Historical Saison Band 17
Anspielung verstand, stieg ihr heißes Blut in die Wangen. Erbost wollte sie antworten, aber da ertönte eine Frauenstimme.
„Willst du mir nicht deine reizende neue Freundin vorstellen, Joshua?“, fragte die Frau in grüner Seide.
Nur kurz runzelte er ärgerlich die Stirn. „Selbstverständlich. Charlotte – das ist Miss da Silva, die Tochter des neuen spanischen Botschafters. Miss da Silva, darf ich Sie mit der Duchess of Severn bekannt machen?“
„Wie schön, dass Sie nach Brighton gekommen sind, meine Liebe!“
Domino wusste nicht, ob sie die Frau mit der gurrenden Stimme mochte. Immer wieder warf die Duchess begehrliche Blicke auf Mr Marchmain. Aber sie knickste anmutig und stellte ihren Vater der Dame vor.
„So bald wie möglich müssen Sie beide eine meiner kleinen Soireen besuchen“, flötete Charlotte Severn. „Noch in dieser Woche werde ich Ihnen eine Einladung schicken. Gewiss kennt Joshua Ihre Adresse.“
Hinter diesen Worten spürte Domino eine doppelte Bedeutung. Trotzdem gelang ihr ein höfliches Lächeln, als man sich verabschiedete, und sie hoffte, ihr Vater würde einen Vorwand finden, um die Einladung abzulehnen.
„Eine sehr vornehme Dame, nicht wahr, Papa?“, fragte sie auf dem Heimweg.
„Wer?“
„Die Duchess of Severn.“
„Zumindest ist sie exquisit gekleidet.“
„Das klingt nicht so, als würdest du sie mögen.“
„Ich kenne sie nicht, Domino. Jedenfalls missfallen mir die Kreise, in denen sie verkehrt.“
„Anscheinend kennt Mr Marchmain sie sehr gut.“
„In der Tat“, bestätigte Alfredo da Silva grimmig. Dann wechselte er abrupt das Thema.
Verwirrt überlegte sie, was ihn erzürnen mochte.
2. KAPITEL
V oller Wut machte Joshua auf dem Absatz kehrt und steuerte den Royal Pavilion an. Jetzt musste er allein sein, und er konnte Charlotte getrost Moncaster anvertrauen, den er in einiger Entfernung entdeckte. Er ärgerte sich nicht nur über ihre Einmischung in sein Gespräch mit Domino da Silva, sondern auch über die Einladung zu einer ihrer berühmten Soireen. Warum, wusste er nicht. Aber er wollte Dominos Bekanntschaft allein genießen – oder sie zumindest nicht der fragwürdigen Atmosphäre des Severn-Haushalts ausliefern.
Natürlich plante er keineswegs, das junge Mädchen zu verführen, schließlich war er ein Ehrenmann. Doch er musste verhindern, dass Domino eine Frau wie Charlotte näher kennenlernte. Mochte die Dame auch mit einem der vornehmsten Dukes von England verheiratet sein – sie hatte das Wesen einer Kurtisane und war kein Umgang für ein unerfahrenes junges Mädchen. Für die Duchess eignete sich das Milieu des Royal Pavilion. Dort fand sie alle erdenklichen zweifelhaften Amüsements, und ihr Gemahl schaute bereitwillig weg, während sie sich vergnügte. In den letzten Jahren gab er sich damit zufrieden, die Schönheit seiner Ehefrau zu bewundern, und bevorzugte die Lockung der Spieltische. Er zählte zu den besten Freunden des Prinzregenten, nicht zuletzt, weil es ihm dank seines immensen Reichtums gleichgültig war, wie viel Geld er verlor.
Von diesem Vermögen profitierte auch Charlotte. Doch das genügt ihr nicht, dachte Joshua sarkastisch. Der Luxus entschädigte sie nicht für einen langweiligen, betagten Ehemann.
Vor zwei Jahren hatte Joshua sie in Wiesbaden kennengelernt, in einem opulenten Casino. Dort hatte sie am Hazard-Tisch gesessen und ihn mit ausdruckslosen blauen Porzellanaugen angestarrt, aber keinen Zweifel an ihren Wünschen gelassen. Noch in derselben Nacht hatten sie eine Affäre begonnen und trafen sich gelegentlich. Dass die Duchess wegen ihrer Position oft für längere Zeit mit Verpflichtungen beschäftigt war, fand er sehr angenehm. Es gab immer genug andere Frauen, die ihm beglückt Gesellschaft leisteten. Und bisher hatten die langen Trennungen die Langeweile verhindert, die jede dauerhafte Beziehung mit sich brachte. Oder jede nach seiner ersten katastrophalen Liebesaffäre.
Jetzt änderte sich die Situation. Er wusste nicht, ob die Meeresluft sein Blut erhitzte und diese innere Unrast bewirkte. Jedenfalls interessierte Charlotte Severn ihn nicht mehr, und sein Widerstreben, dem kriecherischen Hofstaat des Prinzregenten anzugehören, wuchs mit jedem Tag.
Und auch mit Domino da Silva hing die Veränderung zusammen. Nicht, dass er sie in sein Bett locken wollte. Das kam nicht infrage. Aber er schätzte ihre Vitalität, die Energie, mit der sie seine Hänseleien abwehrte. Erst drei Mal war er ihr
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