Historical Saison Band 20
hauchte sie. So viele Male während der letzten Wochen … eine sachte Berührung, ein gehauchter Kuss auf die Wange … das alles hätte zu mehr führen können. Sie wusste, er begehrte sie, wusste, dass er auf etwas wie ein Zeichen von ihr wartete. Immer und immer wieder führte ihr Verlangen sie an die Grenze, doch ihre Furcht vor dem Versagen hielt sie dort gefangen. Manchmal reichte es, ihn anzuschauen, und in ihrem Leib regte sich ein süßes Ziehen. Als das Schweigen bedrückend wurde, sagte sie endlich: „Ich sprach gerade über meine Schriftstellerei.“
Hastig löste Elliot sich von dem köstlichen Bild der splitternackten Deborah, das er so mühelos heraufbeschwören konnte. „Ja, richtig, fahre fort.“
„Weißt du, wir beide haben ein zweites, geheimes Ich. Du hast den Pfau und ich – ich habe Bella Donna.“
„Bella Donna?“
„So heißt meine Heldin. Es soll ein Witz sein, du weißt schon, Belladonna, dieses Nachtschattengewächs. Schön, aber giftig. Glaubt man meinem Verleger, ist sie berüchtigt.“
„ Du schreibst diese Bella-Donna-Romane?“
„Du hast davon gehört?“
„Ich habe sogar eins gelesen. Lizzie hatte es mir ausgeliehen.“
„Deine Schwester?“ Deborah war entsetzt.
Elliot lachte. „Sie bewundert dich ungeheuerlich – anders als ihr Gemahl.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Ich hätte nicht gedacht, dass deine Bücher von der Art sind, die Ehefrauen vor ihren Männern verstecken.“
„Und Ehemänner vor ihren Frauen, wenn ich Mr Freyworth glauben darf“, ergänzte sie trocken. „Welches hast du gelesen? Hat es dir gefallen?“
„Es war ‚Schierling‘. Ja, es gefiel mir. Klug gemacht und witzig, obwohl der Humor von der sehr schwarzen Sorte ist.“ Elliot richtete sich auf. „Besonders gefiel mir, dass es ziemlich revolutionär ist. Deine Bella ist wollüstig-sinnlich, aber boshaft und gemein – sie genießt es, ihre Opfer zu demütigen. Wie um alles in der Welt ist dir ein solcher weiblicher Charakter in den Sinn gekommen?“
„Siehst du“, erklärte sie unbehaglich, „Bella Donna ist alles, was ich nicht bin. Kein Mann kann ihr widerstehen, und sie ist entschlossen zu leben, wie es ihr passt, auch wenn sie dafür grausam sein muss. Ihr ist einerlei, ob sie jemanden verletzt, solange sie nur bekommt, was sie will. Aber sie ist keine Hure! Sie ist wie ein Diamant – glitzernd und begehrenswert, aber unerreichbar und hart. Niemand kann sie verletzen. Sie ist unbesiegbar.“
„Und ungeheuer populär, behauptet meine Schwester.“
„Und dank dem Pfau noch viel populärer, behauptet Mr Freyworth.“
„Ich frage mich, was Lizzie dazu sagen würde.“ Elliot grinste.
„Elliot! Du würdest doch nicht …“
„Gott, nein, das gäbe einen Aufruhr. Alex ist sowieso schon … aber das erwähnte ich ja bereits.“
„Du planst keinen weiteren Einbruch, oder? Seitdem du mir von dem Verdacht deines Schwagers erzählt hast, bin ich zutiefst besorgt. Dass du erwischt wirst, könnte ich nicht ertragen.“
„Auf meiner Liste stehen noch ein paar Namen.“ Er runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er in den letzten paar Wochen kaum an den Pfau gedacht. „Es wäre wirklich nicht riskant. Alex würde nichts sagen. Du machst dir zu viele Sorgen.“
„Und du dir überhaupt keine!“, rief sie. „Elliot, es ist gefährlich!“
„Und das von dir, meiner Komplizin“, neckte er. „Hast nicht du mir gesagt, dass der Pfau unbesiegbar sei?“
„Das ist nicht zum Lachen!“
„Weißt du, ich erzähle dir einfach nichts, dann hast du auch keine schlaflosen Nächte.“
„Warum sollte es mich kümmern?“, fragte sie scharf. „Mein Hals wird ja nicht in der Schlinge stecken.“
„Ich hoffe doch sehr, auch meiner nicht.“
„Bist du sicher? Du sagtest mir einmal, dass es dir einerlei wäre.“
Ja, das stimmte. Damals. Und heute? „Wir sprachen gerade über dich, nicht über mich“, sagte er ablenkend. „Über Bella Donna, nicht über den Pfau. Wie bist du auf diese Figur gekommen? Und seit wann schreibst du?“
Sie verzog das Gesicht. „Das war … an einem Tiefpunkt meiner Ehe. Es war – ich wusste, wir konnten nicht – Jeremy und ich – ich wusste, dass es vorbei war, obwohl eine Trennung für ihn nicht in Frage kam. Warum nicht, kann ich bis heute nicht verstehen. Vermutlich der gute Name der Kinsails.“
„Was war denn geschehen?“
Deborah schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Unwichtig.“
„Offensichtlich nicht!“,
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