Historical Saison Band 20
Rettung. Am Ende hatte sie sogar den Mut gefunden, ihrem Vater dir Stirn zu bieten. Doch ihr war es ebenso wenig gelungen wie Anthony, die Heirat zu verhindern.
Die Zeremonie war kurz und verwirrend gewesen, der Bräutigam kühl und grimmig. Fast sofort nach der Trauung hatte er sich wieder zu seinem Regiment begeben und sie, Claudia, allein auf Ulverdale zurückgelassen. Sie schluckte mühsam. Ihre Gefühle hatten nicht das Geringste gezählt. Aber genauso war es auch Anthony ergangen. Auch er war nur eine hilflose Schachfigur gewesen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er einen Fluchtweg gefunden hatte.
Bei den Ställen wurde Claudia abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als Anthony neben sie trat, um ihr vom Pferd zu helfen. Sie täuschte Gelassenheit vor, aber wie immer, wenn er in ihre Nähe kam, fiel ihr das keineswegs leicht. Mit starken Händen hob er sie herunter, als wäre sie leicht wie eine Feder, und setzte sie sanft auf dem Boden ab. Die Hände ließ er auf ihrer Taille liegen.
„Ich frage mich, ob du das andere Pferd sehen möchtest, das ich mitgebracht habe“, sagte er.
„Ist er auch so ein Diablo?“
„Es ist eine Stute, und sie ist ganz und gar nicht wie Diablo.“
„Ich würde sie gern sehen.“
Zu ihrer Erleichterung ließ er sie los, und gemeinsam gingen sie in den Stall. In einer der hinteren Boxen stand eine hübsche Schimmelstute. Sie war ein wenig größer als Spirit, aber sie hatte die gleichen intelligenten dunklen Augen. Claudia war entzückt.
„Sie ist wunderschön.“ Langsam trat sie an das Tier heran, damit es sich an ihren Duft gewöhnen konnte. „Wie heißt sie?“
„Jarilla, nach einer weißen Blume, die in den Berggegenden Spaniens wächst.“
„Der Name passt zu ihr.“
„Das finde ich auch.“
„Darf ich sie irgendwann reiten?“
„Wann immer du möchtest. Sie ist lebhaft, aber gutmütig.“
„Du hast ein Auge für Pferde“, bemerkte sie unschuldig.
„Ja, und glücklicherweise reicht eins dafür aus.“
Schnell sah sie ihn an, und als sie seine belustigte Miene sah, musste sie auch lächeln. „Scheint wohl so. Immerhin war es auch für Nelson kein Hindernis.“
„Hm. Darf ich dich darauf hinweisen, dass Nelson tot ist?“
„Na schön, dann nimm stattdessen den nordischen Gott Odin. Hat er nicht ein Auge gegeben, um Weisheit zu erlangen?“
„So heißt es jedenfalls. Ich kann nicht behaupten, dasselbe getan zu haben.“
Sie hob eine Hand. Unwillkürlich spannte er sich an, hielt den Atem an, zwang sich aber, still zu bleiben, als sie mit den Fingerspitzen sanft seine Augenklappe berührte.
„Du hast dein Auge im Dienst für dein Land verloren. Meiner Meinung nach ist das noch viel ehrenhafter.“
Ein Schatten überflog seine Miene. Gleich darauf war er jedoch wieder verschwunden, und Anthony lächelte trocken. „Es war nichts Ehrenhaftes dabei, glaube mir.“
„Doch, davon bin ich überzeugt“, beharrte sie.
Sein Lächeln verblasste, und der Blick, mit dem er ihren gefangen hielt, wurde seltsam eindringlich. Ihr Herz klopfte schneller, als Anthony näherkam, ihr die Hände um die Taille legte und sie an sich zog. Diese plötzliche, unerwartete Berührung ließ sie heftig erschauern. Langsam beugte er sich über sie, und dann küsste er sie zärtlich auf den Mund – sanft zunächst, zögernd, als wollte er ihre Erlaubnis abwarten. Erst als sie nicht vor ihm zurückwich, wurde der Kuss kühner. Claudia stockte der Atem, tief in ihrem Innern wurde die vertraute Glut entfacht. Sie vergaß völlig, dass dies die reinste Torheit war, vergaß ihren Widerstand. Sie vergaß alles außer diesem Mann und der Gewissheit, dass sie es genauso wollte wie er. Als sie sich in den Kuss ergab, vertiefte er ihn. Seine Zunge streifte ihre, während er mit warmen starken Händen sinnlich ihren Rücken streichelte, dass sie süß erschauerte. Sein Griff wurde fester, er zog sie noch dichter an sich. Überwältigt von seiner Nähe, von seinem würzigen, männlichen Duft, spürte Claudia ein sehnsüchtiges Ziehen zwischen ihren Beinen. Wie ohne ihr Zutun schlangen sich ihre Arme um seinen Hals, und sie schmiegte sich verlangend an ihn. Die Glut in ihr wuchs zu einer wahren Flamme, der Kuss wurde leidenschaftlich, gierig, gefährlich.
Alles in ihr drängte sie dazu, sich dieser Flamme hinzugeben und sich von ihr verschlingen zu lassen. Doch gleichzeitig erinnerte es sie an Paris. Anthony mochte sie begehren, aber er liebte sie nicht. Für ihn war sie
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