Historical Saison Band 20
Meinung zu diesem Thema.“
„Und doch bist du hingegangen und brachtest nicht nur deinen Ruf, sondern auch dich selbst in größte Gefahr.“
„Meinen Ruf oder deinen, Anthony?“ Sie lachte leise. „Das ist der wahre Grund für diesen recht verspäteten Ausbruch, nicht wahr?“
Seine Miene wurde hart. „Das glaubst du also?“
„Stimmt es denn nicht?“
„Bedeutet dir dein Ruf so wenig?“
„Doch, natürlich bedeutet er mir etwas.“
„Das freut mich zu hören“, sagte er, „denn mir bedeutet er sehr viel.“
Zwar ahnte sie, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab, und wusste, dass es unklug war, weiterhin zu beharren, aber sie war zu aufgebracht, um sich zurückzuhalten. „Nun, offenbar gibt es wirklich für alles ein erstes Mal.“
Das ließ ihn aus dem Sessel hochschnellen. Mit starken Händen packte er sie an den Armen und zog sie dicht an sich. Sein Gesichtsausdruck sandte ihr einen Schauer der Angst über den Rücken. Allerdings war es nicht nur Angst, die ihr zu schaffen machte. Ein weiteres Gefühl, das sie nicht genau bestimmen konnte, ließ sie nicht los. Klopfenden Herzens hielt sie seinem Blick stand.
„Ja, offenbar“, erwiderte er.
Sein Gesicht war ihrem plötzlich sehr nah. Wenn er den Kopf beugte, würden ihre Lippen sich berühren. Die Erinnerung an seine Küsse erweckte heiße Sehnsucht in ihr. Claudia kämpfte dagegen an. Sie durfte ihm keinen solchen Vorteil einräumen. Es war reiner Selbsterhaltungstrieb, dass sie den Kopf abwandte.
Ihre Reaktion ließ Anthony ein wenig zurückweichen. Am liebsten hätte er sie geschüttelt für ihre Dreistigkeit, gleichzeitig wollte er sie küssen, bis sie um Gnade flehte. Nur dass die Vorstellung ihr offensichtlich zuwider war, zumindest bei Tageslicht. Ein Kuss im Dunkeln, noch dazu von einem Fremden, wiederum …
Claudia konnte regelrecht die Wut spüren, die ihn erfüllte. Es brauchte nicht viel, damit er die Beherrschung verlor, das ahnte sie. Und dann … Unruhig benetzte sie sich die Lippen. „Was in Paris geschehen ist, war … bedauernswert.“
„Bedauernswert? Du lagst mit einem fremden Mann im Bett!“
„Wovon redest du? Ich lag mit dir im Bett.“
„Damals hast du nicht gewusst, wer ich bin. Für dich war ich ein Fremder.“
Sie schnappte empört nach Luft. „Es war nicht meine Idee, wenn du dich erinnern willst.“
„Du hättest von vornherein nicht dort sein dürfen.“
„Klär das mit Genet.“
„Das habe ich schon.“
„Hast du ihn für sein Schweigen bezahlt?“
„Ich brauchte ihn nicht für sein Schweigen zu bezahlen. Er weiß, dass es ihn teuer zu stehen käme, sollte er auch nur ein Wort verlauten lassen.“
„Na wunderbar. Man bedenke nur, welch einen Skandal es sonst gäbe“, höhnte sie.
Anthony knirschte regelrecht mit den Zähnen, hin- und hergerissen zwischen mehreren Impulsen, von denen keiner besonders klug war und alle unglaublich verführerisch. Mühsam riss er sich zusammen. Claudia besaß eine unheimliche Begabung dafür, seinen Zorn zu schüren.
„Ich habe meine Verpflichtungen schon viel zu lange vernachlässigt, und ich bin entschlossen, alles wiedergutzumachen.“
„Und was heißt das genau?“, verlangte sie zu wissen.
„Es heißt, dass von jetzt an alles anders wird.“
Leise Hoffnung regte sich in ihr. „Du stimmst also der Annullierung zu?“
„Nein.“
„Was hast du dann vor?“, fragte sie misstrauisch.
„Dir ein Gatte zu sein.“
„Das kannst du nicht ernst meinen.“
„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so ernst gemeint.“
Ihr Herz klopfte schneller, als die Momente im Pariser Schlafzimmer ihr wieder lebhaft vor Augen standen. „Niemals. Glaubst du wirklich, ich könnte dir erlauben, einfach wieder in mein Leben zu kommen, als wäre nichts geschehen?“
„Leider bleibt dir keine andere Wahl, meine Liebe. Ich bin wieder da, und ich gedenke zu bleiben.“
7. KAPITEL
C laudia lag wach, innerlich ganz aufgewühlt, während sie an die hitzige Auseinandersetzung mit Anthony dachte. Hilflosigkeit und Wut kämpften in ihr um die Oberhand. Er hatte nicht vor, sie gehen zu lassen, und war außerdem entschlossen, ihr die Unabhängigkeit zu nehmen. Was seinen anderen Wunsch anging … Bei dem Gedanken wurde ihr ganz heiß, und eine Neugier erwachte in ihr, die sie zutiefst beschämte. Wie oft hatte sie sich gefragt, wie es zwischen ihnen gewesen wäre, wenn Anthony Ulverdale sie nicht verlassen hätte. Der Ehevertrag schrieb vor, dass die
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