Historical Saison Band 19
Es gab wenig Hoffnung auf ein Hier und Heute. Dafür war Peter zu unnahbar und misstrauisch geworden. Niemals würde er wieder der junge stürmische Liebhaber sein, der gegen sein eigenes Verlangen ankämpfte, um zuallererst dafür zu sorgen, dass ihre Lust gestillt war. Wieder war sie in Gedanken bei ihrem feurigen Geliebten und erinnerte sich, wie lustvoll und hemmungslos wild sie in jener Nacht höchste Ekstase erlebt hatten.
Sie hatte gezittert und die Augen weit geöffnet, um ihn anzusehen, während er ihre Hüften umklammerte und sie sich ganz dem unbändigen Rhythmus des Lebens hingaben. Ihr lustvolles Aufstöhnen hatte sich mit seinem triumphalen Aufschrei vermischt, und ihre Körper hatten vor unbeschreiblicher Wonne gezuckt, als sie gemeinsam den Gipfel der Leidenschaft erreichten.
Überglücklich und erschöpft hatte sie auf seinem muskulösen Körper gelegen und beobachtet, wie seine grauen Augen sich im Licht des Mondes versilberten – und gespürt, dass alles, was sie im Leben wollte, da war – sie empfand ein Gefühl der vollkommenen Ganzheit, das nur durch ihn möglich geworden war.
„Ich liebe dich“, hatte sie wie berauscht geflüstert. „Ich liebe dich, Peter Adam George Fitzroy Vane, und ich werde nie einen anderen lieben, solange ich lebe.“
Sichtlich zufrieden hatte er eine Hand auf ihre Brüste gelegt, die sich noch immer unter ihren unregelmäßigen Atemzügen hoben und senkten. Mit der anderen hatte er sie noch fester an sich gezogen. Dann war er mit den Fingern ihren Rücken entlanggefahren und hatte ihren Kopf gegen seinen Hals gedrückt, sodass sie seinen rasenden Puls fühlte.
„Für immer und ewig“, hatte er ihr in ihr linkes Ohr geflüstert, als sie begann, seinen Hals mit der Zunge zu liebkosen. „Ich werde dich immer lieben, Sophie Jeanne Rosalind Bonet, meine künftige Countess. Bis zum Tage meines Todes und darüber hinaus wird es keine andere Liebe für mich geben als dich.“
Sie hatte selig gelächelt, verträumt etwas Zärtliches gemurmelt und war schließlich in seinen Armen eingeschlafen.
Sophie schüttelte in ihrem einsamen Bett den Kopf und seufzte über die Zerbrechlichkeit und Kostbarkeit dieser wundersamen Mitsommerzeit, in der sich der Himmel kaum verdunkelt hatte. Wenigstens hatten sie diesen letzten Tag gehabt, seinen zwanzigsten Geburtstag, bevor alles endete, und die Nachtigallen nie wieder für sie gesungen hatten. Jetzt brachte schon der Duft von Sommerrosen, die in voller Blüte standen, eine solche Traurigkeit mit sich, dass sie die Aufgabe, Blütenblätter für Potpourris im Garten zu sammeln, kaum ertrug. Doch es war auch der Duft, den die Frau liebte, den sie aufgenommen hatte, als sie am Boden zerstört in Heartsease Hall angekommen war. Damals war sie so verzweifelt gewesen, dass es ihr egal war, ob sie lebte oder starb.
Vor sehr langer Zeit waren die blutjunge Sophie und der noch nicht mündige Peter in der Morgendämmerung von der Rosenlaube ins Haus geschlendert. Wie es bei frisch Verliebten sein sollte, waren sie so gänzlich voneinander in Anspruch genommen, dass sie nicht auf den Rest der Welt achteten. Völlig versunken in die Freuden der Liebe, der gegenseitigen Anziehung und des Zusammenseins mit dem einzigen Menschen auf Erden, dem sie sich bedingungslos zugehörig fühlten, waren sie erschreckend blind gegenüber dem, was kommen musste. Vertieft in die Zärtlichkeit, die sich in Peters geliebtem Gesicht für sie zeigte, als sie Arm in Arm durch den verwilderten Garten von Holm Park spazierten, hatte Sophie nicht geahnt, dass Hartley Vane, Lord Sylbourne, ebenfalls in den frühen Morgenstunden heimgekehrt war und sie von seinem Aussichtspunkt aus beobachtete.
Er musste außer sich vor Zorn gewesen sein, als er an dem bodentiefen Fenster des Herrenschlafzimmers stand, und gewiss hatte er den Tag verflucht, an dem er die halbfranzösische Nichte seiner verstorbenen Frau erstmals zu Gesicht bekommen hatte – eine erbarmungswürdige Waise, die vor dem Großen Terror nach der Französischen Revolution gerettet worden war. Um Lady Hermione Arcourt zur Heirat zu bewegen, hatte er leichtsinnigerweise versprochen, das Mädchen bei sich aufzunehmen und wie seine eigene Tochter aufzuziehen. Und so dankte ihm dieses kleine Flittchen seinen Großmut!
Der Earl of Sylbourne trennte die jungen Liebenden erfolgreich, obwohl beide dies für unmöglich gehalten hatten. Wenn er noch am Leben gewesen wäre, hätte er Sophie vermutlich immer noch
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