Historical Saison Band 17
hatte Domino das Gefühl, es würde ihr gelingen, Christabel ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen zu begegnen und sich richtig mit ihr anzufreunden. So dringend brauchte sie jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. Und Christabel, eine erfahrene verheiratete Frau, würde ihr sicher helfen können, das Problem zu lösen, das Joshua betraf.
Etwas später betrat Domino das Arbeitszimmer ihres Vaters. Vorerst würde sie ihm verschweigen, sie sei nicht mehr bereit, einen Mann zu heiraten, der ihren Tanten gefallen würde. Stattdessen fragte sie ihn, ob sie den Besuch eine Freundin empfangen dürfe, die sie während ihres früheren Aufenthalts in England kennengelernt habe. Verwirrt starrte er sie an. Er hatte geplant, seine Tochter sofort nach Madrid zu schicken und einen Kurier vorauszusenden, der die Tanten verständigen sollte. Aber er musste die Gesetze der Gastfreundschaft befolgen. Gewiss, eine ärgerliche Störung … Doch nachdem er darüber nachgedacht hatte, erkannte er die Vorteile der geänderten Pläne. Lady Veryan war eine reife, erfahrene Frau, die ihre jüngere Freundin zur Vernunft bringen würde. Zudem würden die beiden zumeist im Haus bleiben, weil die Dame guter Hoffnung war, und Domino würde das gefährliche Terrain außerhalb dieser vier Wände meiden.
Für seine Tochter war die Freundin sicher eine angenehmere Gesellschaft als die sittenstrenge Carmela und der Vater, der ständig arbeiten musste. Vielleicht war es dieser Mangel an einem passenden Umgang, der das Mädchen auf Abwege gelockt hatte. Eine Frau, etwa in ihrem Alter, mochte genau das sein, was sie brauchte. Zudem konnte sie Domino auf die Rolle einer Ehefrau vorbereiten.
Wenn Domino zur Vernunft kam, musste er das heikle Thema ihres Benehmens auf der Cunningham-Soiree hoffentlich gar nicht anschneiden. Das würde er vorziehen und nur zu gern all die unerfreulichen Ereignisse vergessen.
Wesentlich besser gelaunt als in den letzten Tagen, besuchte er den Raggett’s Club, den vornehmsten Gentleman’s Club von Brighton, wo man stets die neuesten Gerüchte erfuhr.
Genauso zufrieden kehrte Domino in ihr Zimmer zurück und beantwortete Christabels Brief. Glücklicherweise lag ihre Cousine mit einer Erkältung im Bett, und die Einladung konnte abgeschickt werden, bevor Carmela wieder auf den Beinen war. Sonst würde sie entschieden gegen den Besuch eines Gastes protestieren, den sie nicht kannte.
Nachdem Domino die Feder beiseitegelegt hatte, erlebte sie die zweite Überraschung dieses Vormittags. Es klopfte an der Tür, und ein sichtlich verblüffter Marston teilte ihr mit: „In der Halle wartet ein Besucher, Miss Domino.“
„Oh, ein Besucher?“
„Er hat ausdrücklich nach Ihnen gefragt.“ Die Stirn gefurcht, konnte der Butler seine Missbilligung nicht verbergen.
„Und hat dieser Besucher einen Namen?“
„Mr Joshua Marchmain“, erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme.
Doch sie wusste, dass ihm fast nichts entging. Und so befürchtete er gewiss, dass dieser Besuch dem Botschafter keineswegs willkommen wäre.
Ohne weitere Worte zu verschwenden, eilte sie an ihm vorbei und leichtfüßig die Treppe hinab. Ihr Herz pochte etwas zu schnell. Aber in der Halle traf sie niemanden an. Die Haustür stand offen, Domino lief hinaus, und da entdeckte sie ihn. Aus der Richtung der Chapel Street kam er zu ihr und führte zwei Pferde am Zügel, die er offenbar bewegt hatte.
Fröhlich winkte er ihr zu. „Freut mich, dass du daheim bist! Ich habe ein Pferd für dich gemietet – die hübsche Stute, die du schon einmal geritten hast.“
„Also … willst du mit mir ausreiten?“, stammelte sie.
„Ich dachte, ein schneller Ritt würde dir gefallen und dich aufmuntern.“
„Dafür bin ich nicht angezogen“, erklärte sie und zeigte auf ihr schlichtes Jakonettkleid, das sie in der Absicht gewählt hatte, an diesem Tag daheim zu bleiben.
„Etwa zehn Minuten lang muss ich die Pferde noch bewegen. In dieser Zeit kann Flora sicher ein Wunder vollbringen.“
Da sie die Nähe des missbilligenden Butlers hinter sich spürte, suchte sie nach einer anderen Ausrede. „Mein Vater ist nicht da. Ohne seine Erlaubnis sollte ich das Haus nicht verlassen.“ Wie oft sie das schon getan hatte, beschloss sie zu vergessen.
„Wir kommen bald zurück. Und da draußen begegnen wir wohl kaum jemandem, der uns verpetzen würde. Für die meisten Leute ist es noch zu früh. Wir können sogar galoppieren.“
Da geriet sie ins Wanken. Natürlich war
Weitere Kostenlose Bücher