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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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gewesen waren, hatte ihre Liebe eine Grundlage aus Freundschaft, Respekt und gemeinsamen Erinnerungen gehabt. Seine Werbung war süß und unschuldig gewesen, und in der Hochzeitsnacht hatte er sie zärtlich und langsam in die Liebe eingeführt.
    Natürlich hatten sie sich auch gestritten. Welches Ehepaar tat das nicht? Aber ihre Auseinandersetzungen waren ruhige Meinungsverschiedenheiten gewesen, die sie gewöhnlich mit einem Kuß und einer Umarmung beendet hatten. Und wenn sie sich gelegentlich mit dem anderen gelangweilt hatten, war das, nun, wie das Leben eben so spielte. So war die Liebe eben. Oder nicht?
    Konnte es sein, daß die wilden, stürmischen Gefühle, die Daniel MacKenzie in ihr entfachte, ebenfalls Liebe waren? Der flammende Zorn, die Begierde, die bei seinem Kuß wie ein Feuerwerk in ihr brannte, und die Aufregung, die sie in seiner Nähe jedesmal überfiel, waren diese aufwallenden, widersprüchlichen Gefühle Liebe?
    Melinda wußte nicht, was sie glauben sollte. Sie wußte nicht, was sie von Daniel zu erwarten hatte. Ja, sie wußte nicht einmal, was sie wollte. Aber sie konnte kaum den nächsten Tag erwarten, bis sie ihn wieder sah.

6. KAPITEL
    Am nächsten Morgen wachte Melinda viel später auf als sonst. Besorgt eilte sie zum Haupthaus, um das Frühstück vorzubereiten. Zum Glück warteten die Cowboys noch nicht hungrig auf ihr Essen. Nach der langen, anstrengenden Nacht hatten sie wohl alle länger geschlafen.
    Hastig suchte sie die Zutaten für das Frühstück zusammen, wobei sie ständig mit gespitzten Ohren auf das Geräusch wartete, wenn die Tür zum Hausinnern geöffnet und Daniel eintreten würde. Doch das geschah nicht.
    Einige Zeit später, nachdem sie die Glocke geläutet hatte, um die Cowboys zum Essen zu rufen, trafen die Männer einer nach dem anderen ein. Daniel war unter ihnen. Er mußte bereits draußen gearbeitet haben.
    Klopfenden Herzens wandte sich Melinda zu ihm um und wartete auf ein Lächeln oder einen Blick. Doch er schaute nicht einmal in ihre Richtung. Melinda fühlte sich elend, als sie sich auf ihren Platz setzte. Sie schob ihr Essen auf dem Teller hin und her und schaffte es nur mit Mühe und Not, ihre Tränen zurückzuhalten.
    Später, nachdem die Cowboys wieder fort waren, blieb Daniel MacKenzie zurück. Er stand hinter seinem Stuhl und umklammerte die Lehne so fest, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Hoffnung stieg in Melinda auf. Vielleicht war er zu verlegen gewesen, um vor den Männern Gefühle für sie zu zeigen. Das ergab einen Sinn.
    Unter dem Vorwand, Geschirr zur Spüle tragen zu wollen, trat sie an den Tisch. In Wirklichkeit wollte sie Daniel näher sein
    und ihm Gelegenheit geben, mit ihr zu sprechen. Das Herz pochte ihr bis zum Hals vor Erwartung. Plötzlich war sie zu schüchtern, ihm ins Gesicht zu sehen, und sie senkte den Kopf.
    MacKenzie räusperte sich. „Äh, Melinda . . . das heißt, Mrs. Ballard. Ich ... ich entschuldige mich für gestern abend." Sein Tonfall war förmlich und kühl, als wäre sie eine völlig Fremde statt der Frau, die er nur wenige Stunden zuvor leidenschaftlich geküßt hatte. „Mein Benehmen ist unentschuldbar gewesen. Es war spät, und wir hatten alle hart gearbeitet. Ich fürchte, ich war von Jubel überwältigt."
    Aha! Nicht weil er etwas für sie empfand oder sie wenigstens begehrte, hatte er sie geküßt. Nur die Aufregung über das besiegte Feuer war daran schuld, und sie war zufällig die einzige gewesen, die zum Küssen greifbar war.
    Melinda hielt den Kopf gesenkt. Sie hätte es nicht ertragen, wenn er die aufsteigenden Tränen in ihren Augen entdeckt hätte. Er durfte nicht erfahren, wie sehr er sie verletzt hatte.
    „Natürlich", entgegnete sie und war froh, daß ihre Stimme ebenfalls ruhig und kühl klang. „Ich verstehe. Bei mir war das sicher auch der Grund."
    Melinda drehte sich um und ging zur Spüle. Dort kratzte sie mehrere Töpfe aus und stellte sie in die mit Seifenwasser gefüllte Abwaschschüssel. Dabei kehrte sie Daniel MacKenzie die ganze Zeit den Rücken zu. Er stand schweigend noch einen Augenblick da. Dann hörte Melinda das Geräusch seiner Stiefel auf dem Fußboden und das Zuschlagen der Tür. Nun war er fort.
    Melinda ging zum Tisch zurück und trug eine weitere Ladung Geschirr zur Spüle. Wie immer arbeitete sie rasch und umsichtig. Doch während sie schrubbte und abwusch und klarspülte, rannen ihr Tränen über die Wangen.
    Sie redete sich ein, daß sie nun nicht schlechter dran war

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