Historical Saison Band 17
Enthusiastisch küsste er ihre Hand, als das Streichquartett zu spielen begann. Um einen aufmerksamen Gesichtsausdruck bemüht, hörte Domino zu.
Verspätet eingetroffen, lehnte Joshua am Türrahmen und entdeckte sie sofort. Angesichts ihrer konzentrierten – oder schmerzlichen? – Miene musste er fast lachen. Falls sie Qualen verspürte, teilte er ihr Leid. Er floh in die Bibliothek, wo er das Ende des Konzerts abwartete.
Als die Musik verstummte, atmete Domino erleichtert auf. Carmela trug ihre übliche strenge Miene zur Schau. Aber ihr spontaner Applaus verriet, wie gut ihr die Darbietung gefallen hatte.
Die Duchess führte Domino in einen angrenzenden Salon, wo mehrere Lakaien Getränke und köstliche Häppchen anboten.
Lächelnd nahm Charlotte zwei Champagnergläser von einem Tablett. „Wie schön, dass Sie heute Abend zu uns kommen konnten, Miss da Silva! Obwohl Ihr Vater wegen dringender Geschäfte nach London fahren musste, nicht wahr?“
„In der Tat, Euer Gnaden, er lässt sich entschuldigen, und er hofft, er kann sich etwas später noch zu uns gesellen.“
„Gewiss, das wäre wundervoll. Aber ich freue mich vor allem, Sie wiederzusehen, meine Liebe. Seit unserer Begegnung am letzten Sonntag möchte ich Sie näher kennenlernen und etwas mehr über Sie erfahren.“ Daran zweifelte Domino. Wie unaufrichtig die Stimme der Frau klang, entging ihr nicht. Aber sie brachte ein liebenswürdiges Lächeln zustande.
„Wie lange werden Sie in Brighton bleiben, Miss da Silva?“
„Bis zum Ende der Sommersaison, Madam. Ich führe meinem Vater den Haushalt, bis der Hof nach London zurückkehrt.“
Für einen kurzen Moment bekundete die Miene der Duchess, dass diese Neuigkeit ihr nicht gefiel. Doch sie fasste sich sofort. „Oh, wie großartig, denn wir alle werden uns hier aufhalten, bis der Prinzregent sich wieder ins Carlton House begibt. Trinken wir auf unsere neue Bekanntschaft, Miss da Silva. Sicher werden wir gute Freundinnen.“
Das glaubte Domino nicht, aber sie hob höflich ihr Glas. Champagnerbläschen kitzelten in ihrer Nase, und sie musste beinahe niesen.
„In Brighton trifft man so wenige neue Leute“, fuhr Charlotte fort. „Jedes Jahr dieselbe langweilige Schar! Wenn ein neuer gesellschaftlicher Stern auftaucht, fühlen wir uns alle zu ihm hingezogen.“
Offenbar bin ich so ein Star, dachte Domino, wusste aber nicht, was sie darauf antworten sollte.
Darum musste sie sich nicht sorgen, denn jetzt kam die Duchess so richtig in Fahrt. „Wie schön Sie sind, meine Liebe, und Ihre charmanten Manieren! Zweifellos werden Sie bei allen gesellschaftlichen Ereignissen in dieser Stadt wie der hellste aller Sterne glänzen.“
Das war so absurd, dass Domino ihren Lachreiz bezwingen musste. Gewiss, sie sah hübsch aus, verblasste jedoch neben Charlottes perfekter Schönheit. Und sie hatte auch gar nicht vor, Brighton im Sturm zu erobern. Stattdessen wollte sie stille Tage am Meer und das Zusammensein mit ihrem Vater genießen, bevor sie nach Spanien zurückkehren und die Entscheidung ihres Lebens treffen musste.
Während die Duchess unentwegt schwatzte, nippte Domino an ihrem Champagner, der ihr immer besser schmeckte. Sie bemerkte es kaum, als Charlotte ihr leeres Glas durch ein volles ersetzte. Dann ergriff die Gastgeberin ihren Ellbogen, führte sie durch die Gästeschar zu einem Raum am anderen Ende des Salons.
„Um Ihnen mein Wohlwollen zu beweisen, Miss da Silva … Oder darf ich Sie Domino nennen? So ein entzückender, ungewöhnlicher Name! Nun möchte ich Sie mit einigen besonderen Freunden bekannt machen – mit verwandten Seelen, die Ihnen sicher gefallen werden.“
Domino nickte, und obwohl ihr ein wenig schwindelte, war sie vorsichtig genug, um die Gastgeberin daran zu erinnern, dass Carmela an ihrer Seite bleiben müsste.
„Natürlich, meine Liebe, sobald ich Sie der Obhut meiner guten Freunde anvertraut habe, hole ich Ihre Cousine und bringe sie zu Ihnen.“
Ehe Domino protestieren konnte, wurde sie in einen Raum mit dicken Teppichen und üppigen Vorhängen geschoben, die alle Geräusche dämpften und die Außenwelt fernhielten. Mehrere Leute saßen um drei große Tische herum.
Obwohl Domino leicht benommen war, erkannte sie sofort, wo sie sich befand. In einem Spielsalon. Abrupt wich sie zurück. „Euer Gnaden, ich fühle mich geehrt, weil Sie mich Ihren Freunden vorstellen wollen. Aber ich spiele weder Karten noch irgendwelche Glücksspiele.“
„Wenn ich Ihnen einen
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