Historical Saison Band 17
Operationen bemerkte, mit denen sie die zersplitterten Knochen hatten richten wollen. Damals hatte er sich nicht die Mühe gegeben mehr zu erfahren, machte er sich voller Gewissensbisse klar. Jetzt schnürte es ihm die Kehle zu bei dem Gedanken daran, und er fragte sich, ob sie auch damals ihre Schmerzen verschwiegen hatte.
„Warum? Damit du allein zurückhumpeln kannst? In dem Fall will ich verdammt sein, wenn ich dich gehen lasse.“
„Bist du jetzt fertig?“, fragte sie kühl. „Ich glaube, ich bin deinem jüngsten Gast noch nicht vorgestellt worden. Ein eher unkonventionelles Erscheinen, das muss man ihm lassen. Aber man kann hoffen, dass er sich bei näherer Bekanntschaft als angenehmer erweist als sein Gastgeber.“
„Sehr schön.“ Jack applaudierte spöttisch, obwohl er innerlich kochte vor Zorn. „Aber ich lasse dich trotzdem nicht allein zum Haus zurückgehen. Man sollte meinen, ich hätte dich nur bei einem harmlosen Spaziergang in meinem Rosengarten erwischt, bei dem du dich verirrt hast.“
„Ist denn nicht genau das geschehen?“, fragte sie, als wäre er ein begriffsstutziges Kind, dem man alles zweimal erklären musste. „Es war eine mondhelle Nacht, und weder ich noch Persephone konnten schlafen. Wir begegneten uns zufällig auf dem Weg zur Bibliothek und konnten der Versuchung nicht widerstehen, die schöne Nacht zu genießen, bis wir entspannt genug waren, um schlafen zu gehen. Was war auch schon dabei? Zusammen schlenderten wir in deinem Garten herum, also glaube ich nicht, dass unser Ruf darunter leiden wird. Wenn wir allein zurückkehren, heißt das.“
„Dein Ruf macht mir keine Sorgen, mir geht es um dich“, sagte Jack grimmig, und damit hob er sie trotz ihrer lautstarken Einwände auf die Arme.
„Selbstherrlicher, rücksichtsloser Dickkopf von einem Mann“, schimpfte sie etwas zu ernst für seinen Geschmack, hörte aber auf, sich aus seinen Armen winden zu wollen, und wartete ab, bis er sie die Treppe in den Pavillon hinaufgetragen und behutsam auf das Sofa gelegt hatte.
„Zankteufel“, erwiderte er verstimmt. „Da drüben gibt es wahrscheinlich eine Zunderbüchse, Papier und ein paar Kerzen“, wandte er sich an Persephone und Forthin.
Seine Cousine zündete eine Kerze an, und Jack sah sie erschrocken die Augen aufreißen, doch gleich darauf fasste sie sich und bedachte seinen ehemaligen Freund mit einem seltsam bekümmerten Blick. Seine Aufmerksamkeit wurde von Jessica abgelenkt, die leicht zusammenzuckte, und er wies sie an, sich nicht anzustellen, sondern ihren Strumpf herunterzurollen, damit sie sich ihren Knöchel ansehen konnten.
„Ich bin einfach nur müde, mehr nicht“, verteidigte sie sich rebellisch. „Je eher ich wieder nach Ashburton komme, um mich auszuruhen, desto besser wird es meinem Knöchel morgen gehen.“
„Du wirst diesen Fuß weder heute Abend noch morgen belasten“, fuhr er sie heftig an. Sich vorzustellen, dass sie Schmerzen ausstand, war kaum zu ertragen. „Am besten lasse ich Barton so früh wie möglich holen, und du wirst den Tag im Bett verbringen oder auf Tante Melissas Sofa im Salon ruhen.“
Als sie widersprechen wollte, fuhr er fort: „Sonst lasse ich dich zu deinem Vater bringen. Was vielleicht sowieso die beste Idee wäre, denn bei der Gelegenheit könnte ich ihn auch gleich um deine Hand bitten.“
Persephone schüttelte fassungslos den Kopf. „Aber wenn du Jessica wirklich heiraten willst, warum in aller Welt hast du Mama dann erlaubt, diesen Haufen kichernder Dummköpfe einzuladen?“
„Weil mir erst klar wurde, als sie schon längst da waren, dass Jessica die einzige Frau ist, die ich jemals bitten werde, mich zu heiraten“, erklärte er.
Jessica und Persephone tauschten ungeduldige Blicke aus, und so sah Jack sich nach dem einzigen Mann außer ihm um, der seine Gedankengänge sicher besser verstehen würde als eine Frau. Betroffen runzelte er die Stirn. Jetzt erkannte er, warum Persephone vorhin so erschrocken gewesen war.
Der jüngste Earl of Calvercombe konnte nicht hässlich genannt werden, entschied Jack und hielt dem Blick aus Alex’ unbeschädigtem Auge ruhig stand, das noch immer so klar und dunkelblau war wie immer. Wer ihn auch gefoltert haben mochte, war mit einer sehr scharfen Klinge vorgegangen, und danach waren die Wunden sehr sorgfältig, ja peinlich genau genäht worden. Die eine Seite seines Gesichts war attraktiv wie eh und je, die andere eine Parodie davon, als hätte ein Künstler die
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