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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Erbstück, über das man kaum hinwegschauen konnte. Ich ließ es mal auf einen Seitentisch stellen, doch Jeremy befahl den Dienstboten sofort, es wieder an seinen alten Platz zu bringen. Er konnte es nicht ertragen, wenn in seinem kostbaren Heim etwas verändert wurde. Eigentlich seltsam, wenn man sah, wie er den Bau vor die Hunde gehen ließ. In den letzten Jahren habe ich mich oft gefragt, ob das Absicht war. Eine Art selbst auferlegte Strafe. Immerhin ruinierte er sich selbst.“
    Sie schaute ins Nichts, verloren in der Vergangenheit, doch zum ersten Mal, seit er sie kannte, schien sie dabei eher grüblerisch als bedrückt. Elliot beobachtete ihr wechselndes Mienenspiel und wagte sich kaum zu rühren, um die Stimmung nicht zu zerstören.
    „Es war ihm auch einerlei, was wir aßen, Hauptsache, es wurde auf dem gehörigen Porzellan mit gehörigem Pomp serviert. Die Küche in dem Haus ist weit vom Speisesalon entfernt, sodass sämtliche Gerichte kalt waren, wenn sie am Tisch ankamen. Zuerst schlug ich vor, eine neue Küche bauen zu lassen. Das lehnte er vehement ab. Als ich dann erwog, den Speisesalon näher zur Küche zu verlegen …“ Sie lachte. „Ich hätte genauso gut das Wahlrecht für mich verlangen können. Er war entsetzt.“ Geistesabwesend hatte sie den Rest Quittengelee auf ihrem Teller in winzige Quadrate geschnitten, die sie nun erstaunt betrachtete. Deborah verzog ihren Mund wehmütig. „Der arme Jeremy. Der Familiensitz, der Titel, das alles bedeutete ihm so viel. Ich frage mich, ob alles anders gewesen wäre, wenn er einen Erben gehabt hätte.“
    Plötzlich Elliots forschender Blicke gewahr, richtete sie sich auf. In seinen Augen stand das, was sie seinen ‚wilden Blick‘ nannte. „Ich werde rührselig“, sagte sie und trank ihr Glas leer. „Es ist wohl Zeit, dass ich nach Hause komme.“
    Als sie Anstalten machte, vom Tisch aufzustehen, griff Elliot nach ihrer Hand. „Hättest du gern Kinder gehabt?“
    „Man kann nicht immer haben, was man möchte“, erwiderte sie leichthin, obwohl ihr die Kehle eng wurde. Sie schob den Stuhl zurück und beschäftigte sich angelegentlich damit, ihre Haube aufzusetzen und Handschuhe und Schal zu holen.
    „Wenn du mit Lyle sprechen willst, kann ich dich morgen nach Spitalsfield bringen.“
    „Es muss nicht sein, bestimmt kann ich eine Mietdroschke nehmen.“
    „Du brauchst mir nicht deine Unabhängigkeit zu beweisen. Und ehe du es erwähnst – du bist mir auch nicht verpflichtet. Wir haben ein gemeinsames Ziel, waren wir uns da nicht einig?“
    Zuerst wollte sie protestieren, überlegte es sich dann aber anders und lachte stattdessen. „Ich weiß nicht, ob mir gefällt, dass du meine Gedanken lesen kannst.“
    „Ich wünschte, das gelänge mir öfter.“
    Sein Lächeln war kaum wahrnehmbar, nur ein winziges Zucken seiner Mundwinkel, trotzdem wurde ihr heiß, und ein Schauer durchrann sie. Wenn sie doch nur seine Gedanken lesen könnte! Wollte er sie gern küssen?
    Sie hatte die Antwort, als seine Lippen auf die ihren trafen. Es war ein überaus zarter Kuss. Sanft. Süß. Und beendet, ehe mehr daraus werden konnte. Elliot richtete ihr den Schal, zog ihre Hand in seine Armbeuge und führte sie hinaus in die Nacht.

9. KAPITEL
    N un?“ Deborah blieb zögernd auf der Schwelle stehen. „Hast du es gelesen, oder soll ich noch einmal hinausgehen? Wenn ich noch einmal den Platz umrunde, werden die Nachbarn aber denken, dass ich etwas im Schilde führe.“
    Elliot stand von ihrem Schreibtisch auf und nahm ihr die zerdrückten Handschuhe aus den Fingern. Sie war blass. Ringe unter ihren Augen kündeten von langen, mit Schreiben verbrachten Nächten. „Du kannst bleiben. Ich habe es durch.“
    „Ah ja.“ Plötzlich gaben ihre Knie nach. Sie sank in den Sessel beim Kamin. Fest presste sie ihre Hände zusammen, um das Zittern zu kontrollieren. „Und?“ Sie flüsterte es beinahe.
    Elliot setzte sich ihr gegenüber. Eigentlich hatte er sie ein wenig necken wollen, doch angesichts ihrer angstvollen Miene brachte er es nicht über sich. Er grinste breit. „Ich finde es absolut brillant.“
    „Du sagst das nicht nur, um mich nicht zu kränken?“
    „Deborah, ehrlich, es ist wunderbar. Es ist komisch und anrührend und voller Zorn und Tragik.“
    „Und Henry?“
    Elliot schluckte. „Das Lesen fiel mir schwer. Du hast ihn so gut getroffen.“
    Deborah sprang auf, kniete sich neben ihn auf den Boden und drückte seine Hand an ihre Wange. „Ich bin so

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