Historical Weihnachtsband 1990
schönen Räumen mit den eleganten Möbeln, die er für seine Braut gekauft hatte, zugemacht hatte. Kein Wunder, daß er weder Frauen noch Kinder um sich dulden wollte.
„Vielen Dank, daß Sie mir das erzählt haben", sagte Melinda zu Lula. „Es erklärt so vieles."
„Ja", bestätigte Lula, „es ist eine traurige Geschichte." Sie seufzte. „So tragisch. So wunderschön und romantisch."
Melinda war sich nicht sicher, wie wunderschön und romantisch es war, wenn einem das Leben durch den Tod von Frau und Kind zerstört wurde. Tragisch war es auf jeden Fall. Von nun an, schwor sie sich, wollte sie mehr Geduld mit Mr.
MacKenzie haben. Sie würde sich nicht von seiner Schroffheit oder fehlenden Dankbarkeit verletzen lassen. Ihren Jähzorn wollte sie unter Kontrolle halten und nicht immer gleich das erste, was ihr in den Sinn kam, ausplaudern.
Lee würde sie von ihm fernhalten, ebenso wie sie alles vermeiden wollte, das Mr.
MacKenzie an seinen Verlust erinnern konnte. Manchmal wäre das sicher nicht einfach, doch mit Geduld und Beharrlichkeit müßte es ihr gelingen, eine angenehmere Beziehung zu ihrem Arbeitgeber aufzubauen.
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Als Carl am Nachmittag mit den Einkäufen zurückkam, verstaute Melinda die Vorräte fröhlich in der blitzsauberen Küche. Es machte sie stolz, das Ergebnis ihrer Arbeit zu sehen. Irgendwie hatte das die Küche zu ihrer eigenen gemacht. Dann begann sie mit den Vorbereitungen für das Abendessen.
Sie kochte ein umfangreiches Mahl aus Brathähnchen und Steak, Kartoffelbrei, Soße, Brötchen und gemischtem grünen Gemüse. Melinda fand sogar die Zeit, zum Nachtisch einen Apfelstrudel zu backen. Beim Putzen hatte sie ein sauberes Wachstuch gefunden, das sie auf den Tisch legte, bevor sie ihn deckte. Es war nicht sehr hübsch, würde die Tischplatte aber wenigstens vor weiteren Kratzern schützen.
Sobald die Männer hereinkamen, schnüffelten sie den Küchenduft und schlossen die Augen, um ihre Begeisterung auszudrücken. Das war Melinda Lohn genug für ihre Mühe. Viele der Cowboys bemerkten den veränderten Zustand der Küche. Selbst MacKenzie schaute sich verwundert im Raum um, bevor er sich mit herzhaftem Appetit über sein Essen hermachte. Wie Melinda beobachtete, nahm er sich von dem Apfelstrudel noch eine zweite Portion. Typischerweise kam allerdings kein Wort des Danks oder Lobs über seine Lippen. Das machten die anderen Männer jedoch wett, indem sie Melindas Kochkünste priesen, bis sie lachen mußte und verlegen wurde wegen der Übertreibungen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück buk Melinda Brot. Nachdem sie die Zutaten gemischt und geknetet hatte, tat sie den Teig in Brotkörbchen und stellte ihn, mit Baumwolltüchern bedeckt, zum Gehen zur Seite. Währenddessen bereitete sie das Mittagessen zu. Sobald das Brot aufgegangen war, regulierte sie die Temperatur im Ofen durch Einlegen der richtigen Menge Holz und Einstellen der Ofenklappe. Dann schob sie die Laibe hinein, bis sie goldbraun waren.
Während dieses Brot buk, rührte sie eine zweite Portion Teig, diesmal für Sauerteigbrot und -brötchen. Dazu benutzte sie den Grundteig, den sie aus ihrem eigenen Haus mitgebracht hatte.
Als die Cowboys zum Mittagessen hereinkamen, fanden sie eine Platte voll saftigen Roastbeefs vor, eine Schüssel mit brauner Fleischsoße sowie eine Platte voller Sauerteigbrötchen und einen aufgeschnittenen Laib goldbraunes Brot, beides frisch aus dem Ofen und himmlisch duftend. Dazu gab es noch Kartoffeln, Karotten und grüne Bohnen. Obendrein standen auf der Arbeitsplatte zwei süße Kartoffelpasteten zum Auskühlen.
Die Männer machten sich über die Mahlzeit her, als hätten sie seit Wochen nichts mehr zu essen bekommen. Melinda ging um den Tisch herum und füllte ihre Kaffeetassen auf. Dann ging sie zur Arbeitsfläche zurück, um die Pasteten aufzuschneiden und auf Desserttellerchen zu legen.
Außerdem setzte sie eine zweite Kanne Kaffee auf, da sie die Erfahrung gemacht hatte, daß eine Kanne schnell geleert war und die Männer gern noch eine Tasse zum Nachtisch tranken. Sie warf einen Blick auf den Tisch und stellte fest, daß das Brot alle war. So nahm sie einen zweiten Laib, schnitt ihn auf und trug ihn herbei.
Bevor sie sich wieder abwandte, griff sie nach einer leeren Schüssel. Gerade wollte sie erneut zur Arbeitsfläche zurückkehren, als sie von MacKenzie gebrernst wurde.
„Warum, zum Teufel, rennen Sie ständig hin und her? Setzen Sie sich und essen Sie."
Melinda
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