Historical Saison Band 20
er. „Gott, du hast es mir so leicht gemacht. Du hast dich praktisch selbst betrogen.“
„Das ist nicht wahr. Ich liebte dich wirklich. Ich dachte, du liebst mich auch.“
„Was ich an dir liebte, war einzig und allein dein Geld.“
„Und das hast du bekommen. Jeremy …“ Unsicher zupfte sie an den Laken, zwang sich zu sprechen; denn sie wusste, wenn nicht jetzt, würde sie sich nie wieder dazu durchringen können. „In unserer Ehe haben wir nicht … ich frage mich dauernd, ob unsere Schwierigkeiten im Schlafgemach nicht der Grund dafür sind, dass wir nicht mit einem Kind gesegnet wurden.“
„Versagen!“ Jeremy fluchte erbittert. „Ich habe es wirklich oft genug versucht. Meinst du, es machte mir Vergnügen, in deinem weichen Fleisch herumzustochern?“
Deborah schrumpfte förmlich unter seinem bösartigen Blick, doch fünf Jahre voller boshafter Bemerkungen und schneidender Schuldzuweisungen, fünf Jahre der Selbstanklage, weil sie nicht fähig war, ihn zu erregen, fünf Jahre voller Schuldgefühle, während derer ihre romantischen Träume verwelkt waren und sie selbst sich in eine leere Hülle verwandelt sah – all das zusammen mit ihrem neu erworbenen Wissen machte sie plötzlich wütend, anstatt dass sie sich geschämt hätte. „Das weiß ich sehr gut, du hast es mir von Anfang an deutlich genug gezeigt. Du findest mich abstoßend, seit dem ersten Tag, und ich will wissen, warum. Was stört dich so an mir?“
Einen winzigen Augenblick lang wirkte er so resigniert, dass sie beinahe Mitleid mit ihm gehabt hätte … Bis er höhnisch auflachte. „Ich finde dich körperlich abstoßend, meine werte Gemahlin. Sieh dich doch an, wie du die Hure spielst in der Hoffnung, du könntest mein Begehren wecken. Glaub mir, es ist vergebens. Egal, welche Künste du lernst, du wirst mir nie gefallen. Ich habe dich nie begehrt. Anziehend fand ich immer nur dein Geld, und das habe ich ja nun, seit du volljährig bist.“ Er zerrte sich seine Pantalons über und raffte den Rest seiner Kleider zusammen. „Ich habe dich satt. Diese Ehe ist eine Farce!“
„Willst du, dass wir uns trennen?“
Wieder lachte Jeremy. „Nein, diese Befriedigung werde ich dir nicht gewähren. Du wirst den Klatschbasen keine weitere Munition geben. Eine Ehefrau zu haben, selbst eine wie dich, ist ein zu guter Schutzschirm. Da all meine Anstrengungen, meinen Ekel vor deinem Körper zu überwinden, ganz offensichtlich nie zu einem Erben führen werden – noch etwas, das du mir verweigerst – sehe ich keinen Grund mehr, es weiter zu versuchen. Ich gehe zurück nach London. Du kannst hier auf Kinsail Manor bleiben. Auf Nimmerwiedersehen – nein, selbst das ist mir immer noch nicht lange genug. Viel Spaß in deiner Abgeschiedenheit.“
Deborah schlug die Augen auf. Wie ein verlassenes Kind wiegte sie sich auf dem Bett, die Wimpern nass von Tränen. Ihre Wangen brannten, als hätte sie damit auf eisigem Schnee geruht. Es schmerzte so sehr, dieses geisterhafte Persönchen zu sehen, das zu töricht und zu einsam und zu unsicher gewesen war, um sich zu behaupten. War sie zum Opfer geboren?
Doch sie hatte zurückgeschlagen! In jener Nacht war Bella Donna gezeugt worden, das einzige Kind dieser unfruchtbaren Vereinigungen. Deren Geburt ein paar Monate später war ein kleiner, geheimer Racheakt, mit dem sie ihr kaltes, nutzloses Ehebett wärmte. Doch Bella Donna war allenfalls eine Droge, keine Heilmittel. Als Jeremy starb, hatte sie geglaubt, das sei die Wende.
Deborah zwang sich, sich zu strecken. Steif kam sie auf die Füße. Ihr Herz hämmerte, ihre Haut war bedeckt mit kaltem Schweiß.
Sie hatte Jeremy nie wiedergesehen. Nicht lange nach jener Nacht war er im Schlaf gestorben, dank einer tödlichen Mischung aus Brandy und Laudanum. Man hatte ihr gesagt, er habe sehr friedlich ausgesehen, und daran hatte sie sich geklammert, wie auch daran, dass die Überdosierung ein Versehen war. Gleich welche Probleme er gehabt hatte, nie hätte er den Namen der Familie auch nur andeutungsweise mit Selbstmord in Verbindung gebracht. Wenn er sich hätte töten wollen, hätte er zur Pistole gegriffen oder einen Reitunfall provoziert, dessen war sie sich sicher. Falls es eine Erklärung für sein widersprüchliches Verhalten gab – besonders, sie unbedingt offiziell weiterhin an sich zu binden – so hatte er sie mit ins Grab genommen.
Inzwischen war es dunkel geworden. Trotz ihrer zitternden Hände gelang es ihr schließlich, eine Kerze
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