden Tanz hatte sie immer noch weiche Knie. Joshua stand ein paar Schritte von ihr entfernt, offenbar um Distanz bemüht.
„Domino …“, begann er.
Dann eilte er zu ihr, und sie sank in seine Arme. Seine Lippen streiften eine Locke aus ihrer Stirn, glitten zur Schläfe, an der Wange hinab zu ihrem Mund. Wie in einem Traum schlang sie die Finger in sein Haar, zerstörte die stilvolle modische Frisur und zog seinen Kopf näher zu sich herab.
Die Augen vor Lust verschleiert, öffnete sie einladend die Lippen. In wachsender Glut küsste er sie, immer kühner erforschte er mit seiner Zunge ihren Mund. Ungeduldig knöpfte er das Oberteil ihres Kleids auf, seine Lippen auf ihrer nackten Haut ließen sie lustvoll erschauern.
Dann umfasste er ihre Brüste, und Domino spürte, wie sich unter seiner Zunge die Knospen aufrichteten. Die Lider gesenkt, gab sie sich hemmungslos einer süßen Ekstase hin.
Wieder war er der Erste, der zur Besinnung kam. Welch ein Wahnsinn! In unmittelbarer Nähe des Roten Salons, in dem sich mindestens hundert Leute befanden, direkt hinter diesen Samtvorhängen … Nachdem er sich geschworen hatte, Domino nie mehr anzurühren …
Ihr Flamenco hatte eine elementare Leidenschaft in ihm entfesselt. Und sobald sie allein gewesen waren, hatte er Domino in seine Arme reißen und küssen müssen, seiner Begierde machtlos ausgeliefert. Einfach lächerlich! Ein Mann von seiner Erfahrung gab sich unkontrollierbaren Gefühlen hin … Wenn er sein verrücktes Verlangen nicht zügelte, würde er einen Skandal heraufbeschwören und Domino in den gesellschaftlichen Ruin treiben. Für ihn selber würden Klatschgeschichten nichts bedeuten. Alle Welt hielt ihn ohnehin schon
Weitere Kostenlose Bücher