Historical Saison Band 17
er nicht mehr allein war. Der geheimnisvolle Brief war also doch kein Schwindel gewesen.
„Erfreulich, dass du kommen konntest“, hörte er eine bekannte Stimme spöttisch sagen.
Jack überlegte kurz und kam zu einer verblüffenden Erkenntnis. „Was zum Teufel tust du hier, Alex?“
„Mich um meine Interessen kümmern“, kam die knappe Antwort, und Jack wünschte, der Mann würde aus dem Schatten heraustreten und ihm wie ein Gentleman die Stirn bieten – nein, eher wie ein Edelmann. Ihm fiel ein, dass sein alter Freund den Familientitel geerbt hatte.
„Ich habe dich nicht gesehen, seit du aus Indien zurückgekommen bist und den Titel deines Cousins übernommen hast“, fuhr Jack fort. „Soll ich gratulieren, Mylord?“
„Nicht, wenn du möchtest, dass dein edler Kopf auf deinen hochwohlgeborenen Schultern bleibt.“
„Wirklich, Alex, so viel Leidenschaft hätte ich dir gar nicht zugetraut. Außerdem müsstest du mich zuerst überwältigen.“
„Du bist hier der eiskalte Hund, nicht ich, Dettingham“, sagte Alexander Forthin, der jüngste Earl of Calvercombe, barsch.
Eher verblüfft als verärgert runzelte Jack die Stirn. Er hatte Forthin seit Jahren nicht mehr gesehen und konnte sich nicht erinnern, ihm jemals geschadet zu haben. Darüber hinaus wusste er nur, dass der Mann mit Sir Arthur Wellesleys Armee in Indien gewesen war. Seit er den Titel geerbt hatte, war der neue Earl angeblich zu sehr mit seinen heruntergekommenen Gütern beschäftigt gewesen, um sich mit der guten Gesellschaft abzugeben – oder sonst irgendeiner Gesellschaft, wenn man seinen entrüsteten Nachbarn glauben sollte.
„Und woraus schließt du das, Alex?“, fragte er gefasst.
„Erinnerst du dich überhaupt, weswegen du mich heute Abend hier treffen wolltest, Dettingham?“
„Selbstverständlich. Ich wüsste nur allzu gern, wie du zu den Gegenständen gekommen bist, die deinem Brief beilagen.“
„Zweifellos“, meinte Alex trocken, offenbar nicht geneigt, ihm diese Information zu geben.
„Hast du vor, meinen Cousin Richard zu einem unglücklichen Mann zu machen?“, fragte er scheinbar gelassen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie wenig er sich das Verhalten seines alten Freundes erklären konnte.
„Indem ich dich töte und ihm den Titel aufhalse? Ich sehe keinen Grund, so weit zu gehen, wenn du mir nur einige einfache Fragen beantwortest, Dettingham.“
„Sag mir, was du wissen willst, dann werden wir ja beide herausfinden, welche Antwort ich bereit bin zu geben.“ Jack erhob sich. „Des Weiteren möchte ich dich auch ein paar Rätsel lösen lassen.“
„Was könnte ich schon wissen, das den großartigen Duke of Dettingham interessieren würde?“, höhnte Alex.
Jack stutzte verwundert. Noch ein alter Freund, dem er sich offenbar entfremdet hatte, ohne sich besonders bemüht haben zu müssen.
„Wenn du das nicht weißt, Alex, was zum Henker tun wir dann hier?“
„Herausfinden, was der andere nicht weiß, vielleicht? Oder es interessiert mich eher, was du so verzweifelt in Erfahrung bringen willst, dass du bereit bist, dich mitten in der Nacht einer unbekannten Gefahr auszusetzen.“
„Wir könnten natürlich bis morgen früh hier stehen und diskutieren, aber das würde zu nichts führen. Stattdessen schlage ich vor, du sagst mir einfach, was du mir mitteilen wolltest. Und dann sehe ich, ob ich es schlucken kann, ohne Vergeltung zu üben.“
„Nennst du mich einen Lügner, Dettingham?“
„Das hängt ganz davon ab, was du sagen wirst.“
Jack hörte ihn leise fluchen. Alex Forthin hatte schon immer eine sehr viel leidenschaftlichere Natur besessen, als er selbst zugeben wollte. Wenn Jack also die Wahrheit über Rich nicht auf die eine Weise aus ihm herausbekommen konnte, würde es ihm gelingen, indem er ihn zu einem Wutausbruch reizte.
„Du bist allein gekommen, hoffe ich?“ Alex’ Stimme klang eindringlich und misstrauischer denn je.
Ein Geräusch war zu vernehmen. Wahrscheinlich blickte er hinaus in die Parklandschaft, als hätte er etwas gehört oder gesehen.
„Selbstverständlich. Hast du erwartet, ich würde meine Gäste oder die Dienerschaft mitbringen, damit sie mir die Hand halten?“
„Wohl kaum“, antwortete Alex. Man hörte seiner Stimme an, dass eine so unwahrscheinliche Vorstellung ihn amüsierte. „Ihre Anwesenheit kam mir verteufelt ungelegen, denn ohne sie hätte ich einfach an die Haustür klopfen und dich verlangen können“, beschwerte er sich dann, als
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