Historical Saison Band 17
alle perfekt.
Entzückt ließ Domino ihren Blick durch den schönen Raum schweifen und begann, sich zu entspannen. Die Bilder waren tatsächlich eher ungewöhnlich. Ob sie ihr gefielen, wusste sie nicht so recht, wenn sie auch die Hand eines Meisters verrieten. Eine Landschaft erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie verlangsamte ihre Schritte. Interessiert betrachtete sie die Küste an einem stürmischen Tag. Bäume, Büsche und Gräser neigten sich, vom Wind gepeitscht, in die Richtung des Meeres und schienen dem aufgewühlten Wasser sehnsüchtig entgegenzustreben.
Aus diesem Bild sprach ein wundervolles Gefühl der Freiheit. In Domino erwachte der Wunsch, jeden Tag den Sturm über dieser Landschaft zu sehen, wenn sie erwachte, diese Energie zu spüren, die ihr Kraft für den neuen Tag spenden würde. Aber wie das Preisschild am Rahmen verriet, konnte sie sich das Gemälde nicht leisten. Vielleicht, dachte sie wehmütig, kann ich nächstes Jahr zurückkommen, wenn ich eine reiche Erbin bin. Doch dann würde jemand anderer ihr Geld verwalten. Nun, falls ihr künftiger Ehemann die Malerei schätzte, würde er sicher erkennen, was für ein einzigartiges Bild das war … Nein, ein zu fantasievoller Gedanke. Wenn er ein Kunstliebhaber war, würde er keine englische Landschaft in sein Schlafzimmer hängen. In unser Schlafzimmer, dachte sie und erschauerte ein bisschen, als sie sich die Intimitäten vorstellte, die sie mit einem praktisch Fremden würde teilen müssen.
„Möchten Sie das Bild kaufen?“
Joshua Marchmain! Hatte das Schicksal diesen Mann auserkoren, damit er immer wieder ihren Seelenfrieden störte? Gewiss, er hatte sein Interesse an der Malerei erwähnt. Aber warum musste er ausgerechnet an diesem Morgen diese Galerie besuchen?
„Damit würden Sie einem meiner Freunde einen Gefallen erweisen.“
Seine Stimme klang beiläufig und heiter, und Domino sah ihn lächeln. Auf seinem Haar schimmerten Sonnenstrahlen, die durch eines der Fenster hereindrangen. Wie immer war er untadelig bekleidet, mit einem Gehrock aus dunkelblauem feinen Wollstoff, einer bestickten Weste in hellerem Blau und engen hellen Pantalons. Aber trotz seiner stets modischen Garderobe war er kein Dandy.
Viel zu dicht stand er vor ihr, und Domino spürte die Wärme seines Körpers – eines kraftvollen Körpers, an den sich eine Frau schmiegen und dahinschmelzen konnte. Plötzlich stieg heiße Sehnsucht in ihr auf und strömte gefährlich erregend durch ihr Blut. Diese Emotionen erschreckten sie, und sie brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen und Mr Marchmain einen guten Morgen zu wünschen.
„Dann nehme ich an, all diese Werke stammen von Ihrem Freund.“
„In der Tat. Wie so viele Maler hungert er in einer Dachkammer.“
„Helfen Sie ihm denn nicht?“
„Das würde ich gern tun. Aber davon will er nichts hören. Er behauptet, er müsse nur von seiner Kunst leben, von nichts anderem. Und ich kann keine Bilder in rauen Mengen kaufen. Sie sehen also, Miss da Silva, wie wichtig es für ihn wäre, dass Sie dieses Gemälde erwerben. Eine grandiose Landschaftsszene, nicht wahr?“
„Oh ja, wunderbar – so wild und natürlich, voller Energie und Freude.“
„Nun frage ich mich, warum Ihnen gerade das gefällt.“
Wieder einmal färbte dunkle Röte ihre Wangen. Als er das sah, beschloss er, etwas behutsamer vorzugehen. Diese hinreißende junge Dame faszinierte ihn. Wenn er sie besser kennenlernen wollte, musste er sich um eine konventionellere Konversation bemühen.
Höflich bot er ihr seinen Arm. „Darf ich Ihnen die restliche Ausstellung zeigen?“
Zu seiner Erleichterung zögerte sie nur kurz, bevor sie eine von Spitze verhüllte Hand auf seinen Arm legte. Langsam wanderten sie durch die Galerie. Joshua hoffte, Domino würde seine Begeisterung für die Kunst teilen. Und er war entzückt, weil sie immer wieder ein Bild wortreich bewunderte und ihre dunklen Augen strahlten.
Sie trug ein schlichtes Musselinkleid, mit Blütenzweigen gemustert. Doch die weichen Falten zeichneten eine exquisite Figur nach. Hin und wieder berührte ihr warmer Schenkel seinen, und er stellte sich vor, wie es sein mochte, ihre Rundungen unter seinen Händen zu spüren, ihre süßen Lippen an seinem Mund.
„Wieso wissen Sie so viel über die Malkunst, Mr Marchmain?“
Dominos Frage beendete die erfreulichen Fantasien, und er musste sich zusammenreißen, um zu antworten. „Zweifellos würden die Experten mich als Laien bezeichnen. Aber
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