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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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und der Junge mit allen anderen zusammen am Tisch essen. Haben Sie verstanden?"
    Melinda unterdrückte die Regung zu salutieren. Seine Reaktion hatte ihr Mitgefühl vertrieben. Es war, als wollte man einem Stachelschwein Freundschaft anbieten. „Ja, völlig. Und ,der Junge' heißt Lee."
    Ohne eine Erwiderung verließ Daniel MacKenzie die Küche.
    ★
    Nach dem Mittagessen traf Lulas Tochter Opal ein wie versprochen, und sie und Melinda begannen, das Haus zu putzen. Das war ein größeres Unterfangen, welches mehrere Tage in Anspruch nahm. Sie kehrten, wischten und wachsten die Holzböden, bis sie glänzten. Sie staubten die Möbel und Treppengeländer ab und polierten sie. Alle Fußleisten und Fensterbretter wurden abgewaschen. Die Teppiche, sowohl kostbare Perser wie auch einfache gewebte, wurden hinausgetragen und ausgeklopft. Die Gardinen wurden heruntergenommen und genauso behandelt.
    Melinda und Opal entstaubten die Volants wie auch alle spinnwebverzierten Ecken in den Räumen. Jeder Gegenstand in den Geschirrschränken und jede Nippsache auf den Tischen und Kaminsimsen wurde gründlich gereinigt, ebenso wie die Fenster.
    Melinda ließ einen der Cowboys sogar den Kristallüster im Wohnzimmer abnehmen und wusch jedes einzelne zarte Prisma ab, bis es blitzte.
    Einen Raum nach dem anderen öffnete sie, nachdem sie ihn fertig geputzt hatten.
    Sie zog die schweren Vorhänge zurück, so daß die Sonne durch die nun sauberen Fenster hereinströmen konnte. Dadurch wurde das Haus hell und warm. Wachsam wartete Melinda auf eine Bemerkung Mr. MacKenzies, weil sie sämtliche Zimmer öffnete, die er verschlossen hatte, aber er hüllte sich in Schweigen.
    Schließlich begannen sie im Obergeschoß. Das einzige Schlafzimmer, das tatsächlich benutzt wurde, war das von Mr. MacKenzie. Also machte sich Melinda daran, zuerst dieses wohnlich herzurichten. Obwohl sie jede Berechtigung hatte, dort zu sein, gab es ihr ein eigenartiges Gefühl, das Schlafzimmer eines Mannes zu betreten, als täte sie etwas Unanständiges und Aufregendes. Noch eigenartiger war es, MacKenzies Kleider zu waschen, die Hemden, die er auf der Haut getragen, oder die Bettücher, in denen er geschlafen hatte. Schwach haftete den Sachen noch sein Duft an, eine Mischung aus Pferd, Tabak, Schweiß und Leder, und das fand Melinda beunruhigend
    — allerdings nicht direkt unangenehm.
    Diese Aufgabe hatte etwas Vertrauliches, ebenso wie das Betreten seines Zimmers.
    Er war ein Fremder, und doch wußte sie, wo Kamm und Bürste auf seiner Kommode lagen. Sie hatte seine Hemden gebügelt und hatte die Delle gesehen, wo sein Kopf im Kissen gelegen hatte. Das rief eigenartige Empfindungen in ihr wach.
    Nach Mr. MacKenzies Schlafzimmer säuberten Melinda und das junge Mädchen ein Zimmer nach dem anderen im Obergeschoß und verließen sie genauso blitzsauber wie das Erdgeschoß.
    Auch hier oben zog Melinda die Vorhänge zurück und öffnete die Türen zum Gang, so daß dieser kein düsterer Tunnel mehr war.

    Die einzige Ausnahme bildete das zweite Zimmer nach dem von Mr. MacKenzie. Als Melinda die Tür dazu öffnete, stiegen ihr Tränen in die Augen. Es war offensichtlich ein Kinderzimmer gewesen. Ein kleines Bett befand sich darin und in einer Ecke eine Wiege. Mitten im Raum stand ein Schaukelpferd, das aus Eichenholz geschnitzt und wunderhübsch bemalt war. Eine Babyhaarbürste mit matt gewordenem Silberrücken und ein Kamm lagen auf dem Frisiertisch; auf der Wäschekommode hatte jemand einen Holzkreisel liegengelassen. An einer Wand hing das Bild eines betenden Kindes.
    Melinda schluckte, als sie sich daran machte, dieses Zimmer zu putzen. Danach sorgte sie immer dafür, daß der Raum sauber war. Aber sie hielt die Tür geschlossen, wie sie es auch die Jahre zuvor gewesen war.

4. KAPITEL
    Daniel MacKenzie bemerkte, wie sich das Haus um ihn herum veränderte. Zuerst war es nur das Essen. Früher hatten sie trockenes, geschmackloses Zeug gegessen, das manchmal verbrannt war, manchmal halb roh, und hin und wieder sogar bizarrerweise beides. Doch nun gab es köstliche, geschmackvolle Mahlzeiten. Das Gemüse war gewürzt und nicht verkocht. Die Brötchen waren leicht und flockig und nicht verbrannt an der Unterseite. Die Sauerteigbrötchen zergingen einem praktisch auf der Zunge und wurden von zartgelber Butter in Förmchen begleitet.
    Der Brauch, jede Woche für die Ranchbewohner einen Stier zu schlachten, wurde beibehalten. In der Vergangenheit allerdings hatten die

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