Historical Saison Band 17
ich bin durch ganz Europa gereist und habe in jeder Stadt die schönsten Kunstwerke studiert.“
„Waren Sie ständig auf Reisen?“
Jetzt nahm seine Stimme einen ungewöhnlich ernsten Klang an. „Für einige Zeit mietete ich Räume in einem venezianischen Palast. In dieser Stadt fand ich ideale Bedingungen, um zu malen, und viele Inspirationen.“
„Das kann ich mir denken. Ich habe immer nur Bilder von Venedig gesehen. So gern würde ich einmal hinfahren.“
„Tun Sie es möglichst bald. Sie sind wie geschaffen für diese traumhafte Stadt.“
Bewundernd musterte er ihr Gesicht mit dem makellosen, leicht olivenfarbenen Teint, der schmalen Nase und den seelenvollen dunklen Augen. Sie war keine klassische Schönheit, aber dennoch hinreißend. Nun errötete sie wieder, und er machte sich Vorwürfe, weil er sie anstarrte. Sie war einfach zauberhaft. Darin lag das Problem. In ihrem Blick erkannte er eine Lebenslust, die seinen Wunsch weckte, ihr die ganze Welt zu öffnen und sie glücklich lächeln zu sehen. Die Intensität seiner Gefühle überraschte ihn.
„Haben Sie immer noch ein Quartier in Venedig, Sir?“
„Leider nicht mehr. Ich habe ein Landgut in England geerbt. Deshalb musste ich zurückkehren und mich als verantwortungsbewusster Eigentümer erweisen.“
„Und wo liegt Ihr Heim?“
„Ein Heim würde ich es nicht nennen. Das Gebäude heißt Castle March. In Norfolk. Kennen Sie diese Gegend?“
Domino schüttelte den Kopf.
„Natürlich müssen so große Ländereien verwaltet werden, und ich sollte mehr Zeit dort verbringen. Aber das englische Landleben reizt mich nicht besonders.“
„Sicher hat es seine eigenen Vorzüge.“
„Mag sein. Die kann man jedoch nur genießen, wenn man sie mit jemandem teilt.“ Sofort bereute er seine Worte. Mit solchen Bemerkungen würde er Domino zum Rückzug treiben, und er versuchte, den Schaden mit neutraleren Worten zu verringern. „Meistens ist das Sumpfland ziemlich öde, und deshalb würde ich mich jederzeit über ein bisschen Gesellschaft freuen.“
Aber er hatte sie erschreckt, und sie ließ seinen Arm los. Dann zupfte sie ihre Hutbänder zurecht, dankte ihm höflich für seine Begleitung und eilte aus der Galerie. Wütend über seine eigene Ungeschicklichkeit blieb er stehen. Warum benahm er sich wie ein unbeholfener Grünschnabel? Das musste mit Dominos jugendlicher Naivität zusammenhängen. Jahrelang hatte er seine intimen Kontakte auf erfahrene Frauen beschränkt und vergessen, wie entwaffnend unschuldige Schönheit wirken konnte.
Sobald Domino die Halle betrat, entdeckte sie den bedrohlichen Brief auf dem Wandtischchen und wusste sofort, von wem er stammte. Auf dem edlen Büttenpapier prangte das Wappen eines Dukes. Die Einladung der Duchess of Severn war abgegeben worden. Also hatte die Herzogin ihren spontanen Worten die Tat folgen lassen.
Aber Domino wollte den Brief nicht öffnen. Sie mochte die Frau nicht. Warum sie diese Abneigung empfand, wusste sie nicht genau, fühlte sich jedoch darin bestärkt, weil ihr Vater die Duchess zu verachten schien.
Offenbar war die Duchess of Severn eng mit Joshua Marchmain befreundet, also würde er alle ihre Soireen besuchen. Heute Vormittag hatte Domino eine sehr angenehme Stunde mit ihm verbracht. Trotzdem musste sie ihm aus dem Weg gehen.
Seine fröhlichen Augen mit den goldenen Punkten und sein eindringlicher Blick erhitzten ihren Körper auf beschämende Weise, verhießen Freuden, an die sie gar nicht zu denken wagte. Außerdem war er eindeutig kein Gentleman. Mochte er sich auch wie einer kleiden und lässig in gehobenen Kreisen verkehren – er war viel zu unverschämt und brachte sie immer wieder aus der Fassung. Ganz anders als Richard, der genauso gut aussah, aber niemals die Grenzen der Schicklichkeit überschritt …
Solche Grenzen würde Mr Marchmain gar nicht kennen. Zweifellos war er ein Frauenheld und Lebemann, gewiss sehr charmant, aber kein passender Umgang für eine unverheiratete junge Dame.
Ihre Hoffnung, Papa würde die Einladung ins Steine House ablehnen, wurde enttäuscht. Als er an diesem Abend das Speisezimmer betrat, schwenkte er die Karte der Herzogin durch die Luft.
„Von der Duchess. Diese Einladung müssen wir annehmen, Domino.“
„Kannst du nicht allein hingehen, Papa?“
„Das würde ich vorziehen. Keinesfalls möchte ich deine Bekanntschaft mit dieser Frau fördern. Aber wenn du sie nicht besuchst, würdest du sie zutiefst beleidigen.“
„So wichtig
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