Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachten Band 6

Historical Weihnachten Band 6

Titel: Historical Weihnachten Band 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore , Suzanne Barclay , Deborah Simmons , Joanne Rock
Vom Netzwerk:
fuhr sich mit der Hand durchs Haar und fragte sich, wie er Noel in den nächsten Tagen aus dem Weg gehen könnte.
    „Und jetzt alle im Kreis!“, rief sie, klatschte begeistert in die Hände, und Benedick merkte plötzlich, dass die Runde viel größer geworden war. Sie waren von so vielen Gesichtern umgeben, die er nicht kannte – Diener, Leibeigene und auch freie Bauern –, und Benedick kniff die Augen zusammen, als er Alard dicht bei Noel entdeckte. Viel zu dicht, dachte er, denn der Knappe drängte sich so nah an sein Mündel heran, dass er es berühren könnte. Wo hatte der Bursche eigentlich den ganzen Nachmittag gesteckt, als er selbst sich mit diesem Baumstamm abmühen musste? Benedick warf ihm einen finsteren Blick zu. Alard grinste bloß unverschämt zurück.
    „Hardwin! Bringt das Überbleibsel!“, rief Noel entzückt, und alle traten einen Schritt zurück, damit der alte Verwalter angemessenen Schrittes nach vorn kommen konnte. Langsam und ehrerbietig hielt er ein Stück Tuch in die Höhe, und die Menge verstummte, als er es voller Ehrfurcht auseinanderfaltete.
    War das irgendeine Art Relikt? Ein Zahn von einem vor langer Zeit verstorbenen Heiligen oder ein Holzspan des Kreuzes? Benedick verachtete derartig unsinnige Reliquien sogar noch mehr als die heidnischen Rituale, für die man sie oft verwendete. Er hatte noch nie einen Gegenstand zu Gesicht bekommen, der irgendetwas Besonderes bewirken konnte, sei es zum Guten oder zum Bösen. Ihn hatte auch noch nie die sogenannte Magie überzeugen können.
    „Aah.“ Die Menge seufzte gemeinschaftlich auf, als Hardwin mit erhobenen Händen etwas vorzeigte – ein verkohltes Stück Holz? Benedick versuchte, seine Verblüffung zu verbergen.
    „Das ist ein Stück vom Julklotz des letzten Jahres“, erklärte Noel. Sie stand jetzt nicht mehr in der Menge, sondern direkt neben ihm. „Und damit müsst Ihr den neuen entzünden.“ Hardwin hielt ihm das offenbar kostbare Holzscheit unter die Nase.
    „Ich?“, erstaunte sich Benedick.
    „Aber natürlich! Ihr seid der Herr dieser Burg.“ Noel betonte seine Stellung mit einer Würde, die ihm bisher entgangen war. Er starrte sie finster an, doch sie lehnte sich vor und berührte seinen Arm. Erschrocken über ihre Vertraulichkeit, blickte er hinunter auf ihre anmutige Hand. Warum musste sie ihn denn immer anfassen? Was wollte sie damit erreichen?
    „Ihr müsst es jetzt tun“, drängte sie, und für einen Augenblick wusste Benedick gar nicht mehr, wovon sie überhaupt redete. „Auf die neue Weihnachtszeit!“, rief sie aus und trat einen Schritt zurück. Und Benedick blieb gar nichts anderes übrig, als das heilige Überbleibsel des letzten Jahres zu entzünden und an den dicken Stamm zu legen, der in der Feuerstelle steckte.
    Als der neue Julklotz Feuer fing, brachen alle in ein Geschrei aus, das jeden Siegesruf, den er je gehört hatte, in den Schatten stellte. Benedick fuhr überrascht zurück. Man hatte ihn einige Male für seine Tapferkeit in der Schlacht bejubelt, aber noch nie so laut wie jetzt. Mit einem Mal war er von lachenden und jauchzenden Menschen umringt, und er musste zugeben, dass ihn das tief im Innern freute.
    Sein Blick wanderte zu Noel. Sie hob sich aus allen heraus, denn sie war schöner, mehr von Leben erfüllt als jeder andere. Eindeutig war sie die Herrin des Geschehens. Benedick verzog das Gesicht und wandte sich ab. Seine Schultern schmerzten von der Anstrengung, dem Stamm die Äste abzuschlagen und ihn dann hierherzuschleppen. Geistesabwesend streckte er die Arme.
    Er wurde langsam zu alt für so etwas.
    Noel schien seine Erschöpfung zu spüren; sie schickte alle an die Tische, während die Diener in die Küche eilten, um das abendliche Weihnachtsmahl aufzutischen. „Kommt, Sir“, sagte sie und ergriff seine Hand. „Ihr habt heute Großes geleistet.“
    Benedick gab ein leises Stöhnen von sich. Ihre Ansicht war ihm vollkommen egal. Er wollte sich in die Ruhe seines Schlafgemachs zurückziehen, doch Noel zog ihn zum Herrentisch. Schon wieder fasste sie ihn an. Er blickte hinab auf ihre verschränkten Finger und fühlte sich merkwürdig benommen.
    „Eure Leute sind sehr erfreut“, meinte sie auf diese ihr eigene atemlose, anhimmelnde Art, als ob er tatsächlich etwas Wichtiges vollbracht hätte. Seine Leute? Verblüfft blinzelte er, bis ihm klar wurde, dass sie recht hatte. Zwar war er kein Fürst, doch dieses Land befand sich in seinem Besitz und alle, die darauf lebten,

Weitere Kostenlose Bücher