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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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vermutete, daß dies die einzige ihm mögliche Art war, sie zum Essen zusammen mit den Männern einzuladen. Sie wandte sich an Daniel und erwiderte ruhig: „Ich esse, nachdem Sie alle fertig sind."
    Er verzog das Gesicht. „Hören Sie auf, beleidigt zu sein, und setzen Sie sich. Ich habe nicht die blasseste Ahnung, worüber Sie gekränkt sind. Ihr Schauspiel ist also umsonst."
    „Beleidigt!" Melindas Augen blitzten, und sie setzte die Servierschüssel mit lautem Klappern auf den Tisch zurück. „Ich bin nicht beleidigt. Ich bin zum Kochen hier und nicht, um mit Ihnen zu essen!"
    Finster funkelte Daniel MacKenzie sie an. „Nun, Sie sind fertig mit Ihrer Arbeit.
    Warum essen Sie dann nicht wie alle anderen auch, verflixt noch mal?"
    „Eine Angestellte setzt sich nicht einfach mit Ihrem Arbeitgeber an denselben Tisch, wenn man sie nicht darum gebeten hat."
    „Jetzt bitte ich Sie ja!" donnerte er.
    Kampflustig stemmte Melinda die Fäuste in die Hüften. MacKenzie seinerseits umklammerte Messer und Gabel fest. Beide beugten sich vor, und ihre Blicke bohrten sich förmlich ineinander. Die Männer rund um den Tisch schauten interessiert zu. Es passierte nicht allzu oft, daß sie sowohl eine köstliche Mahlzeit als auch einen hübschen Streit bekamen.
    „Und ich weigere mich", erwiderte Melinda. „Ich kann essen, wann ich will, und ich warte, bis ich mit Lee essen kann."
    „Lee? Wer ist denn Lee? Es gibt keinen Lee . . ."
    „Mein Sohn." Melinda biß die Zähne zusammen und wartete darauf, daß MacKenzie wieder wegen ihres Kinds in Wut geriet. Seine tragische Geschichte war ihr im Moment gleich. Wenn er nur ein böses Wort über Lee sagte, dann . . .
    „Der Junge?" Überrascht hob Daniel MacKenzie die Brauen. Dann runzelte er die Stirn. „Was, zum Teufel, hat er denn mitten am Tag hier zu suchen? Warum ist er nicht in der Schule?"

    „Es ist zu weit zum Laufen für ihn!" fuhr Melinda ihn an. Mit klopfendem Herzen wartete sie auf den Vorschlag, daß sie Lee während der Woche in der Stadt unterbrachte. Das machten einige Familien, die zu weit von der Schule entfernt wohnten. Doch Melinda könnte es nicht ertragen, Lee immer nur am Wochenende sehen zu können.
    „Also, zum . . ." begann MacKenzie gereizt. „Warum haben Sie denn nichts gesagt?"
    Er schaute in die Runde. „Jimmy, suchen Sie dem Jungen ein Pferd aus." Dann blickte er wieder zu Melinda. „Kann er reiten?"
    „Ein wenig." Sein Vater hatte damit angefangen, es ihm beizubringen, doch nach Roberts Tod hatte Melinda das Pferd verkaufen müssen.
    Wieder drehte MacKenzie sich zu Jimmy um. „Gib ihm ein sanftes. Und bring ihm Reiten bei."
    Sprachlos vor Staunen über seine Großzügigkeit schaute Melinda MacKenzie an.
    Natürlich bedeutete es für einen Mann wie ihn, der eine solche Menge Pferde besaß, nicht so viel. Doch in Anbetracht seiner Gefühle bezüglich Lees Anwesenheit auf der Ranch war es verblüffend. Für Lee würde es unendlich viel bedeuten, ein Pferd zu haben sowie jemanden, der ihm das Reiten beibrachte. „Vielen Dank", sagte sie leise und ernst. „Das ist sehr freundlich von Ihnen."
    MacKenzie wischte ihren Dank mit einer Handbewegung zur Seite. Er wirkte ein wenig verlegen.
    Später, nachdem das Mittagessen beendet war und die Cowboys gingen, blieb MacKenzie noch zurück. Er hielt den Hut in den Händen und drehte ihn um und um.
    Dabei blickte er darauf hinunter, als enthielte er irgendeine Weisheit. Fragend schaute
    Melinda ihn an. Zuerst war er großzügig, dann verlegen, und nun schien er sich unbehaglich zu fühlen. Nie hätte sie gedacht, Daniel MacKenzie könnte auch nur eine dieser Eigenschaften an den Tag legen. Was war nur in ihn gefahren?
    „Mrs. Ballard . . brachte er hervor.
    „Ja?"
    „Ich bin kein Tyrann", stellte er fest.
    „Wie bitte?" fragte Melinda verdutzt.
    „Ich würde eine Frau und einen kleinen Jungen nicht mit dem Essen warten lassen, bis wir anderen fertig sind. Was ich vor ein paar Tagen gesagt habe . . . nun, ich habe nicht gemeint, daß er nicht mit mir am selben Tisch sitzen darf. Ich wollte nur . . ."
    Da sie wußte, was ihm zugestoßen war, rührte sich Melindas Mitgefühl. „Ich verstehe."
    „Tun Sie das?" Seine Worte klangen bitter.
    „Ich denke schon. Nach Lee hatte ich eine Totgeburt."
    Er kniff die Augen zusammen, und sein Gesicht, das zuvor beinah sympathisch ausgesehen hatte, wurde kalt und verschlossen. Auf ihre Worte ging er nicht ein, sondern fuhr sie nur an: „Ich erwarte, daß Sie

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