Historical Saison Band 19
zu folgen?“, fragte er sarkastisch.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte sie unwirsch und zermahlte die getrockneten Kräuter zu einem derartig feinen Puder, dass sie den Kräuterstaub ins Feuer werfen und alles von Neuem beginnen musste. Andernfalls hätte sie den Sud nicht durch den vorbereiteten Nesselstoff seihen können, ohne dass ein schlammiger Trank daraus wurde, der sich kaum schlucken ließ.
Nach dem zweiten Versuch war die Küche vom Duft der zerkleinerten Kräuter erfüllt, die Sophie mit heißem Wasser übergoss.
„Bist du fertig?“, erkundigte Peter sich schließlich sachlich, als ob sie kurz zuvor über das Wetter gesprochen hätten.
Sie nickte. „Würdest du jetzt bitte für mich diesen Krug bis zur Hälfte mit dem kochenden Wasser aus dem Kessel füllen“, bat sie ihn höflich.
Konzentriert runzelte Peter die Stirn, als er das Wasser in den Krug goss. „Ist es so richtig?“, fragte er und hielt ihr das dampfende Gefäß hin.
„Ja, danke, das ist ausgezeichnet“, bestätigte sie feierlich. „Jetzt müssen wir es nur noch ein wenig abkühlen lassen. Es reicht für zwei große Becher. Dann kann Miss Willis eine weitere Dosis trinken, falls sie in der Nacht wieder aufwachen und immer noch unruhig sein sollte.“
„Ich werde an ihrem Bett wachen.“
„Du hast dich im Schneesturm verirrt und einen langen und erschöpfenden Ritt hinter dir. Wenn du jetzt vorhast, die ganze Nacht wach zu bleiben, bist du wirklich ein schrecklicher Dummkopf.“
„Keinesfalls“, widersprach er beleidigt.
„Geh zu Bett. Ich habe keine Lust, dich wegen Erschöpfung behandeln zu müssen, oder Cox und die Stallknechte zu bitten, dich die Stufen hoch und runter zu tragen, weil du irgendwo zusammengebrochen bist. Wenn du deiner Tante den Trank verabreicht hast, werde ich neben ihrem Bett wachen, bis ich sicher bin, dass ihr Fieber nicht ansteigt. Da ich mich nicht so lange draußen in der Kälte aufgehalten habe wie Dina und du, möchte ich, dass ihr euch beide hinlegt und schlaft.“
„Ich kümmere mich selbst um die Menschen, die mir wichtig sind“, protestierte er hartnäckig.
„Ein General muss sicherstellen, dass er kampffähig bleibt, damit seine Truppen nicht nutzlos herumlaufen und eine Schlacht verlieren, weil er vorgibt, unbesiegbar zu sein.“
„Stures Mädchen“, murmelte er mürrisch.
„Dummer Mann“, konterte sie verärgert.
„Du hast recht“, räumte er zögerlich ein. „Ich möchte es nicht wahrhaben, aber du bist für diese Aufgabe tatsächlich besser geeignet. Ganz abgesehen davon, dass ich mich fühle, als ob mich eine ganze Kohorte mit Stöcken zusammengeschlagen hätte.“
„Es tut mir leid, dich davon in Kenntnis setzen zu müssen, aber auch du bist nur ein Mensch.“
„Weiß ich das denn nicht?“, fragte er gereizt.
Unvorsichtigerweise sah sie ihn an, und mit einem Mal lag etwas anderes als Misstrauen und Verachtung in den klaren Tiefen seiner grauen Augen.
„Ich fühle mich sogar viel zu menschlich, sobald ich in deiner Nähe bin, Sophie.“
„Auch jetzt?“, flüsterte sie, warf einen ungläubigen Blick auf ihr mausgraues Kleid und tastete nach der strengen Haube.
„Immer. Trotz der lächerlichen Verkleidung, von der du offenkundig denkst, sie würde jeden Schwerenöter auf Distanz halten“, antwortete er ironisch lächelnd. „Stattdessen macht es dich nur noch faszinierender, meine Liebe. Daher würde ich vorschlagen, dass du die mausgraue Verhüllung besser aufgibst. Sonst werde ich den Drang nicht los, dir diese trostlosen Kleiderschichten vom Leib zu reißen, um zu sehen, ob sich noch immer Sophie Bonet darunter verbirgt.“
„Nein, es ist nicht mehr dieselbe Sophie“, erklärte sie mit Nachdruck.
„Wenn du meinst“, sagte er und sah sie zweifelnd an.
„Bitte respektiere, dass es diese Sophie Bonet nicht mehr gibt, und lass mich in Ruhe.“
„Nein, selbst wenn ich dich nie geliebt hätte, würde ich nicht zulassen, dass du dir das antust, Sophie. Du lebst nur für deine Schülerinnen, schirmst dich selbst vor allen anderen ab und gibst vor, dich würde der Kummer und das Glück der Welt außerhalb von Heartsease Hall nichts angehen.“
„Nur weil ich mein Herz nicht mehr auf der Zunge trage, bin ich nicht gefühllos“, verteidigte sie sich empört – und wünschte sogleich, sie hätte es unterlassen, als sie sein zufriedenes Lächeln sah. „Du denkst, dass du furchtbar schlau bist, nicht wahr, Peter? Ist dir niemals in den Sinn
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